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Sweet: Das finale Grande Finale?

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Sweet: Das finale Grande Finale?

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Mit der Abschiedstour in der Rockmusik verhält es sich ein wenig wie mit dem Begriff „Wolf“ in der Fabel „Der Hirtenjunge und der Wolf“. Der Hirtenjunge schlägt während des Schafehütens aus Langeweile so oft Wolfsalarm, dass ihm, als selbiger wirklich kommt und seine Herde bedroht, schließlich niemand mehr glaubt.

Als gebeutelter Rockfan denkt man an die vermeintlichen Abschiedstourneen von Kiss Anfang der 2000er, der Scorpions oder Mötley Crüe, die ihr Ende 2014 sogar mit Unterschriften offiziell besiegelten, und horcht beim großen, letzten Servus so mancher Acts erst einmal skeptisch auf. Sweet drehen in diesem Jahr die zweite „final round“ ihrer Abschiedstournee, erklärten jedoch schon in der Pressemitteilung ganz ehrlich, dass es noch vereinzelte Shows zu sehen geben wird. Wir fragten Andy Scott – Gitarrist und letztes lebendes Originalmitglied der legendären Posterboys des 70er-Glams – was „The Final Round“ nun genau bedeutet, ob er oft an die guten, alten Zeiten denkt und wie es mit dem neuen Album FULL CIRCLE aussieht, das eigentlich schon längst erscheinen hätte sollen.

Wie final ist die „final round“ denn nun wirklich?

Schon vor einigen Jahren habe ich gesagt, dass ich nicht mehr so viel touren möchte. Mein Krebs ist unter Kontrolle, ich lebe seit 15 Jahren damit und würde gerne noch ein bisschen länger leben. (lacht) Fünf oder sechs Wochen am Stück auf Tour gehen – so wie mein Freund Mick Box von Uriah Heep zum Beispiel – kann ich nicht mehr. Jedoch werden wir Ende dieses Jahres in drei kleinen Abschnitten spielen. Ich mache fünf Shows und fahre danach für eine Woche heim, in diesem Tempo ist es für mich machbar. Es ist nicht mehr wie früher, als man vor der Show Leute traf und nach der Show Leute traf. Das geht nicht mehr, weil ich sonst nicht gewappnet bin für den folgenden Abend. Ich möchte also weiterarbeiten und weiterspielen, aber nicht mehr mehrere Wochen oder gar Monate fort sein. Deswegen heißt es „The Final Round“. In diesem Jahr spielen wir wieder am Nachmittag auf Wacken. Ich kann direkt nach der Show zum Hamburger Flughafen, heim fliegen und in meinem eigenen Bett schlafen. (lacht)

Ist das alles nicht trotzdem sehr anstrengend?

Ja, schon. Die Tabletten, die ich nehme, helfen gegen die Müdigkeit. Jedoch muss man seinen Tagesablauf an die eigene Gesundheit anpassen. Ich wache zum Beispiel gegen 6 Uhr auf, bleibe dann aber noch einige Stunden im Bett, weil ich sonst abends um 20 Uhr einschlafen würde.

Das ist nicht die erste „finale“ Tour in der Historie von Sweet…

Stimmt, es gab „Finale“. Damals hatten wir Probleme in der Band, die sich dann einige Jahre später in einem Personalwechsel auflösten. Ich mache [Sänger] Pete Lincoln keinen Vorwurf, dass er andere Pläne verfolgen wollte, jedoch kann man nicht wirklich gut auf zwei Hochzeiten tanzen. Sweet ist kein Nebenprojekt. Einige Jahre später stellten wir ein komplett neues Line-Up auf. In dieser Formation nahmen wir das Album ISOLATION BOULEVARD auf, wir re-recordeten sehr erfolgreich alte Sweet-Songs, um unseren neuen Sänger [Paul Manzi] vorzustellen.

Warum hast du Sweet durch all die schweren Zeiten hindurch nie komplett aufgegeben?

In den 80ern machten wir ja eine Pause. Ich brachte eigene Musik heraus, war Gastmusiker auf den Platten von Kollegen und produzierte Bands wie Iron Maiden. Viele Leute kamen damals zu meinem Gig mit einer Band namens Paddy Goes To Hollyhead in London und meinten: „Warum machst du das hier? Warum bringst du Sweet nicht zurück?“ Ich war mir nicht sicher, ob die Menschen Sweet noch hören wollten, doch kurze Zeit später traf ich meinen Agenten und er meinte, dass er ständig Anfragen für Sweet bekommen würde. Also stellte ich eine Band zusammen und wir tourten durch Australien. Bei unserer Rückkehr ging es weiter durch Europa. Wir nahmen LIVE AT THE MARQUEE auf, das es in die deutschen Charts schaffte und plötzlich dachte ich mir: „Warum habe ich das nicht schon viel früher getan?“ Wir wollten ja, dass Steve [Priest] zurückkommt, doch er sagte zu mir: „Ich habe das Tourleben gehasst, warum sollte ich das wieder tun?“ Also machte ich ohne ihn weiter. Darüber war er nicht gerade erfreut, doch er sah es ein. Dann wurde Mick [Tucker] krank. Ein weiteres Mal wusste ich nicht, ob ich weitermachen sollte. Ich änderte den Bandnamen zu Andy Scott’s Sweet, damit die Leute wussten, was sie erwartete. Vor allem, weil Brian zu dieser Zeit auch wieder angefangen hatte unter dem Banner Brian Connolly & The Sweet zu arbeiten. Darüber habe ich mich wiederum nicht sonderlich gefreut, doch er war immerhin der Leadsänger. Und jetzt stehen wir heute hier und ich habe immer noch Drive. Ende der 90er meinte Suzi Quatros Ehemann, Rainer, mal zu mir: „Es wird wahrscheinlich nicht besser, als es ist, denn alle denken, dass du The Sweet bist und ausmachst.“ Das nahm ich mit. Schau, eine Filmproduktionsfirma hat uns gutes Geld gezahlt, um ›Fox On The Run‹ benutzen zu dürfen. Ich wusste nicht, für welchen Streifen. Eines Abends saß ich mit meinem Sohn im Kino, wir sahen den Trailer zu „Guardians Of The Galaxy 2“ und plötzlich lief da mein Song. Mein Sohn schaute mich nur an und meinte: „Na, das ist schon okay, oder?“ (lacht) Der Song war im Film und auf dem Soundtrack, der wohl einige Exemplare verkaufte, wenn man meinem Tantiemen-Scheck Glauben schenken darf. (lacht) Dann gab es da eine Reunion zum Film E.T. und einer der Schauspieler trug ein Sweet-Shirt. Mein Fußballclub Wrexham spielt gut. Es sieht sehr gut aus auf allen Seiten. Man weiß nie, was noch passiert. Vielleicht spielen wir bald gegen Bayern München. (lacht)

Auf Seite 2 geht’s weiter mit dem Interview …

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