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Alice Cooper: Großstadtlegenden

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Alice Cooper: Großstadtlegenden

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Und ›Independence Dave‹?
›Independence Dave‹ und ›$1000 Dollar High Heel Shoes‹ sind die lustigsten Songs auf dieser Platte. Mir gefiel die Idee, über einen Angeber zu schreiben, der sich einbildet, total unabhängig zu sein. Und bei dem anderen Lied geht es um einen Uber-Fahrer, der jedem Menschen auf der Welt Geld schuldet, alle wollen ihm an den Kragen. Aber er gibt trotzdem seine ganze Kohle für die teuren High Heels seiner Freundin aus, weil ihm das wichtiger ist. (lacht)

Die Zeile „If I black out and forget your name I won’t mind if you do the same“ aus ›Drunk And In Love‹ gefällt mir auch sehr gut …
Oh ja. Und noch eine andere Stelle in diesem Text: Stell dir zwei Menschen vor, die obdachlos sind, gemeinsam unter der Brücke leben und in einem Karton schlafen. Trotzdem ist es eine Liebesgeschichte. Nach dem Motto: „Wenn wir schon obdachlos sind, lass uns wenigstens in derselben Box schlafen.“

Du hast schon erwähnt, dass du mit diesen ganzen Koryphäen aus Detroit aufgenommen hast. Wie können wir uns diese Kollaboration vorstellen?
Ach, das ging alles so einfach. Eigentlich mussten wir sie nur kurz anrufen. Wenn du einmal in dieser Detroit-Familie bist, bleibst du für immer drin. Als ich Johnny Bee anrief und ihm erzählte, dass wir eine Platte machen und ich einen richtig guten Drummer aus Detroit brauchte, meinte er nur lachend: „Du sprichst gerade mit ihm“. Wayne Kramer hatte ich lange nicht mehr gesehen, doch auch er war sofort an Bord. Und ich meine, Mann, was für eine Geschichte er hat! Als all diese Typen gemeinsam ins Studio gingen, klickte es vom ersten Moment an. Wir haben live eingespielt und sehr wenige Overdubs genutzt, weil die Band einfach so gut war. Die könnten diese Songs jederzeit auf der Bühne performen. Aber das war mir schon vorher klar!

Das hört man. Die Platte klingt frisch und roh und irgendwie, na ja, jung …
Es ist schön, dass du das so empfindest. Ich glaube, das ist es, was der Rock’n’Roll mit dir macht. Ich bin 72 Jahre alt, aber wenn ich mit so etwas aufnehme, fühle ich mich wie 28. (lacht) Irgendwie haben diese Musiker nie den gewissen Funken verloren. Ich war wirklich schwer beeindruckt von allen. Hör dir alleine mal Johnny Bees Drumming auf ›Rock’n’Roll‹ an, das ist doch wundervoll. Der Typ ist so alt wie ich!

In euren Anfangsjahren kursierten viele Legenden über Alice Cooper. Was ist dein Favorit?
Oh Gott, es gab so viele! Jede Stadt erfand ihre eigenen Legenden über uns. Lass mich überlegen. Am liebsten mag ich die Erzählung, dass unser Bandname von einem Oujiboard stammte, das eine Hexe bediente. In echt haben wir uns einfach nur einen Namen ausgedacht, über den sich alle Eltern in Amerika aufregen würden. Diese fertigen Typen mit toupierten Haaren und verschmiertem Make-up – niemand verstand, wer oder was wir waren. Sie kapierten, dass wir nicht schwul waren, auch keine Crossdresser, aber mehr auch nicht. Wir waren die gewalttätigste Band überhaupt. Die ganze Bühne war voller Blut und alle fragten sich: Was zur Hölle soll das denn? Und wenn du das mit einem Namen wie Alice Cooper betitelst, wird es wirklich verwirrend.

Du bist 72 Jahre alt. Wie schaffst du es, nach all den Jahren künstlerisch nicht im Alice-Cooper-Universum stecken zu bleiben?
Es ermüdet mich einfach nicht. Wenn ich ein neues Album schreiben soll, geht meine Fantasie sofort mit mir durch. Und wenn ich Alice auf der Bühne spiele, bin ich so alt wie er. Nur weil ich 72 bin, heißt das nicht, dass Alice genauso alt ist. Je nachdem kann er zwischen 16 und 86 Jahre alt sein. Das ist wie mit Batman oder Spiderman. Niemand weiß, wie alt diese Typen sind.

Man könnte als Außenstehende trotzdem denken, da stecke ein Geheimnis dahinter …
Vielleicht kein Geheimnis per se. Aber natürlich spielt es eine Rolle, dass ich vor 37 Jahren dem Alkohol und den Drogen abgeschworen habe. Ich habe noch nie geraucht und das hat bestimmt etwas damit zu tun, dass ich heute immer noch fünf Shows in der Woche spielen kann. Zudem habe ich wenig Stress: Ich bin glücklich verheiratet, ich habe tolle Kinder, finanziell läuft es gut, spirituell gesehen ist alles
super. Ich habe meinen Frieden mit Gott geschlossen, ich lebe christlich, was aber nicht heißt, dass ich kein Rock’n’Roller sein kann. Ich denke, der Herr erwartet von mir, dass ich mein Talent nutze und auslebe.

Oh nein, wir müssen aufhören. Da wartet schon der nächste Journalist in der Leitung.
Was ich noch sagen wollte: Ich freue mich ehrlich, dass dir das Album gefällt und dass dir ein paar der Lyrics positiv aufgefallen sind. Denn manchmal habe ich das Gefühl, dass die Leute den Humor in vielen meiner Texte irgendwie nicht verstehen. (lacht)

Ich musste mehrmals laut lachen beim Anhören.
Danke, das freut mich echt. Nun gut. Dann hoffe ich, dass wir uns vielleicht bei meiner nächsten Tour sehen. Vielleicht noch in diesem Jahr oder nächstes Jahr. Ich bin mir aber sicher, dass wir ab Oktober wieder touren können, da bin ich sehr optimistisch.

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