Schicker Bildband über die aufregenden frühen Jahre der Rolling Stones.
Gab es je eine Band, die mehr Style hatte als die Rolling Stones Mitte der 60er? Wohl kaum. Die fünf Jungstars trugen damals denen der Beatles gar nicht unähnliche Pilzfrisuren, schicke Blazer, eng anliegende Hosen, das Hemd bis oben hin zugeknöpft, Chelsea-Stiefel – nur Charlie Watts entschied sich für feine Lederslipper. Dazu Sonnenbrille, Coke und Zigarette. So lässt sich leben. Ebendiese frühe Phase des Aufstiegs zum Ruhm zeigt vorliegender Bildband. Zu sehen sind darin Schwarzweiß- und Farbaufnahmen der beiden Londoner Starfotografen Terry O’Neill und Gered Mankowitz. Ersterer begleitete die Stones von 1963 bis 1965, Mankowitz lichtete sie auf ihrer US-Tournee im Jahr 1965 ab. „Die Stones waren die Ersten, die sich cool kleideten“, erinnert sich O’Neill. „Sie erfanden ihren eigenen Stil.“ Und zwar jedes Mitglied für sich individuell. Richards war der Erste, der in Jeans schlüpfte, der stets adrette Watts setzte dagegen immer auf Anzughose und Krawatte. Ganz am Anfang des Buchs stehen Straßenimpressionen von den Briten, auf denen sie Reisekoffer in ihren Händen halten. Sie sollten wie eine Arbeiterklasseband auf dem Weg in die nächste Stadt aussehen, so erfahren wir im Begleittext. O’Neill folgte den Stones außerdem in den Park, zum Friseur, in Schnellrestaurants, in den Proberaum und machte Porträtaufnahmen. Manager Andrew Loog Oldham war es wichtig, dass seine Schützlinge auch in ungezwungenen Situationen gezeigt wurden. Um sie als böse Buben des Rock’n’Roll, als Gegenentwurf zu den scheinbar so braven Beatles aufzubauen. So ließen sich Mick, Keith und Co. nur allzu gerne von Teeniemädchen anhimmeln. „Ich besorgte einen Haufen Büromädels, die sich um die Jungs drapierten, und stellte sie ans Themseufer“, so O’Neill. „Ich wollte, dass sie gefährlich aussahen, weil sie genau das waren: rebellisch. Anders.“ Die Arbeiten von Mankowitz zeigen die Gruppe vor allem auf der Bühne in Aktion, von ihm stammt aber auch das Coverfoto zum Album DECEMBER’S CHILDREN, das ebenfalls hier aufgenommen wurde. Neben den Bildern gibt’s Texte der beiden Fotografen, zahlreiche Zitate der Musiker und zeitgenössische Zeitungsartikel zu lesen, darunter einen von Reporter Norman Jopling vom Mai 1963, mit den abschließenden Zeilen: „Es läuft also nicht schlecht für diese R&B-Band, die den amerikanischen Sound besser zustande bringt als irgendeine andere Gruppe hierzulande – und die aller Wahrscheinlichkeit nach bald die führende R&B-Band Großbritanniens sein wird…“ Da sollte er recht behalten.
Breaking Stones 1963-1965: Eine Band auf der Schwelle zum Weltruhm
VON TERRY O’NEILL UND GERED MANKOWITZ
Emons Verlag
8/10