Die Rückkehr zum Metal bleibt aus. Åkerfeldt zieht‘s zurück in die 70er.
Man muss den Hut vor Mikael Åkerfeldt ziehen: Obwohl dem Boss der schwedischen Band Opeth spätestens seit dem Vorgängerwerk PALE COMMUNION (2014) harsche Kritik der Metal-Presse ins Gesicht bläst und seine bisherige Plattenfirma den Kontrakt aufgrund sinkender Verkäufe nicht verlängert hat, bleibt er sich und seinen Idealen treu. Die hießen jahrelang progressiver Death Metal mit artgerechten Growl-Gesängen, wendeten sich aber mit HERITAGE (2011) in eine deutlich weniger metallische Richtung und wagen seither den Schulterschluss mit 70er-Jahre-Legenden wie Camel, King Crimson, Magma, Wishbone Ash und Jethro Tull. Apropos: Unüberhörbar hat Åkerfeldt auf SORCERESS seinem Vorbild Ian Anderson einen wunderbaren Song gewidmet (›Will O The Wisp‹), quasi das Opeth-Pendant zu ›Dun Ringill‹ von STORMWATCH (1979). Die neue Scheibe bleibt erneut frei von gutturalem Gesang und wagt sich sogar noch einen Schritt weiter als PALE COMMUNION in jazzige Gefilde (›Sorceress‹). Insgesamt ist es aber ein reinrassiges Prog-Rock-Werk, dessen Genialität, ähnlich wie die von Camels MOONMADNESS (1976), möglicherweise erst in einigen Jahren erkannt werden wird.
9/10
Opeth
SORCERESS
NUCLEAR BLAST/WARNER