Die pure Animation
Man hatte es sich abgewöhnt, doch dann kommt der Tastengott von Deep Purple um die Ecke und vollbringt das Wunder, durch dieses Konzert von 2017 sämtliche Hemmungen zu lösen. Schon beim Opener ›Nuclear Attack‹ fliegt der Staub von der seit langem eingemotteten Luftgitarre. Zu ›Pictures Of Home‹ zieht man das erste Mal seit Jahren wieder eine Schnute, die Augen fest zusammengekniffen. ›All Night Long‹ lässt die Ferse des rechten Fußes vehement auf den Boden stampfen, während der linke nach etwas sucht, auf das er sich stellen kann wie auf eine Monitorbox. Kochlöffel und Salatgurken verwandeln sich umgehend in ein Mikrofon, während man entschlossen aber erfolglos versucht, das messerscharfe Organ von Carl Sentance zu imitieren, das Chris Cornell mit Power Metal verheiratet. Wie Kenner an den erwähnten Titeln erkennen, spielt Airey mit seiner herausragenden Band auf LIVE IN HAMBURG viele Klassiker von Größen wie Deep Purple, Gary Moore oder Rainbow, doch auch Solomaterial wie ›Lost Boys‹ – ein Uptempo-Brett auf warmem Hammondorgel-Bett – animiert durchgehend zur Bewegung. Pures Endorphin in belastenden Zeiten.
7 von 10 Punkten
Don Airey – LIVE IN HAMBURG, EARMUSIC/EDEL
Text: Oliver Uschmann