Mit ihrem Drittwerk setzten sich U2 das Ziel, das abzustreifen, was Bono als das „nette Image“ der Dubliner wahrnahm – und sie ließen nichts anbrennen. Der engelsgleiche Junge auf dem Cover von BOY (1980) hatte nun eine gespaltene Lippe und starrte ins Leere. Der Hörer wurde damit in eine Welt entführt, in der der gnadenlose Beat von ›Sunday Bloody Sunday‹ den Ton angab. Wenn, wie Bono sagte, „Krieg das Thema für 1982“ war, hatten U2 hiermit den perfekten Soundtrack dazu abgeliefert. Es entstand im Schatten des Falkland-Konflikts und der Turbulenzen in Nahost und führte zu Songs wie ›Seconds‹ und dem drahtigen ›Like A Song…‹, die deutlich härter waren als die Stadionhymnen ihrer späteren Platten.
Am kraftvollsten waren jedoch Bonos Texte. Politisch, aber noch nicht mit erhobenem Zeigefinger, fand er nie wieder so starke Worte wie auf ›Sunday Bloody Sunday‹ über das Massaker von 1972 („Broken bottles under childrens feet, bodies strewn across the dead-end street“). Mit WAR vertrieben U2 Michael Jacksons THRILLER von der Spitzenposition in Großbritannien und schafften den Durchbruch in den USA – und doch wurde es von den meisten Kritikern verrissen. Ganz zu schweigen davon, dass es auf ewig im Schatten von THE JOSHUA TREE von 1987 stehen sollte. Was schade ist, denn die Themen dieses Albums sind leider bis heute relevant. In ›Sunday Bloody Sunday‹ wurde die treffende Frage gestellt: How long must we sing these songs? (Text: Henry Yates)
U2
WAR
Island Records, 1983
Zeitzeugen: „Es will genau das Gegenteil beweisen, doch WAR ist ein weiteres Beispiel für die Hilflosigkeit und den Verfall der Rockmusik.“