Gangstergeschichten und Wehmut
Zuletzt war Robbie Robertson für die Musik zu Martin Scorseses kommendem Netflix-Gangsterstreifen „The Irishman“ zuständig, das hat eindeutig auf sein erstes Soloalbum seit 2011 abgefärbt. Die Songs auf SINEMATIC würden sich jedenfalls nicht allzu gut in einer Romantischen Komödie machen. Schon eher in einem Film Noir. Robertson versucht, gefährlich zu klingen, die Tracks pirschen sich langsam voran, es gibt keine großen Refrains, dunkle elektronische Effekte stehen neben verzerrt und gedehnt gespielten Gitarrensoli. Auf dem eröffnenden ›I Hear You Paint Houses‹ singt Van Morrison mit, es ist eine Anspielung auf Mafia-Killer, die Hauswände mit dem Blut ihrer Opfer färben, ›Shanghai Blues‹ erzählt von einem „chinese godfather“, der sein Geld mit Drogen, Glücksspiel und Prostitution macht. Die sinistre Stimmung der beiden Songs zieht sich durch große Teile von SINEMATIC, das in seinen 58 Minuten nicht ganz ohne Längen bleibt.
Mit ›Remembrance‹ steht am Ende ein dunkel-atmosphärisches Instrumental, richtiggehend beschwingt wirkt davor das soulig-eingängige ›Praying For Rain‹, ›Street Serenade‹ ist eine romantisch-beseelte Großstadtfantasie. Am berührendsten ist ›Once Were Brothers‹, eine Erinnerung an die Tage mit The Band. „When the light goes out and you’re alone, you miss your brothers, but now they’re gone“, singt Robinson wehmütig, um ohne Verbitterung hinterherzuschicken: „Tomorrow’s another day, some things aren’t meant to last“. Eine ebenfalls „Once Were Brothers“ benannte Dokumentation über The Band folgt später dieses Jahr.
6/10
Robbie Robertson
SINEMATIC
UNIVERSAL
Für mich ist „Sinematic“ eines der Alben des Jahres.
Wer Robertson mag kommt hier voll auf seine Kosten. Klar, für den ungeübten Robertson-Hörer mag es im Hördurchlauf etwas düster rüberkommen, aber mit jedem Mal erkennt man die feinen Strukturen dieses Albums. Eine klasse Atmosphäre, mit einer Robertsonstimme die stellenweise sehr an Peter Gabriel erinnert!
Sehr hörenswert.