Nach einem Nummer-1-Hit mit ›Running Scared‹ in den U.K. Charts, der sich fünf Wochen auf der Pole Position hielt, sowie einer kürzlich absolvierten Tour als Support Act der Toten Hosen, befinden sich Kopek derzeit im Studio, um den Nachfolger ihres von Kritikern und Fans mit Lob überhäuften Erstlings WHITE COLLAR
LIES einzutüten. Der Erfolg kam für die irische Band allerdings nicht über Nacht: Sie gingen einen Umweg über die USA, um dann auch auf dem alten Kontinent Fuß zu fassen. Bassist Brad Kinsella sprach zwischen den Recording Sessions mit CLASSIC ROCK über die aktuelle Situation der Musiklandschaft, Downloads und die feine Linie zwischen Inspiration und Kopie.
In euerem Song ›Love Is Dead‹ erklärt ihr mir nichts dir nichts alle Musikgenres für tot – ist dies ein Scherz oder tatsächlich euer derzeitiger Standpunkt zum Business?
Es ist zumindest ein Teil unserer Sicht- weise. Als wir dieses Stück vor drei Jahren komponierten, waren wir in einer beschissenen Situation. Meine Bandkollegen und ich hatten kein Geld, die Plattenfirmen knallten uns, bevor wir über- haupt was sagen konnten, die Türen vor der Nase zu und der substanzlose Mist, der im Radio lief, schien die einzige Art von Musik zu sein, mit der man in die- sen Tagen überhaupt sein Geld verdienen konnte. Der Track entstand dem- entsprechend mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch. Die Industrie hat sich in der letzten Dekade so drastisch geändert, dass es für neue, ernst- zunehmende Gruppen einfach weniger bis überhaupt kein Budget gibt, um sie aufzubauen, geschweige denn vernünftig zu promoten.
War das der Grund, warum euer Debütalbum WHITE COLLAR LIES erst zwei Jahre nach dem US-Release auf iTunes in Europa in den Läden stand?
Absolut! Genau das war das Problem! Überleg mal, warum sich viele von den guten, etablierten Bands einen Dreck um die Veröffentlichung von neuem Material scheren. Wenn sie heute junge, aufstrebende Musiker wären, würden sie dann überhaupt eine Chance bekommen?! Ich meine, wir selbst spielen ja auch Classic Rock und stellen uns oft die Frage, ob die großen Led Zeppelin in diesen Tagen einen Plattenvertrag bekommen würden…bei dem, was zur Zeit im Musikgeschäft vor sich geht!
Was denkst du, warum es soweit kam? Waren illegale Downloads der Auslöser oder vielmehr die Tatsache, dass die Plattenfirmen nicht die Zeichen der Zeit erkannten?
Meiner Meinung nach ist es eine Kombination aus beidem. Die Labels sahen keinen Anlass sich zu ändern, denn sie betrachteten diese „Nerdspielerei“ namens Downloading anfangs nicht als Problem. Heute kratzen sie sich natürlich am Kopf, wie man dieser aus den Fugen geratenen Situation Herr werden kann. Diese Gedanken kommen allerdings viel zu spät, deswegen braucht sich niemand zu wundern, dass heute viele Talente, die wirklich das Zeug haben ganz groß zu werden, keinen Vertrag oder zumindest die Option auf einen bekommen. Ich bin sehr gespannt, ob diese immer noch gewaltigen Unternehmen über kurz oder lang eine Lösung finden…
Wenn du jetzt in diesem Moment spontan die Chance hättest, eine Sache in der Musikgeschichte zu ändern…
Au weh, lass mich mal eine Sekunde nachdenken…eine Sache…hmmm… vielleicht die Existenz von Justin Biber! Das wäre ein sehr guter Start! (lacht)
In der Tat! Wenn wir jetzt weg vom Plastik Pop gehen und zum Rock zurückkehren: Was denkst du über Bands, die einen gewissen Sound 1:1 kopieren und sich quasi mit fremden Federn schmücken?
In Ansätzen finde ich das vollkommen ok, allerdings gibt es einen schmalen Grad zwischen Inspiration und – wenn man es so ausdrücken möchte – dreistem Diebstahl! Womit ich ein wahnsinnig großes Problem habe sind Gruppen, die sich wie 60s- oder 70s-Acts anhören, kleiden und sogar deren Verhalten in Interviews und der Öffentlichkeit kopieren. Was soll das? Solche Typen bringen nichts Neues auf den Tisch und strecken lieber ihre Füße unter einen bereits gedeckten. Gerade heutzutage mit der Technik, die uns aktuell zur Verfügung steht, ist es lächerlich, einfach abzukupfern. Man sollte sich und seine Musik immer weiterentwickeln und nicht auf der Stelle treten! Led Zeppelin oder AC/DC wurden nicht diese „larger than life“, indem sie etwas nachäfften! Eines sollten sich diese „Copy/ Paste“ Künstler in ganz großen Lettern in ihren Proberaum schreiben: Ihr werdet nie so gut wie das Original sein!
Was denkst, wo der Hund begraben liegt? Sind Kids heutzutage weniger kreativ oder ist die derzeitige Medienlandschaft schuld?
Die Kreativität existiert immer noch. Auf Tour treffen mir teilweise wirklich unglaublich gute Musiker. Allerdings ist es heute schwerer, sich einen Namen zu machen. Die Möglichkeiten sind im Moment fast unbegrenzt, deswegen gibt es da draußen einfach zu viele Künstler – oder solche die es sein wollen. Der Markt ist so überflutet, dass es schier unmöglich ist, überhaupt ansatzweise einen Überblick zu bekommen. Ich hoffe wirklich, dass es irgendwann zum Knall kommt und sich Qualität wie- der durchsetzen wird.