Neue Stones-Bio – klug und originell erzählt.
Eine neue Stones-Biografie? Gewagtes Unterfangen – schließlich ist wohl keine Karriere in der Popgeschichte lückenloser dokumentiert und häufiger analysiert worden als die der „Greatest Rock‘n‘Roll Band in the World“. Was also ließe sich der sattsam bekannten Saga noch hinzufügen? Jede Menge! Zwar erzählt auch Rich Cohen die Geschichte chronologisch und hakt all die legendären Stationen ab – von den Anfängen in der sagenhaften Londoner Edith Grove, dem Besuch in den Chess Studios 1964, dem Redlands-Bust von 1967, dem Tod von Brian Jones 1969, dem Südfrankreich-Exil 1971 und so weiter. Aber: Der renommierte US-Journalist, der die Band seit den frühen 90er Jahren persönlich kennt, montiert die Fakten geschickt mit eigenen Erlebnissen – er ist bekennender Fan, was seinen kritischen Blick umso glaubwürdiger macht – sowie mit erhellenden Abstechern in die zeitgeschichtlichen Hintergründe und die komplizierte Psychologie der Beteiligten. Heraus kommt dabei ein beeindruckend tiefenscharfes Porträt, das in seinen dichtesten Momenten romanhafte Züge trägt, den Mythos verständlich macht und dabei doch auch nötigen journalistischen Abstand zu den Protagonisten wahrt. Wenn es überhaupt etwas zu bemäkeln gibt, dann Cohens gelegentlichen Hang zur Polemik, die er im Rahmen dieser grandiosen Arbeit eigentlich gar nicht nötig hat. Dennoch: Unbedingt lesenswert!
8/10
Die Sonne, der Mond & die Rolling Stones
VON RICH COHEN
Btb/Random House