Brot statt Pilze: Wird der Ex-Primus alt?
Es kann so einfach sein, einem beschissenen Tag ein versöhnliches Ende zu bereiten: Ein Besuch im 59:1 reicht aus. Denn wer die Vorgruppe Hot Head Show mit ihrem bemühten Primus-Nachahmungsversuchen und ihrer Plastiktüten-Regenmantel-Verpackung überstanden hat, darf sich zurücklehnen (so weit das in dem restlos vollen Club möglich ist) und 90 Minuten pure Unterhaltung genießen. Les Claypool ist nicht nur ein begnadeter Bassist, er hat auch ein Händchen dafür, ebenso geniale wie schräge Mitmusiker um sich zu scharen. Zwar verstecken sich Mike Dillon, Sam Bass und Paulo Baldi hinter Masken, doch die Scharade ist alles andere als nötig. Doch der Reihe nach: Bevor es einen Ton zu hören gibt, verteilt der Meister Brotlaibe und Chips in der Menge. Soll ja ein gediegener Abend werden. Danach folgt eine Lehrstunde in Sachen Groove mit Herz und Hirn, und wem das nicht in die Beine und Hüften geht, der hat Arthrose. Dazu gibt es das volle Unterhaltungsprogramm, Humor gepaart mit Zynismus und Selbstironie – besser geht’s kaum. Doch seine Ankündigung, dass er sich nach dem Ende des Gigs seine Hoden in der Müncher Luft trocknen lassen will, bleibt folgenlos: Er verschwindet direkt nach der Show.
Petra Schurer