Wachrüttler
Ray Wilson hat etwas zu sagen, und zwar sowohl musikalisch als auch politisch und gesellschaftlich. Seine Musik ist also nicht nur das Spiegelbild seiner Seele, sondern ebenso seines wachen Verstandes. Und so ist Wilsons neues Album THE WEIGHT OF MAN ein künstlerisch wie intellektuell spannendes Werk, auf dem der Schotte – der neben seinen früheren Bands Stiltskin und Cut auch kurzzeitig Sänger der Rocklegende Genesis (CALLING ALL STATIONS, 1997) war – eine erstaunliche Bandbreite aus privaten Einsichten und globalen Statements abdeckt.
Das Außergewöhnliche: Selbst schwierige Themen und kritische Botschaften klingen bei ihm niemals dogmatisch, sondern werden von einer Musik eingehüllt, die Wohlbehagen auslöst. Das liegt einerseits an Wilsons außerordentlich feingeistigem Songwriting, vor allem aber an seiner sonoren Stimme. Denn die transportiert Tiefgang, Empathie, große Emotionen und eben auch seine Sicht auf eine Menschheit, die sich – siehe Albumtitel und gleichnamiger Song – in einer problematischen Lage befindet. Ray Wilson kann mit THE WEIGHT OF MAN wachrütteln, aber könnte er auch heilen? Man würde es sich wünschen!
9 von 10 Punkten
Ray Wilson, THE WEIGHT OF MAN, JAGGY D UG/SOULFOOD