Betörendes Grabgeflüster
Ihre gemeinsame Passion für Blue Öyster Cult hat den ersten Funken zwischen Johanna Sadonis und Ikone Nicke Andersson geschlagen. Einige Jahre später sind die beiden nun das vielleicht coolste Ehepaar des Rock’n’Roll und frönen mit Lucifer ihrem Faible für Retro-Klänge und geschmackvolle Friedhofsromantik. Genauso ästhetisch stringent und ansprechend wie Coverartworks, Live-Auftritte und Bildmaterial gestaltet sind, so brillant fügt sich auch das dritte Werk LUCIFER III in den kultig-okkulten Kosmos der Band ein und vermag die zwei starken Vorgänge sogar noch zu toppen. Die Platte perfektioniert die bisher eingeschlagene Richtung und vereint grandiose Melodien und subtilen Popcharakter mit Classic Rock und doomigem Protometal.
Ein vertontes Rendezvous mit dem Bösen, dessen mal knackig schiebenden (z. B. ›Flanked By Snakes‹), manchmal zurückgelehnten (›Cemetery Eyes‹) oder schwer drückenden (›Coffin Fever‹) Songs eines gemein ist: Sie bescheren dem geneigten Hörer wohlige Schau(d)er. Eine grandiose Gemeinschaftsleistung, auch wenn Zeremonienmeisterin Sadonis vorneweg mit süßen Schlangenzungen die vielleicht betörendste Teufelsanbetung (›Lucifer‹) seit Coven liefert. LUCIFER III bettet den Hörer in einen mit warmem Samt ausgeschlagenen Sarg, aus dem man am liebsten nicht mehr entsteigen möchte.
8 von 10 Punkten
Lucifer, LUCIFER III, CENTURY MEDIA/SONY