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Stewart Copeland: „Mit Sting konkurriere ich immer – auch beim Pinkeln!“

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Stewart Copeland: „Mit Sting konkurriere ich immer – auch beim Pinkeln!“

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Wenn sein Name fällt, kriegen Schlagzeuger und Musikkenner funkelnde Augen: Stewart Copeland, bekannt für seine Virtuosität, gilt als einer der besten Rock-Drummer. Mit Sting und Andy Summers schrieb er ab 1977 mit The Police Rock-geschichte. Nach einer erfolgreichen, kurzzeitigen Reunion 2007 wandelt Stewart wieder auf Solopfaden, mit Soundtracks, Opern und neuerdings auch Orchestern: POLICE DERANGED FOR ORCHESTRA heißt das Spektakel – mit Copeland als Drummer und Dirigent

Stewart, die Klassik scheint es dir angetan zu haben. 2019 hast du erstmals in der Elbphilharmonie Hamburg gespielt, unterstützt von einem großen Orchester.
Damals habe ich allerdings nur meine Filmmusik aufgeführt, Stücke aus „Wall Street“, „Talk Radio“ oder „Rumble Fish“. Der Sound in der Elbphilharmonie war beeindruckend, fantastisch!

Mit Hamburg verbindet dich auch die Police-Reunion 2007 beim „Live Earth“-Festival unter der Schirmherrschaft von Al Gore.
Das war eine Benefiz-Show für den Klimaschutz. Das Thema ist heute brisanter denn je. Es war wichtig, dass wir damals für Awareness gesorgt haben und versuchten, den Klimawandel ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Das Problem ist nur, dass die Politik zu langsam, zu bürokratisch agiert und dabei noch zu sehr wirtschaftliche Interessen priorisiert. Das macht mich pessismistisch, obwohl ich lieber positiv in die Zukunft blicke …

Um was geht es bei POLICE DERANGED FOR ORCHESTRA?
Die Tour heißt „Stewart Copeland’s Police Deranged for Orchestra“. „Deranged“, also geistesgestört, ist dabei ein Wortspiel, eigentlich müsste es „rearranged“ heißen. Bei den ersten Klassikshows hatte ich den Police-Hit „Don’t Stand So Close To Me“ nur kurz angespielt – als Instrumental, weil ich keinen Sänger hatte. Das Publikum hat die Nummer sofort lauthals gesungen. Da wurde mir klar, wie wichtig es ist, bekannte Songs im Programm zu haben. Die Leute reagieren auf „Roxanne“, „Message In A Bottle“ oder „Every Breath You Take“ viel emotionaler als auf neue Stücke. Sie wollen Hits und die kriegen sie jetzt.

Vom einstigen Trio Police zum 40-köpfigen Orchester. Interessant, dass du dabei nicht mit denselben Musikern unterwegs bist, sondern bei fast jeder Show mit anderen …
Für Stingo wäre das ein feuchter Traum, wenn er nach jedem Gig seine Musiker feuern könnte! (lacht laut)

„Stingo“ hat schon vor Jahren Police-Songs mit Orchesterbegleitung gespielt. Steht ihr in Konkurrenz?
Immer! In allem! Zwischen uns herrscht ewige Rivalität. Wir konkurrieren etwa beim Rollerskaten, beim Skifahren, beim Trinken – und selbst beim Pinkeln!

Seid ihr regelmäßig in Kontakt?
Ja. Er hat mir zu meinem Grammy für [das New-Age-Album] DIVINE TIDES gratuliert und ich ihm zu seinem Geburtstag. Stingo ist jetzt 71, ein gutes halbes Jahr älter als ich, was ihn zu einem richtig alten Sack macht, hehe.

Wie stehen die Chancen für ein erneutes Police-Revival?
Sehr gut! Wirklich! Ich bin da echt total optimistisch! Ich würde sagen, die Chance liegt bei etwa einem Prozent! Nein, im Ernst: Während der Klassikshows habe ich mich zwar neu in die Police-Hits verliebt, aber das Beste ist, sie ohne die beiden anderen Knallköppe [wörtlich: sons of bitches] zu spielen. Ich habe wirklich nichts als Liebe und Respekt für Sting und Andy in meinem Herzen, aber wir sind uns immer dermaßen auf die Nüsse gegangen, warum sollten wir uns das noch mal antun? Sting wird genießen, dass ihm der Drummer nicht andauernd Kopfschmerzen bereitet. Wir sind Freunde und wollen diese Freundschaft nicht gefährden.

Zurück zur Klassik: Wie funktioniert das Zusammenspiel mit immer neuen Musikern?
Ganz einfach: Orchestermusiker sind Vollprofis, Vollblutmusiker durch und durch. Die „Orchs“, wie ich sie nenne, können im Gegensatz zu vielen Rockmusikern Noten lesen. Wenn sie ein Notenblatt vorgelegt bekommen, spielen sie die Musik exakt so – Note für Note. Bei den Konzerten in
Deutschland werden übrigens die Prager Philharmoniker dabei sein.

Ein Vollblutmusiker war auch dein Freund Taylor Hawkins, der im Frühjahr 2022 überraschend verstarb.
Taylor war großartig, so voller Leben. Und ein ewiger Fanboy, obwohl er selbst ein Star war und mit den Foo Fighters Stadien ausverkaufte. Sein Tod hat mich schockiert, niemand konnte damit rechnen. Mit Taylor, Neil Peart, Charlie Watts und Ginger Baker sind in letzter Zeit einige große
Schlagzeuger von uns gegangen. Charlie und Ginger hatten ein gesegnetes Alter, Neil war bekanntlich todkrank. Man gab ihm nach der Krebs-Diagnose noch ein Jahr und er machte zwei daraus. Einmal meinte er zu mir: „Mein Haltbarkeitsdatum ist längst abgelaufen!“ Letztlich konnte Neil aber in Frieden und Würde aus dem Leben scheiden. Taylor dagegen wurde mitten aus dem Leben gerissen. Ich traf ihn das letzte Mal ausgerechnet auf Neil Pearts Trauerfeier. Sein Tod ist unfair! Alle mochten Taylor, er war mit all seinen Musikhelden befreundet und mein „brother of the stick“.

Im September hast du bei beiden Memorial-Konzerten gespielt. Taylors Sohn Shane soll dich zu Tränen gerührt haben.
Hat er! Die Konzerte in London und Los Angeles waren hochemotional. Plötzlich drummte dieser 15-jährige Junge ganz tapfer zur Foo-Fighters- Nummer „My Hero“ und gedachte so seines Dads. Da blieb kein Auge im Stadion trocken.

Du hast das Schlagzeug mit 13 für dich entdeckt. Wie kam’s?
Ich war generell ein Spätzünder und ziemlich zurückhaltend. Aber als ich das erste Mal auf ein Drumkit eindrosch, fühlte ich mich plötzlich wie ein 400 Kilo motherfuckin’ Silberrücken-Gorilla! (lacht) Das erste Schlagzeug meines Lebens hatte ich in einer Zeitschrift gesehen, rotfunkelnd, von Slingerland. „Wow! I want!“ war mein erster Gedanke. Mein Vater Miles war früher selbst Musiker gewesen und fand es klasse, dass ich mich dafür interessierte, er organisierte sofort Unterricht. Dabei habe ich gemerkt, wie der gewaltige Sound der Drums mein eigenes Ego um ein vielfaches vergrößerte. Ich war völlig geflasht. Und bin es bis heute.

Schlagzeugspielen scheint auch jung zu halten.
Absolut, ja. Es hält jung – und gleichzeitig treibt es einen in den Wahnsinn

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