Ein wenig dünn. Und zwar in fast jeder Hinsicht.
Das Leben Bruce Springsteens auf schlappen 80 Seiten? Kollege Peter Ames Carlin füllte mit dem gleichen Sujet kürzlich über 600 Seiten, das sollte in Sachen Boss also als Maßstab dienen. Zumal David Remnick ja nun kein ausgewiesener Schnell-schuss-Schreiberling ist, der passend zu Tournee oder neuem Album mal eben ein Buch raushaut, um was vom Kuchen abzukriegen, sondern immerhin Chefredakteur des hochrenommierten „New Yorker“-Magazins und seit 1994 stolzer Pulitzer-Preisträger. Ein Guter, will man meinen. Doch steht in seinem Buch leider nicht allzu viel, was Kollege Carlin nicht schon vorher niedergeschrieben hätte. Klar, Remnicks Essay ist mehr Psychogramm als Biographie, es gewährt interessante Einblicke in die Tournee zum Album WRECKING BALL und betrachtet Springsteen stets vor dem Hintergrund amerikanischer Gegen-wartskultur mit all ihren Nöten und Widersprüchen. So gesehen, ist es immerhin ein kluges, durchaus nahrhaftes Zusatzkapitel zu Carlins biographischem Schwergewicht. Letzteres bleibt aber auch weiterhin der Maßstab, Pulitzer-Preis hin oder her.