Die Australier packen so viel US-Underground wie möglich in ein starkes, aber unbehagliches Album.
Deaf Wish-Platten zu hören ist wie David Lynch-Filme zu sehen. Man fühlt sich nicht komfortabel in dieser Welt. Aus ihr heraus möchte man aber so schnell auch nicht wieder. Es gibt halt eine gewisse Magie des Kaputten und Zerschossenen, und wie der amerikanische Filmemacher sind auch die australischen Musiker sehr gut darin, diese Magie zu fördern. Nach einigen Jahren unterhalb des Radars drohten Deaf Wish zu einer dieser Bands zu werden, von denen alle schwärmen – die aber kaum jemand hört. Ein Vertrag bei Sub Pop ändert die Voraussetzungen: PAIN ist das erste Album auf dem Vorzeigelabel für lärmenden Indierock und wird von dort aus seine Kreise ziehen. Beeinflusst wurden Deaf Wish vor allem vom US-Underground, von Sonic Youth und den Wipers, Hüsker Dü und Minor Threat. Beim Titelstück ›Pain‹ laufen die Fäden zusammen, die Energie des Hardcore, die No-Wave-Gitarrenläufe von Sonic Youth, das wirbelnde Schlagzeug – ein Fest. ›The Whip‹ ist dagegen deutlich unbehaglicher, weil der Ausbruch ausbleibt und die Band im Bluesgetränkten Noise-Rock verweilt, der an andere Australier wie Nick Caves Boys Next Door erinnert. Beim Finale ›Calypso‹ scheiden sich die Geister: Die Gitarren sind offensichtlich verstimmt, zum Weglaufen für die einen, eine geniale Off-Mainstream-Geste für die anderen. Ganz ähnlich wie der rückwärts sprechende Zwerg damals bei David Lynchs Finale von „Twin Peaks“ – entweder man liebte ihn, oder man hasste ihn. Egal war er keinem.