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The Night Is Still Young: „Ich sehe schwarz“

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The Night Is Still Young: „Ich sehe schwarz“

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The Night Is Still Young Marco Naef InterviewFür den Schweizer Songschreiber Marco Naef ist Musik ein Ventil für seinen Weltschmerz – auf seinem zweiten Album als The Night Is Still Young mehr denn je.

Dass er Songs für den Mainstream machen würde, das kann man von Marco Naef wirklich nicht behaupten. Das galt schon beim Debüt seines Solo-Projekts The Night Is Still Young, KING OF THE BEES, und das gilt noch mehr beim Nachfolger UNIVERSAL BOUNDARIES. Nur vier Lieder finden sich darauf, zwischen gut sechs und fast 14 Minuten lang. Nicht sehr Spotify-kompatibel, das Ganze. Aber auf den schnellen Hit kommt es dem Schweizer nicht an, und überhaupt ist das ja gar nicht zu steuern, wenn man sein Handwerk ernst nimmt. „Ich könnte schon auch ein Popalbum machen, mit fünf, sechs Fetzern drauf“, sagt Naef. „Aber das habe ich bisher einfach nicht gefühlt. Und ich mache das, so wie ich es mache, auch nicht extra, so geht’s mir einfach.“

Eine Platte zu schreiben und aufzunehmen, das hat etwas Kathartisches für den 32-Jährigen. An seinem Erstling hat er rund zehn Jahre ge­­werkelt. Er spielte währenddessen in anderen Bands, hatte lange nicht das Gefühl, wirklich was zu sagen zu haben, er litt an Burnout und musste sich 2015 in einer Klinik behandeln lassen. Dann aber hatte er etwas zu sagen, und das führte schließlich zum Solodebüt. Der Knoten war geplatzt. „Eigentlich wollte ich danach et­­was total Positives machen, weil es mir nach KING OF THE BEES so gut ging“, erklärt Naef. Was ihm dazwischenkam, ist vielleicht gut für ihn als Künstler, aber ungünstig für das eigene Glück. Der Song ›Ivory Tower‹ handelt davon: „I can’t close my eyes“, heißt es da. Er kann die Augen nicht verschließen vor dem, was in der Welt passiert. „Ich bin kein superintelligenter Mensch, aber ich nehme halt viel wahr. Das Be­­wusstsein, das ich so erlangt habe, in positive Energie umzuwandeln, ist mein größter Kampf“, sagt er. Musik ist für ihn nicht zuletzt ein „Ventil für meinen Weltschmerz“.

„Ich bin kein superintelligenter Mensch, aber ich nehme halt viel wahr. Mein Be­­wusstsein in positive Energie umzuwandeln, ist mein größter Kampf“

Was ihm zu schaffen macht, davon erzählt Naef etwa im epischen Westcoast-Folkrock von ›Dreaming Of L.A.‹. Darin kommen die titelgebenden „Universal Boundaries“ vor, die Ketten, die einen binden, „die Grenzen, die man hat, als Mensch, etwa dass man die Welt nicht wirklich verändern kann. In meinem Fall sind das auch meine Kinder, ich werde nicht einfach nach L.A. abhauen, wenn es mir passt“. Was klar macht, dass diese Boundaries nicht nur negativ zu verstehen sind. „Es geht auch darum, dass man die Dinge, wie sie sind, wertschätzt. Dass man zu dem steht, wofür man sich entschieden hat.“

Sehr düster wird’s im zwischen zartem Folk und zackigen, repetitiven Rockpassagen pendelnden ›We Are Doomed‹ – mit Zeilen wie: „Straight into the arms of armageddon we will walk.“ Und das ist nicht nur als markiger Spruch gemeint. Denn während wir uns auf Instagram selbst bespiegeln, werde, fast ohne dass wir es merken, sehr viel kaputtgehen, wie Naef das sieht. Zumindest, „wenn wir uns nicht besinnen, nicht bald anfangen, ganz essenzielle Dinge zu ändern, den Smog in den Städten etwa oder die Verschwendung von Wasser“. Aber solange die kapitalistische Maschinerie weiterlaufe, jeder nur seinen eigenen Vorteil suche, im Großen wie im Kleinen, werde nichts anders werden. „All das interessiert ja gerade auch hier in der Schweiz keinen, solange jeder sein Häuschen mit Garten hat und kein Ausländer reinläuft. Ich sehe wirklich schwarz momentan “, meint Naef jetzt fast bitter.

Um dann am Ende doch noch anzumerken, er „glaube schon immer noch ein bisschen daran, dass die Guten am Ende gewinnen werden und so etwas wie die Alt-Right-Be­wegung nicht ewig überdauern wird“. Aufgeben bringt halt auch nichts.

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