Ein hübsches Comeback der melodischen US-Alternative-Veteranen
Ganz ehrlich? Mitte der 90er war ich richtig wütend auf The Connells. Aus dem UK kamen so viele prima Gitarrenbands, in den deutschen Charts wurden sie alle ignoriert. Einen einzigen Quasi-Britpop-Top Ten-Hit gab’s 1995 hierzulande – und der kam aus North Carolina. Warum rotierten ausgerechnet The Connells mit ihrem schläfrigen ›74/75‹ auf MTV, während The Bluetones, Supergrass oder Teenage Fanclub ignoriert wurden? Mich ärgerte das. Was natürlich kindisch und albern war. Wie albern, merke ich endlich 2021. Das Sextett, das von mir als One-Hit-Wonder wahrgenommen wurde (aber tatsächlich zwischen 1985 und 2001 acht Alben veröffentlichte) hat sich nach längerer Auszeit für eine Neunte zusammengefunden. STEADMAN’S WAKE ist ein feines, in sich ruhendes Alternative-Rock-Album, das in der Klangwelt von The Posies, Big Star und den frühen R.E.M. seinen Claim absteckt. Das ist naturgemäß nicht spektakulär, findet aber für das, was es ist, ohne Zweifel auf höchstem Level statt, gekonnt, unaufgeregt, ausgereift.
Klicken wir doch noch mal ›74/75‹ auf YouTube an. Hey, eigentlich war die Nummer voll okay. Hübsche Strophen! Mann, was konnten wir verbockt sein, als wir Kids waren.
7 von 10 Punkten
The Connells, STEADMAN’S WAKE, BLACK PARK/MISSING PIECE/VIRGIN