Auch im Schatten eines übergroßen Papas kann man wachsen
Im Sommer 2021 gab‘s Platz 1 im UK und in Irland für das Inhaler-Debüt IT WON‘T ALWAYS BE LIKE THIS. Kein schlechter Start für das junge Quartett, das sich wünscht, die Welt würde ignorieren, dass ihr Sänger Eli Hewson der Sohn von Bono ist. Aber sorry, das geht nicht, zu ähnlich die Stimmen und das Aussehen – so funktionieren Gene nun mal. Manch einer wird Eli deshalb auf ewig vorhalten, als „Nepo-Baby“ (so der neue Buzz-Ausdruck) nach oben gekommen zu sein. Aber wenn es Inhaler gelingt, sich langfristig zu etablieren, dann wird der Schatten des übergroßen Dads auch verblassen. Das neue CUTS & BRUISES ist ein guter Schritt in diese Richtung. Wie das Debüt überzeugt die Platte nicht unbedingt mit Originalität, dafür umso mehr mit der Effizienz, mit der hier im richtigen Moment die richtigen Knöpfchen gedrückt werden, was in einer mit Ohrwürmern vollgepackten Indierock-Platte resultiert. Wobei die Iren ihre Palette erweitert haben: ›Love Will Get You There‹ hat die Luftigkeit einer Smiths-Single, ›When I Have Her On My Mind‹ könnte von Ryan Adams‘ ROCK’N‘ROLL stammen, ›Valentine‹ verwebt gekonnt und geschmackvoll ambiente Gitarrenspuren und ›The Things I Do‹ bringt Streicher und Piano ins Klangbild. Wenn sie diese Flugkurve beibehalten, geht für Inhaler noch eine Menge.
7 von 10 Punkten
Inhaler/ CUTS & BRUISES POLYDOR/UNIVERSAL