Der Boss ist schuld. Als am 14. April 1981 die Familie eines amerikanischen Freundes Markus Naegele mit auf ein Konzert von Bruce Springsteen nimmt, ist es um den zu jenem Zeitpunkt schon seit fünf Jahren für Musik brennenden 14-Jährigen endgültig geschehen: Eine Gitarre muss her, Rockstar wird das erklärte Berufsziel.
Heute, 40 Jahre später, blickt der Wahlmünchner zurück auf eine bewegte Vergangenheit – allerdings nicht als Arenen füllender Guitar Hero, sondern als motivierter und bestens vernetzter Macher in der Kulturbranche. Die Musik hat sich der 54-Jährige zum Fulltimejob neben dem Fulltimejob (und Familie) auserkoren. Wenn Markus Naegele von seiner Musiksozialisation erzählt, von seiner in England erjagten Punk-Vinyl-Beute, vom mühseligen Erlernen des Gitarrenspiels und schließlich dem ersten richtigen Auftritt vor 200 Leuten, dann sieht man das Leuchten in seinen Augen und es wird einem schnell klar, warum er gar nicht anders kann, als an seinem Traum festzuhalten. GEHST DU MIT MIR UNTER ist nicht seine erste Platte, zuletzt spielte er bei den vielbeachteten Fuck Yeah.
Frustriert von fortlaufenden Line-up-Wechseln bei seinen bisherigen Bands hat er für sein Projekt Don Marco & die kleine Freiheit nun einen Ansatz gewählt, der auf ein klassisches starres Bandgefüge verzichtet. „Ich hatte einen Billig-Achtspurrekorder für 100 Euro, auf dem habe ich Skizzen festgehalten“, erzählt Naegele, der das Pseudonym Don Marco (sein alter DJ-Name) bewusst als Abgrenzung zu zurückliegenden Aktivitäten gewählt hat.
„Als ich genug Demos zusammen hatte, habe ich musikalische Freunde und Wegbegleiter gefragt, ob Interesse bestünde, die Songs mit mir einzuspielen.“ Das Feedback war überwältigend, Swans-Gitarrist Kristof Hahn zum Beispiel setzte sich ohne lange zu überlegen in den Flix Bus, um von Berlin zur viertägigen Aufnahmesession in die Bones Studios nach Niederding zu fahren. Noch mit im Boot: Tim Jürgens, Kevin Ippisch, Philip Bradatsch, Nick Buttermilch, Bonifaz Prexl, Stefan Kolbeck und Christof „King Brownie“ Hobein. „Die meisten kannten sich vorher nicht und der ganze Aufnahmeprozess war ein Experiment“, berichtet Naegele. „Ich bin ein Fan von Bands, die spontan und unter Druck im Studio frisch aufnehmen, bei denen vorher nicht schon alles komplett durcharrangiert und fast zu Tode gespielt wurde. Da kann man noch Sachen entdecken und sich gegenseitig motivieren. Und wenn wie bei uns ausschließlich Profis dabei sind, dann geht das auch in einem ordentlichen Tempo.“
Herausgekommen ist ein Album, auf dem Naegele all seine ihn prägenden, breitgefächerten Vorlieben hat einfließen lassen, von Glam-Rock zu Powerpop, früher NDW und New Wave zu bittersüßem Folk und Country. Eine echte Herzensangelegenheit.