Anschnallen bitte: Blues-Rock für Freigeister.
Nach dem atonalen Meilenstein TROUT MASK REPLICA (1969) unter der Ägide von High-School-Spezi Frank Zappa wandte sich Captain Beefheart alias Don Van Vliet vermehrt leichter Verdaulichem zu. Unter Eigenregie entstand 1970 ebenfalls für Zappas Straight-Label LICK MY DECALS OFF, BABY. Beefheart, mit tief-rauem Timbre gesegnet, an Mundharmonika, Bassklarinette, Tenor- und Sopransaxofon zugange und seine Musikersklaven der Magic Band tyrannisch im Griff, setzte erneut auf Atonales, jedoch in abgemilderter Form. Bis auf das finale ›Flash Gordon’s Ape‹ überschritt keiner der Songs die Dreiminutenmarke. Dennoch sollte sich der Hörer beim mit Blues-Harp unterfütterten ›I Love You, You Big Dummy‹ anschnallen, ebenso beim fast gerappten ›The Buggy Boogie Woogie‹ oder der heftigen Hommage ›The Smithsonian Institute Blues (Or The Big Dig)‹. Beefhearts Solowerk THE SPOTLIGHT KID erschien 1972 auf dem Label Reprise, assistiert abermals von der Magic Band. Mittels etwas zugänglicherer Blues-Rock-Formel versuchte er seiner desaströsen Finanzlage Herr zu werden. Hypnotisches wie ›I’m Gonna Booglarize You Baby‹, ›Alice In Blunderland‹ und der Titelsong galt Beefheart-Puristen als Frevel. ›Glider‹, ›Grow Fins‹, ›Click Clack‹ und ›There Ain’t No Santa Claus On The Evenin’ Stage‹ umweht gar ein Hauch Rolling Stones der EXILE-Ära. In etwa die gleiche Kerbe schlug auch das noch eine Spur eingängigere CLEAR SPOT: Als Latin-Rock-Blues empfahlen sich ›Low Yo Yo Stuff‹, ›Too Much Time‹, ›Clear Spot‹ und ›Crazy Little Thing‹. Direkt aus dem Mississippi Delta importiert schien das mit Beefhearts superben Harmonikaeinsätzen garnierte ›Nowadays A Woman’s Gotta Hit A Man‹. Skurrile Texte im Stile Randy Newmans umflorten die Balladen ›My Head Is My Only House Unless It Rains‹ und ›Her Eyes Are A Blue Million Miles‹.
Captain Beefheart
REPRISE/RHINO/WARNER
LICK MY DECALS OFF, BABY: 8/10
THE SPOTLIGHT KID: 9/10
CLEAR SPOT: 9/10