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Tami Neilson: „Das Album, das ich schon immer machen wollte“

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Tami Neilson: „Das Album, das ich schon immer machen wollte“

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Auf ihrem neuen Album KINGMAKER wollte Tami Neilson all jene Ideen verwirklichen, an die sie sich zuvor nie herangetraut hatte. „Anfang 2020 hatte ich ein Album herausgebracht, dem die Pandemie die Luft aus den Segeln nahm. 2020 war deshalb erst einmal ein Trauerprozess für mich. Erst 2021 ging ich KINGMAKER an und zwar ganz anders, als die vorherigen Alben. Ich hatte erstmals viel Zeit und den Mut, mir selbst auferlegte Regeln zu brechen. Eigentlich dachte immer: Wenn ich den Song nicht genauso auf die Bühne bringen kann wie er auf der Platte ist, dann mache ich ihn nicht. Davon habe ich mich befreit. Tourneen haben nicht stattgefunden, also erschuf ich das Album, das ich immer schon machen wollte. Jetzt, wo das Live-Geschäft wieder losgeht, bin ich natürlich am Arsch.“, erklärt die Kanadierin lachend von ihrer Wahlheimat Neuseeland aus. Kern dieses neuen Ansatz ist vor allem eine starke Dramaturgie: „Meine erste Liebe waren Künstlerinnen wie Dusty Springfield. Ich wollte, dass KINGMAKER sehr dramatisch klingt, aber auch reduzierte Songs wie ›Careless Woman‹ enthält. Dieser Kontrast war mir wichtig, weil Großes erst wirkt, wenn auch etwas Kleines als Gegenpol dabei ist“, so Neilson im Zoom-Interview. Inhaltlich beschäftigen sich die neuen Songs vor allem mit den durch das Patriarchat verursachten Missständen, mit denen sich viele Frauen herumschlagen müssen: „Wie so vielen Müttern ging mir die Pandemie an die Substanz. Es war verrückt, einen so großen Anteil der Care-Arbeit zu tragen. Diese Situation hat viele meiner Texte befeuert. Teilweise brodelte große Wut in mir hoch, weil Dinge wie die Gender-Pay-Gap so unfair sind.“

Ihre feministische Erleuchtung hatte die aus einer Musikerfamilie (The Neilsons) stammende Künstlerin erst recht spät: „ Ich wurde davon lange abgeschirmt, weil ich in einer Band mit meinen Brüdern und meinem Vater war und mich in einer geschützten Blase bewegte. Meine Epiphanie hatte ich, als ich Mutter wurde und die Dreistigkeit besaß, weiterhin Musikern sein zu wollen. Da schlug mir so viel Misogynie entgegen, dass es mir wirklich die Augen öffnete.“ Ob sie mit ihren kritischen Texten bei vielen Hörer*innen aneckt, ist Neilson inzwischen egal: „Musik ist immer ein Spiegel, sie reflektiert, was bereits in dir ist. Deine Reaktion spiegelt dein Innenleben wider, sie verrät dich.“ Ein Highlight unter vielen auf dem eindringlichen KINGMAKER heißt ›Beyond The Stars‹, ein Duett mit Country-Legende Willie Nelson, das auf eher ungewöhnliche Art und Weise zustande kam, wie die sympathische Künstlerin lachend erzählt: „Ich hätte bei einem Festival auf Willies Ranch spielen sollen, das wurde wegen der Pandemie jedoch auf ein Online-Event umgestellt. Dadurch entwickelte sich eine Twitter-Freundschaft zwischen mir und einer Frau namens Annie. Irgendwann meinte mein Bruder zu mir: ‚Du weißt schon, dass das Willie Nelsons Frau ist, oder?‘ Ich hatte keine Ahnung! Irgendwann traute ich mich, sie zu fragen, ob Willie wohl bei einem meiner Songs mitmachen würde und er sagte zu. Ich war total von den Socken.“

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