Zwischen Wallenstein und Hölderlin tagt der Rat der Motten.
Vollmundig betitelt, kompiliert THE BEST OF KRAUTROCK 16 Titel von 13 Bands, verteilt über vier LP-Seiten – gewissermaßen ein Appetizer für die ebenfalls auf ZYX erhältlichen Originalalben. Ohne die Pioniere Can, Faust, Amon Düül II, Kraftwerk und Tangerine Dream kann man aber kaum vom „Besten“ sprechen. Eine Ahnung, was in den späten 60ern und der ersten Hälfte der 70er Jahre als tonangebend galt, vermittelt der Querschnitt aber dennoch: Guru Guru, das Jazz-Trio um Schlagzeuger Mani Neumeier mit Wohngemein-schaftssitz in Finkenbach im Odenwald, eröffnet mit ›Stone In‹ in gewohnt improvisierter Überlänge mit archaischem Anarchowitz. Exotisch Orientalisches bis meditativ Fernöstliches gibt’s bei der ›Oriental Journey‹ von Mythos. Obwohl der Titel vom späterem Gitarrenlehrer der Nation Peter Bursch und seiner Bröselmaschine ›Gedanken‹ lautet, wird im verflöteten Akustik-Folk-Pop doch Englisch Gesungen-es bevorzugt. Als mutiger erweisen sich da Ihre Kinder mit ›Leere Hände‹, prinzipiell ein Vorläufer von Udo Lindenbergs Rhetorik. Auch Hölderlins verquaster Art Rock (›Waren wir‹), das agitatorische Politgebaren von Floh de Cologne (›Wir stehen am Rande‹) und das skurrile Bardentum von Witthüser & Westrupp (›Der Rat der Motten‹) bevorzugen deutsch Getextetes. Aus Birth Controls hartkantigem zweiten Album OPERATION stammen sowohl das zackige ›Flesh And Blood‹, als auch das über siebenminütige ›Just Before The Sun Will Rise‹. Wallenstein, lyrisches Progressiv-Rock-Vehikel von Keyboarder Jürgen Dollase, offeriert auf den jeweils knapp neunminütigen ›Mother Universe‹ und ›Braintrain‹ jede Menge Mellotron. Popol Vuh schließlich, Experimentierfeld von Multiinstrumen-talist Florian Fricke und in Sachen elektronischer Klangbilder auf Augenhöhe mit Edgar Froese und Klaus Schulze, liefert den Soundtrack-Auszug ›Aguirre‹ für Werner Herzogs gleichnamigen Kinofilm und ›Der große Krieger‹ aus „Letzte Tage – letzte Nächte“.