Die Idee ist so simpel wie genial, lediglich die Frage auf, wieso jemand nicht schon sehr viel früher darauf gekommen ist: Rockchick Heidi (Sheri Moon Zombie) ist Moderatorin eines alternativen Radiosenders und erhält per Post eine mysteriöse Platte zugesandt, auf der sich — ganz dem urbanen Mythos über die satanischen Motive der Heavy-Metal-Musik entsprechend — diabolische Botschaften verstecken. Vermengt mit dem Motiv der Hexenumtriebe von Salem wird daraus eine ungewöhnliche, da explizit amerikanische Horrorerfahrung. Denn vermutet Heidi zunächst hinter dem mysteriösen Vinly ein virale Marketingkampagne, löst der Song bei ihr ganz im Gegensatz zu ihren männlichen DJ-Kollegen Beklemmungen aus, während er die weibliche Zuhörerschaft auf eigenartige Weise in den Bann zieht. Bisher glänzte Gitarrenschreck und Horror-Auteur Rob Zombie in seinem filmischen Schaffen nicht gerade durch hintergründige Feinheiten. Sein Erfolgsrezept beschränkte sich in seinen bisherigen vier Filmen meist doch auf besonders drastische Härte bei den Gewaltdarstellungen, die Nuancen eines gemächlichen atmosphärischen Aufbaus schienen Herrn Zombies fremd. Für seinen Satansrocker-Schocker versucht sich Zombie nun an einem neuen Ansatz, der den Meistern des surrealen Grauens wie Dario Argento, David Lynch und Jadoworsky näher steht als den Gore-Gurus der neuen Terrorschule: Eher Genreexperiment als kaltblütiger Horror, eher Fingerübung des Makabren als kalkulierte Geisterbahnfahrt des Schreckens. Sicher nicht jedermanns Sache, für Freunde des ungewöhnlichen Horrorfilms aber defintiv eine Entdeckung.
Filme: The Lords of Salem
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