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Trent Reznor – Flucht nach Hollywood

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Trent Reznor – Flucht nach Hollywood

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Zwei Jahre nach dem Rückzug von der Konzertbühne triumphiert Nine Inch Nails-Mastermind Trent Reznor als Komponist von Hollywood-Blockbustern, die ihm höchste Auszeichnungen bescheren. Und das ohne Label, ohne Manager, ohne Tourstress, ohne Ärger. Kein Wunder, dass der 46-Jährige seine Zukunft hinter den Kulissen von Hollywood sieht.

Trent Reznor (1)Was für ein Wandel: In den 90ern war der Mann aus Pennsylvania noch die Galionsfigur des amerikanischen Industrial-Rock, der mit harschen Elektro-Sounds und extremen Visuals 30 Millionen Alben verkaufte und Kollegen wie Marilyn Manson protegierte. Der sich an wüsten Exzessen verging und epochale Alben wie THE DOWNWARD SPIRAL oder THE FRAGILE schuf, immer die neueste Technik nutzte und auf permanentem Konfrontationskurs mit der Musikindustrie war. „Das Schlimme an den Labels ist ihre unglaubliche Bürokratie und ihre schamlose Profitgier“, so Reznor. „Sie haben keinen Sinn für Artwork, Bonustracks oder anspruchsvolle Videos.“

Weshalb er 2007 den Schritt in die Unabhängigkeit wagte und 2009 seinen Abschied von der Bühne verkündete. Nur um ins exakte Gegenteil seines ehemaligen Ichs umzuschlagen. Eben als gesetzter Musiker, der sein Leben grundlegend umgekrempelt hat. „Es ist ein tolles Gefühl, aus all diesen Verpflichtungen auszubrechen, nicht ständig im Rampenlicht zu stehen und einfach ich selbst zu sein.“

Was bedeutet, dass er mit Ehefrau Mariqueen Maandig und seinem einjährigen Sohn Lazarus Echo in Beverly Hills wohnt, auf seine Gesundheit achtet und im eigenen Studio vor sich hintüftelt – ohne Deadlines, aber mit allen Freiheiten und einem Projekt namens How To Destroy Angels, das er mit seiner Gattin betreibt. „Sie ist meine Seelenverwandte. Sprich: Wir sind die besten Freunde, und wir interessieren uns für dieselben Dinge. Von daher ist es ganz normal, dass wir auch zusammen Musik machen.“

Während er sich gleichzeitig auf eine Tätigkeit hinter den Kulissen der Filmindustrie verlegt. Eben als Komponist von Soundtracks zu Blockbustern wie David Finchers „The Social Network“ – was Reznor gleich die höchsten Auszeichnungen der Branche bescherte: den Grammy nebst Golden Globe für den besten Score des vergangenen Jahres. „Ich weiß nicht, wie lange ich keinen Anzug getragen habe, und ich muss zugeben, dass ich fürchterlich nervös war. Aber dann ist alles wie im Traum passiert – und es war in Nanosekunden vorbei. Als ich wieder zu mir kam, stand ich backstage mit einem Oscar und musste mich erst mal sammeln.“

Und: Was einmal funktioniert, schreit natürlich nach Fortsetzung – mit der Vertonung von „The Girl With The Dragon Tattoo“ (zu deutsch: „Verblendung“). Eine Neuverfilmung von Stieg Larssons Millenniumstrilogie, zu der Reznor einen ausgesprochen düsteren, sphärischen Score liefert, der einerseits sehr minimalistisch und verhalten ist, andererseits aber auch harsche Sequenzer-Sounds aufweist.

Eben rein instrumentale Stücke, die in erster Linie zur Intensivierung der Bilder dienen und für sich allein längst nicht die suggestive Stärke entwickeln wie im audiovisuellen Kontext. Was Reznor nicht daran hindert, alles, was er zu diesem Thema komponiert hat, auf nicht weniger als drei CDs zu veröffentlichen. Nämlich 37 Stücke plus zwei Coverversionen von Led Zeppelins ›Immigrant Song‹ und Bryan Ferrys ›Is Your Love Strong Enough?‹, die allein für sich die Anschaffung dieses dreistündigen Musik-Marathons wert sind. Zum einen, weil sich Karen O. (Yeah Yeah Yeahs) als echte Alternative zu Robert Plant erweist, weil Reznors Computer-Klänge das Original in eine aufregende neue Richtung führen – und weil Ferrys Edel-Schnulze im Esoterik-Elektronica-Gewand gleich doppelt so gut klingt.

Und so verwundert es wenig, dass Reznor vorerst an seiner Gangart festhält, den tourenden Musiker ebenso zurückstellt wie den Rockstar, und sich auf das konzentriert, was ihm Ruhm und Ehre beschert – das Exil in Hollywood. Was ihm gegönnt sei – sofern es nicht zur Gewohnheit wird. „Keine Sorge, ich werde bestimmt bald rückfällig“, lacht er trocken. „Einfach, weil das Verlangen dann doch zu groß wird.“

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