Brian Eno: „Nur 5000 Menschen kauften diese Platte, doch jeder von ihnen gründete eine Band.“
Wenn in der Kunst Bahnbrechendes geschieht, dann blickt die Welt gerne mal in die andere Richtung. Eine Erfahrung, die auch das New Yorker Quintett mit seinem Pionierwerk THE VELVET UNDERGROUND & NICO macht: Zwar stehen im April 1967, als das Debüt der von Popart-Papst Andy Warhol geförderten und mit Tom Wilson co-produzierten Band nach monatelangen Querelen endlich erscheint, sämtliche Zeichen in der Rock-Welt auf Sturm – doch Kultstatus erwerben die elf Songs erst im Laufe von Jahren und Jahrzehnten. In den rosaroten Flower-Power-Zeitgeist passen das Drogenbeschaffungsmelodram ›I’m Waiting For The Man‹, das provokante ›Heroin‹ oder der Sadomaso-Peitschenhieb ›Venus In Furs‹ nur bedingt. Zumal auch noch der eigens von Warhol installierte Factory-Superstar Nico mit gespenstisch teutonischem Walkürengesang in den melancholischen Vignetten ›Femme Fatale‹, ›All Tomorrow’s Parties‹ und ›I’ll Be Your Mirror‹ umher geistert. Zwischen Amphetamin-Euphorie und Sedativ-Einlullung kulminieren die radikale, fast achtminütige Rückkopplungsorgie ›European Son‹ und das von John Cales Viola-Attacken durchzogene ›The Black Angel’s Death Song‹. Velvet Undergrounds ungeschönter Sozialrealismus, kultig verpackt in Warhols legendäres Bananen-Cover, sensibilisiert in den Jahren danach Acts wie Can, Amon Düül II, The Stooges, David Bowie, Roxy Music, Siouxsie & The Banshees, The Jesus & Mary Chain und Spacemen 3. Zum 45. Jubiläum macht der Meilenstein, der u.a. die Genres Glam Rock, Punk, New Wave, Hardcore, Noise und Grunge inspirierte, in sechs digital optimierten Formaten die Runde, darunter eine Standard und eine Double Deluxe Edition. Glanzlicht ist die SUPER DELUXE EDITION mit satten sechs CDs: Komplette Stereo- und Mono-Versionen ergänzen sich mit den lang verschollenen Azetaten der Scepter Studio Sessions vom 25. April 1966, Bandproben aus der Factory vom Januar gleichen Jahres sowie einem Konzertmitschnitt aus Columbus, Ohio. Nicos famoses Solodebüt CHELSEA GIRLS vom Oktober 1967 mit Beiträgen diverser Velvet-Mitglieder liegt ebenso bei wie ein 88-seitiges Hardcover-Buch mit abziehbarer Banane und neuem Essay des VU-Biografen Richie Unterberger.