Bachman-Turner Overdrive zählten in den Siebzigern zu den größten und gefragtesten Rock-Acts, bevor das Erfolgs-Line-up 1977 auseinander brach. Die beiden kreativen Köpfe Randy Bachman (links im Bild) und Fred Turner haben zwar danach noch einige gemeinsame Projekte verfolgt, aber seit gut 20 Jahren nicht mehr gemeinsam an neuen Songs gearbeitet. Doch jetzt melden sich die Kanadier mit einer Welttournee und dem neuen Album BACHMAN & TURNER zurück im Rockgeschäft.
Mitte der Siebziger gab es kaum eine Band, die größer war als Bachman-Turner Overdrive – und das gilt sowohl in kommerzieller als auch in inhaltlicher Hinsicht. Das Erfolgsresultat der über 40-jährigen Karriere der Gruppe: über 100 Platin- und Gold-Auszeichnungen, die aus 20 verschiedenen Ländern stammen. Der kanadische Vierer hat unter anderem das Kunststück vollbracht, in den US-Billboard-Charts sowohl in den Single- als auch in den Album-Charts parallel Platz eins zu belegen, zudem platzierten Bachman-Turner Overdrive etliche Songs in den Top 50, darunter unsterbliche Rock-Hymnen wie ›Takin’ Care Of Business‹, ›You Ain’t Seen Nothin’ Yet‹, ›Let It Ride‹, ›Roll On Down The Highway‹, ›Hey You‹, ›Blue Collar‹, ›Not Fragile‹, ›Four Wheel Drive‹, ›Looking Out For #1‹, ›My Wheels Won’t Turn‹ und viele mehr.
Nun, über drei Jahrzehnte nach dem Aus des erfolgreichen Siebziger-Line-ups, machen die beiden Chefs wieder gemeinsam Musik. Vor wenigen Monaten absolvierten Fred Turner und Randy Bachman erste gemeinsame Reunion-Shows, vor einigen Tagen ist zudem ein neues Album auf den Markt gekommen, das schlicht BACHMAN & TURNER heißt. Die zwölf Stücke darauf sind auch der ausschlaggebende Grund für die Wiedervereinigung der Kanadier. „Denn ohne das Material“, so betont Fred Turner, der extra für die Konzerte 50 Kilo abgespeckt hat, „hätte ich keine Lust auf das Projekt gehabt. Ich war fünf Jahre lang im Ruhestand, und es gab eigentlich keinen Grund, das zu ändern. Zumindest so lange nicht, bis sich nun die Gelegenheit gab, wieder ins Studio zu gehen, kreativ zu sein. Ich fühle mich wie neu geboren!“
Bachman und Turner haben sich mehrere Monate in ihr Studio in ihrer Heimatstadt Winnipeg zurückgezogen, um an den Liedern zu arbeiten. Und sie hatten Spaß. Viel Spaß. „Es war mir wichtig, diese Platte zu machen“, betont Randy Bachman, der ebenfalls deutlich an Gewicht verloren hat, um für die Gigs in Topform zu kommen. „Aber nicht, weil ich unbedingt viele Leute damit erreichen wollte. Und wir beide sind auch nicht aufs Geld angewiesen – wir haben in der Vergangenheit genug verdient, um bis ans Lebensende davon zehren zu können. Nein, es ging mir nur darum, etwas zu tun, das mir persönlich Freude bereitet. Als wir im Studio waren, kam es mir so vor, als hätten wir die Uhr zurückgedreht. Es gab vom Gefühl her keinen Unterschied zwischen den Siebzigern und heute.“
Einen Unterschied aber gibt es doch: Bachman und Turner sind heute nur zu zweit, ihre Kollegen Robbie Bachman, Randys Bruder, und Blair Thornton spielen nicht mehr mit. Daher gehen Bachman und Turner auch nicht mit dem Zusatz „Overdrive“ auf Tour, sondern unter ihren eigenen Namen – einer der Gründe dafür ist eine diesbezügliche Klage, die Robbie Bachman und Thornton vor Gericht eingereicht hatten.
Juristische Auseinandersetzung sind nichts Neues in der Karriere der Band. Als Randy Bachman in den Neunzigern unter anderem eine Solokarriere startete und dabei ein Logo verwendete, das dem von Bachman-Turner Overdrive sehr ähnlich sah, musste er sich ebenfalls mit den Ex-Kollegen vor dem Kadi streiten. Ein Schritt, der auf beiden Seiten tiefe Wunden gerissen hat. Erst jetzt, Jahrzehnte später, sind sie vollständig verheilt. Das Duo blickt nicht zurück, sondern kümmert sich stattdessen lieber um Zukünftiges – Basis dafür ist ihre langjährige Freundschaft. „Ich kenne Fred, seit ich 14 Jahre alt bin“, unterstreicht Bachman den heutigen Ansatz. „Wir haben uns immer im Bus getroffen, jeder von uns hielt einen Gitarrenkoffer in der Hand und war auf dem Weg zur Probe oder zu einem Konzert. Wir bewegten uns stets in denselben Kreisen, haben vieles gemeinsam. Das verbindet.“
Und zwar so sehr, dass sich Randy im vergangenen Jahr entschloss, Fred zu fragen, ob dieser nicht auf seinem neuen Soloalbum mitwirken wolle. Bachman wollte auf der Platte mit verschiedenen Gastsänger arbeiten, und da er und Turner in den letzten Jahren auf rein privater Basis bereits wieder in regelmäßigem Kontakt standen, erschien es ihm nur logisch, seinen alten Freund um den Gefallen zu bitten. Eine Bitte, die sich als Initialzündung für die Reunion erwies. Der Track ›Rock’n’Roll Is The Only Way Out‹, den Bachman komponiert hatte und der für die Kollaboration mit Turner gedacht war, entpuppte sich als der Funke, der das Feuer neu entfachte. „Ursprünglich sollte Fred nur auf diesem Song zu hören sein“, so Bachman. „Er war perfekt für seine raumgreifende, voluminöse Stimme. Als er dann ins Studio kam, um die Nummer einsingen, war ich so begeistert, dass ich ihn bat, sich noch an anderen Tracks zu versuchen. Außerdem wurde ich neugierig und fragte ihn, ob er mir das Material vorspielen könne, an dem er gerade gearbeitet hatte. So kam schließlich eins zu anderen, und ehe wir uns versahen, waren wir wieder als Bachman & Turner zusammengekommen. Eine natürliche Entwicklung, im wahrsten Sinne des Wortes…“
Und zwar so natürlich, dass die beiden um jeden Preis vermeiden wollen, dass zu viel Druck auf dem Projekt lastet. Denn das würde die Kreativität töten, da sind sie sich einig. Als Manager fungiert daher keine große, international vernetzte Agentur, sondern ihr langjähriger Kollege und Freund Gilles Paquin, der ebenfalls in Winnipeg ansässig ist. Mit ihm haben sie Pläne geschmiedet – doch dabei geht es nicht mehr um die Eroberung der Charts oder die Erfüllung von Rockstar-Träumen. „Wenn es bei der Sache nur darum gegangen wäre, die alten Bachman-Turner Overdrive-Songs aufzuwärmen und mit ihnen noch einmal einen Batzen Kohle einzustreichen, hätte ich Nein gesagt“, sagt Fred Turner mit fester Stimme. „Ich möchte den Fans etwas bieten, etwas Neues, Frisches. Denn dann kann ich auf Tour gehen, ohne dass das Ganze einen schalen Beigeschmack bekommt. Wir bieten den Leuten etwas, das sie in dieser Form noch nicht kennen. Das macht den Reiz der Sache aus.“
Ein Reiz, der bei den Zuhörern ankommen wird, denn die Songs schlagen den Bogen zwischen dem klassischen Overdrive-Sound und der Jetztzeit. ›Rollin’ Along‹ beispielsweise erinnert an den Klassiker ›Roll On Down The Highway‹, während ›Traffic Jam‹ mit seinem jazzigen Flair an die Leichtigkeit eines Mark Knopfler erinnert. Besagtes ›Rock’n’Roll Is The Only Way Out‹ markiert nicht nur den Beginn der Reunion, sondern ist auch die stärkste Hymne auf dem Album: treibend, markig, aber dennoch einfühlsam. In ›Moonlight Rider‹ besticht Bachman mit seinen Solo-Qualitäten, während ›Can’t Go Back To Memphis‹ sich perfekt fürs Live-Set eignet, da der Song schon binnen Sekunden im Ohr hängen bleibt.
„Ich habe in den Neunzigern The Guess Who reformiert, später dann das Bachman-Cummings-Projekt gestartet und arbeite nun wieder mit Fred zusammen – das ist einfach unglaublich!“, jubelt Randy Bachman. „Ich fühle mich wunderbar, bin rundum glücklich mit der Situation. Ich hätte nie gedacht, dass mir das jemals wieder in dieser Form passieren würde.“
2015 veröffentlichte Randy Bachman seine Soloplatte HEAVY BLUES.
äähm, wie alt ist denn dieser Artikel ? Bestimmt nicht von 2018, dieses „Reunion“-Album kam schon vor ein paar Jahren auf den Markt, sorry.
Lieber Martin, das war ein Artikel aus unserem Archiv, den wir zum Geburtstag von Randy Bachman neu aufbereitet haben. Wir hatten vergessen, das zu kennzeichnen, sorry.