Krank und frei
Schwedens Rock-Durchstarter über guten Geschmack, Weltschmerz und Durchhaltevermögen
Nein, Göran Messelt Andersson nimmt für gewöhnlich kein Blatt vor den Mund. Wieso heißt das Debütalbum seiner Band Grande Roses ausgerechnet DISEASE? „Weil wir alle eine Krankheit sind. Wir sind ansteckend und machen einander krank. Schau doch nur mal in die Regenbogenpresse, mach den Fernseher an oder höre irgendeinem der Mächtigen unserer Welt zu. Es ist eine Krankheit.“
Immerhin haben der Frontmann und seine vier Kollegen das Beste aus diesem Umstand rausgeholt, denn DISEASE hebt sich recht wohltuend von der gängigen Skando-Rock-Marschrichtung ab, indem es ordentlich voran trabenden Indie mit einem dicken Gothic-Anstrich versieht und diesen gewissen nordischen Coolness-Glitter darüber streut, den man nie so genau festmachen kann. Immer wieder erstaunlich, dass Schweden als so kleines Land so eine Masse an Bands von internationalem Format hervorbringt. Woran liegt‘s? „Wir haben Musikschulen, die von der Regierung finanziert werden, es ist sechs Monate im Jahr dunkel, was dich langsam mental fertigmacht. Und wir haben guten Geschmack! Andererseits haben wir auch Ace Of Base und Roxette…“
Was Grande Roses auf jeden Fall haben, ist Hingabe, denn als es nach zehn Jahre harter Arbeit endlich so weit war, dass ein Major-Vertrag im Kasten war und das Album kurz vor der Veröffentlichung stand, zog die EMI den Stecker und setzte die Band vor die Tür. Aufgeben? No way! „Härter arbeiten, bessere Songs schreiben, notfalls die Gitarre verscherbeln, um die Miete zu zahlen. Wir segeln gegen den Wind. Anders kennen wir das nicht!“