Neue emotionale Weisheiten des wuchtigen Songwriter-Phänomens.
Dass Punkrocker auch Singer/Singwriter sein können (oder umgekehrt), wissen wir spätestens, seit Billy Bragg vor mehr als 30 Jahren mit ›A New England‹ unsterblich wurde. Dass man es mit der durchschlagenden Mischung aus Hirn, Herz und Haudrauf aber auch auf die vorderen Plätze der Charts und bis in restlos ausverkaufte Mehrzweckhallen schaffen kann, wissen wir erst seit Frank Turner. Auf POSITIVE SONGS FOR NEGATIVE PEOPLE macht der grundsympathische Brite nicht viel anders als auf dem Vorgänger TAPE DECK HEART, doch das steht ihm gut zu Gesicht. So finden sich auch auf Platte Nummer sechs subtile Solo-Folk-Nummern wie das nach einem Londoner Busker-Hotspot benannte ›The Angel Islington‹ und ›Song For Josh‹, die emotionale Abschiedsnummer für den Chef des legendären 9.30-Clubs in DC, und mit Poesie, Mandoline und Americana-Flair aufgepeppte Popsongs wie ›The Opening Act Of Spring‹. Sein Hauptaugenmerk gilt aber den laut-leidenschaftlichen Band-Nummern, mit denen er dem Punk in sich freien Lauf lässt, während er augenzwinkernd darüber sinniert, dass er im Leben wie im Tennis 0:40 hinten liegt (›Love Forty Down‹). Doch trotz eines Faibles für die Runterbringer-Momente des Daseins verliert er nie den Albumtitel aus den Augen, und wenn er bei ›Get Better‹ herausbrüllt „We can get better, because we’re not dead yet“, macht Turners neues Album auch ohne schlagkräftige neue Ideen eine Menge Spaß.