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Pink Floyd – Opulenter Overkill

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Pink Floyd – Opulenter Overkill

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Das Geschäft mit den Neuauflagen alter Tonträger boomt wie nie zuvor. Wobei die Remasters der Beatles, Queen und Rolling Stones erst der Anfang waren: Mit Pink Floyd nimmt die Wiederverwertung popkultureller Klassiker nun ganz neue Dimensionen an. Denn was sich hinter der Marketingkampagne „Why Pink Floyd?“ versteckt, ist ein Overkill ohnegleichen – wenn auch mit Stil, wie Drummer Nick Mason betont.

pinkish floyd 3.tifGeheimniskrämerei liegt ihnen nicht. Die Band, und in diesem Fall der 67-jährige Schlagzeuger Nick Mason, macht kein Geheimnis daraus, woher die Idee für die gigantische Neuauflage des Band-Backkatalogs stammt – und welchem Zweck sie folgt. „Die Plattenfirma-Leute hatten die Idee dazu, nicht wir Musiker“, setzt der kleine, rundliche Mann beim CLASSIC ROCK-Interview in den ehrwürdigen Londoner Abbey Road Studios an. „Zuerst haben wir gedacht: Warum sollten wir noch mehr Versionen von etwas herausbringen, das eh schon jeder hat bzw. in- und auswendig kennt? Wäre das nicht reine Geldschinderei? Trotzdem haben wir uns darauf eingelassen.“

Weil die Progrocker, und das unterschlägt Mason geflissentlich, eigentlich gar nicht anders konnten. Denn sie haben im Januar ein neues Vertragswerk mit dem EMI-Konzern unterzeichnet, das sie auf fünf Jahre an das Unternehmen bindet. Zudem machten ihnen die Verantwortlichen dort das Ganze so schmackhaft, dass sie kaum ablehnen konnten. Nämlich nicht nur mit den obligatorischen Remastern der 14 Studioepen (zum zweiten Mal nach 1994), sondern auch mit einer Best-Of namens A FOOT IN THE DOOR sowie Spezialeditionen der drei bekanntesten Alben THE DARK SIDE OF THE MOON (1973), WISH YOU WERE HERE (1975) und THE WALL (1979) – einmal als „Experience Versions“ mit Bonus-CD und opulentem Storm Thorgerson-Booklet, zum anderen als „Immersion Boxsets“ mit sechs CDs und diversem Bonusmaterial, das alle Aspekte und Entwicklungsstufen der Entstehungsgeschichte abdeckt (siehe Rezi in CLASSIC ROCK #9). Sprich: von frühen Demos über verschiedene Mixe bis zum Original-Release und späteren Live-Darbietungen – inkl. Filmmaterial.

Eine luxuriöse Angelegenheit, die zwar zu einem stolzen Obolus feilgeboten wird, aber selbst für hartgesottene Fans interessant sein dürfte – weil sie echte Raritäten enthält. Etwa unveröffentlichte Konzertmitschnitte, 5.1. Surround- und Quad-Mixe, das Backdrop-Filmmaterial der Tourneen sowie alternative Versionen der einzelnen Songs. Darunter auch der lange verschollene Auftritt des französischen Starviolinisten Stephane Grappelli auf WISH YOU WERE HERE, auf den Mason besonders stolz ist. „Das ist so etwas wie das Kronjuwel der ganzen Sache. Und ich muss zugeben, dass ich nicht weiß, warum wir es damals nicht verwendet haben. Er und Yehudi Menuhin haben im Studio nebenan gearbeitet und sind einfach mal rübergekommen, um zu sehen, was wir so machen. Dabei kam dann jemand auf die Idee, ob Stephane nicht Lust hätte, etwas zu dem Stück beizusteuern. Das hat er getan – aus reinem Spaß an der Sache. Er improvisierte ein bisschen, wir nahmen alles auf, legten es zur Seite – und haben es dann vergessen. Irgendwann hieß es, die Bänder seien gelöscht worden, um Platz für Neues zu schaffen – wie das früher so üblich war. Aber als wir schließlich unsere Archive durchforsteten, kam plötzlich diese Schachtel mit einer Bandspule zur Vorschein, auf der sein Name stand. Darin befand sich die Aufnahme, die jemand sorgfältig gemixt und in den Keller gebracht hatte.“

Was die Vermutung nahe legt, dass die EMI-Archive in den Gewölben von Abbey Road doch nicht so gut katalogisiert und verwaltet sind wie bisher angenommen – oder dass die Fülle des vorhandenen Materials schlichtweg so riesig ist, dass selbst eine geübte Fachkraft den Überblick verliert. Letzteres schien hier der Fall zu sein, zumindest sieht das Mason so. „Nun, wir reden hier von einer der größten Band-Bibliotheken der Welt. Wenn man sich vor Augen führt, wie viele Künstler in den vergangenen Jahrzehnten dort aufgenommen haben und wie viele Bänder für jeder einzelne von ihnen verbraucht worden sind, dann kommt da schon einiges zusammen. Denn es werden ja nicht nur die fertigen Album-Mixe aufbewahrt, sondern auch die einzelnen Versionen der unterschiedlichen Songs, die Multi-Tracks, die Masters, die Soundeffekte und alles Mögliche. Allein bei THE DARK SIDE OF THE MOON ergibt das ein paar hundert Schachteln, und die alle zu sichten, ist ein wahrer Albtraum. Ich glaube, wir haben fast sechs Monate dafür gebraucht – und noch länger für die Filmaufnahmen, die auf der ganzen Welt verteilt waren und die wir in mühsamer Kleinarbeit zusammenfügen mussten. Einfach, weil wir damals, also vor 30, 40 Jahren, sehr sorglos damit umgegangen sind. Doch wer hätte gedacht, dass wir das Material noch einmal brauchen würden und dass es überhaupt für jemanden interessant sein könnte. Aber jetzt, da wir die komplette Entstehungsgeschichte dieser Alben abbilden wollten, ging es eben nicht ohne. Und wir reden hier lediglich von den ersten drei Boxsets.“

Sollten sich die gut verkaufen (wovon angesichts des anstehenden Weihnachtsgeschäfts auszugehen ist), will die Band im nächsten Jahr den verbliebenen Backkatalog angehen und auch da mit jeder Menge Raritäten aufwarten, die vor allem aus der frühen und späten Bandgeschichte datieren: den Syd Barrett- bzw. den Post-Roger Waters-Jahren. „In den Siebzigern haben wir sehr ökonomisch gearbeitet, also nicht mehr aufgenommen, als wir mussten – das jedoch immer wieder umgestellt und so verändert, bis es ins Gesamtkonzept passte. In den späten Achtzigern und frühen Neunzigern sind wir von dieser Arbeitsweise abgewichen, haben uns verstärkt auf die einzelnen Songs konzentriert. Deshalb gibt es hier auch noch ein paar unveröffentlichte Outtakes. Aus der Sechziger-Ära mit Syd sind ebenfalls noch Unmengen von Material vorhanden, darunter auch viele Sachen, die wirklich sehr spannend sind.“

Wobei Mason, der sichtlich Spaß daran hat, nach Jahren als Privatier und Rock-Rentner wieder über Musik zu reden, mehr als einmal betont, dass er sich viel lieber mit neuem als mit altem Floyd-Material befassen würde. Und alles dafür täte, noch ein Album mit David Gilmour und Roger Waters aufzunehmen bzw. auf Welttournee zu gehen. „Die Wahrheit ist: Wir werden alle nicht jünger, und wenn wir das nicht bald anpacken, könnte es zu spät sein. Deshalb lasse ich nichts unversucht, um das irgendwie voranzutreiben. Und tatsächlich ist es so, dass sich Roger und David heute besser verstehen als je zuvor. Sie beide haben den Auftritt bei Live 8 sehr genossen. Insofern ist zwar nichts geplant und auch nichts bestätigt, aber ich gebe die Hoffnung keineswegs auf. Ich denke, dass dieses Projekt einiges bewirken könnte, sofern es ein Erfolg wird. Denn bei mir erhöht es definitiv das Verlangen, diese Songs noch einmal live zu spielen.“

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