Brian Wilson im Land des Lächelns.
Mit dem Album PET SOUNDS setzten sich die Beach Boys bereits 1966 ein Denkmal, obwohl das damals kaum jemand erkannte. Noch im gleichen Jahr machte sich Brian Wilson mit Texter/Pianist Van Dyke Parks und gegen den Willen seiner Bandkollegen an ein weiteres Meisterwerk, das PET SOUNDS noch übertrumpfen sollte – und scheiterte. SMILE blieb als angebliches Fragment 44 Jahre unter Verschluss. Warum das Experiment, das in Teilen auf nachfolgenden Beach-Boys-Alben, aber auch komplett als Bootleg kursierte, im Archiv-Safe verschwand, hatte mehrere Gründe: Querelen innerhalb der Band, Mike Loves vehemente In- tervention, Vertragsschwierigkeiten mit der Plattenfirma Ca- pitol sowie Brian Wilsons Befürchtungen, es könne als Pla-giat von SGT. PEPPER’S LONELY HEARTS CLUB BAND missverstanden werden.
Nichts von alledem zählt, da THE SMILE SESSIONS jetzt endlich offiziell das Licht der Welt erblicken: Als 2-CD-Set, im Doppelvinyl-Format, als digitales Album, in diversen iTunes-Versionen sowie in limitierter Deluxe-Fassung mit fünf CDs, Doppel-LP, zwei 7-Inch-Singles sowie einem 60-seitigen Hardcoverbuch mit raren Fotos und Essays erhältlich, wird das opulente Werk seinem legendären Ruf auch tatsächlich gerecht. Versponnene Songs wie ›Heroes & Villains‹, ›Good Vibrations‹, ›Cabin Essence‹, ›Surf’s Up!‹ und ›Vegetables‹ passten 1967 wunderbar in den „Summer Of Love“ mit seinen psychedelischen Experimenten, haben aber auch noch heute genug Substanz, um das Gütesiegel „zeitlos“ zu verdienen.
Brian Wilson schwankte damals zwischen Burn-Out, Depression und Hochstimmung. Seine rund um die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde in zumeist fünfstimmigem Satzgesang meisterlich konzipierten Mini-Pop-Oden, die er mitten in der Produktion überschwänglich als „A teenage symphony to God“ bezeichnete, sind das Produkt eines wahrhaft manischen Schaffensdranges.