Umfassend und handlich
Nach seinem Ausflug ins Romanfach („Flint oder der wundersame Gesang des Mellotron“, 2019) ist CLASSIC-ROCK-Autor Ernst Hofacker zurück auf seinem Stammgebiet: der Musik-Geschichtsschreibung. Vor vier Jahren hat er sich das Jahr 1967 herausgegriffen, jetzt sind die 70er dran. Hofacker geht Jahr für Jahr vor, von 1970 bis 79, als sture Chronik sieht er sein Buch aber nicht (die wäre mit den zahlreichen, zeitgleich existierenden musikalischen Strängen in den 70ern auch zum Scheitern verurteilt), sondern viel eher als „buntes Kaleidoskop, das sich erst in der Summe seiner Teile zum Ganzen runden kann“. Habe das Motto in den Sixties noch geheißen, „Grenzen und Einschränkungen einzureißen“, so sei mit dem Beginn des nächsten Jahrzehnts etwas ganz anderes angesagt gewesen: „unbekannte Welten erkunden“. Die manifestierten sich in Stilen wie West-Coast-Songwriter-Pop, Hardrock, Heavy Metal, Glam, Krautrock und Elektropop, Reggae, Funk, Punk, Disco, HipHop und New Wave. Hofacker zieht Verbindungslinien zu Vergangenheit und musikalischer Jetztzeit, er nimmt politische, gesellschaftliche, technische und kulturelle Entwicklungen auf und streut Zitate (vor allem aus Autobiografien und alten Zeitschriftenartikeln) ein: zum Beispiel von Patti Smith, Jimmy Page, Peter Hook, Malcolm McClaren, Debbie Harry, Grandmaster Flash, Annette Humpe und Brian Eno. Ein Überblick über ein Jahrzehnt, mit gut 300 Seiten noch angenehm handlich. (David Numberger)
Die 70er: Der Sound eines Jahrzehnts
VON ERNST HOFACKER
RECLAM