Auf ihrem zweiten Album, HIGH TENSION, sind Red Machete erwachsener geworden, was sich vor allem in einer offeneren Herangehensweise niedergeschlagen hat. „Wir müssen nicht mehr krampfhaft diesem 70er-Image folgen, wichtig ist uns die Authentizität“, sagt Sänger und Gitarrist Marco.
Trotzdem wurde die neue Platte analog aufgenommen – mit dem Risiko, alles zu verlieren. „Da stehen vier Leute an einem Riesenmischpult und müssen zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Knöpfe drehen. Da bist du ganz schön happy, wenn du es geschafft hast.“ Komplett live eingespielt, wollten die Österreicher die für sie typische Spontaneität und Authentizität auch im Studio einfangen. „Unser Debüt war digital aufgenommen. Jetzt haben wir es eher durch Zufall mal so probiert und es hat sich sehr natürlich angefühlt.“ Die Zeit im Studio haben die Linzer aus Kostengründen kurz gehalten – da hilft es, dass das Trio bereits seit 13 Jahren zusammen spielt und sich blind versteht.
An vorderster Stelle stünde bei Red Machete sowieso das Feeling. „Bei unserer Musik geht es um Dinge, die uns bewegt haben. Heutzutage ist man es gewohnt, dass alles perfekt klingt , aber die kleinen Fehler lassen es erst zur Rockmusik werden. Wir sind klar beeinflusst von der Musik, mit der wir aufgewachsen sind. Von Queen, AC/DC oder Deep Purple. Dann geht es weiter zu Dio, Whitesnake und Doug Aldrich. Das war für mich das, wo ich so richtig abgerutscht bin. Lange Haare, laute Gitarren, Schlaghosen und ein offenes Hemd“, so Marco.
Komplett auf die eigene Intuition zu hören, das haben Red Machete auf dieser Platte ganz bewusst getan. „Den Kopf benutzt man eh genug“, findet Klaus, während sein Bandkollege den Aufnahmeprozess so beschreibt: „Du gehst total vorbereitet rein – glaubst du – und dann kommt’s eh anders, als du denkst. Da hat es schon sehr geholfen, sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen“. Das pragmatische Lebensmotto ihres ehemaligen Chefs in einer Linzer Bar hat sich die Band dabei zu ihrem eigenen gemacht: „Entweder es taugt, oder eben nicht“.
Auch sonst sind die Österreicher risikofreudig und liefern gleich eine passende Anekdote zum Beweis: „Ich stell mich während Gigs immer auf die Bar und suche mir dann jemanden aus, der mich auf den Schultern zurück zur Bühne trägt. An dem Tag war das ein Freund von uns, der einen ziemlichen Rausch hatte…“ Das Resultat war der überraschend harte Kontakt mit dem Fliesenboden. „Das war der einzige Gig, wo ich es nicht bis zur Bühne geschafft habe“, resümiert Marco trocken.
Das wahre Wunder der Geschichte: Seine Les Paul hat den Unfall unbeschadet überstanden. Alles andere wäre auch eine Schande gewesen, nicht nur, weil es demnächst wieder losgeht mit unvorhersehbarer Live-Akrobatik, sondern auch, weil die eingeritzten Unterschriften von Billy Gibbons, Justin Hawkins und Richie Kotzen das Instrument zieren.