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Circus Krone – Stars in der Manege

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Circus Krone – Stars in der Manege

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Die Musicland-Studios und Giorgio Moroder brachten München dann in den 70ern mit Macht auf die Poplandkarte. ELO, Rolling Stones, Led Zeppelin, Deep Purple, Rainbow, Queen – viele Acts nahmen ihre Platten plötzlich in München-Bogenhausen auf. Hervorragende Studios gab es sicher auch woanders. Was trieb diese Bands ausgerechnet nach München?
Eser: Die Triebe. Weibergeschichten. Kaum ein bekannter Musiker, der nicht ein Gspusi in München hatte. Dann natürlich die Münchner Lebensart, beeinflusst von Italien: Biergärten, Feste im Freien und so weiter.
Hauke: Nun, die Münchner Damenwelt hat so Einiges zu bieten und Freddie Mercury erfreute sich an den freizügigen Möglichkeiten im Untergeschoss der „Deutschen Eiche“. Kleine Clubs wie das „PN“, „Big Apple“ oder später das „P1“ aber auch „Sugar Shack“ und „Tiffany“ wurden für die Rolling Stones und andere Stars ein zweites Wohnzimmer. Und dann gab es ja auch noch eine gewisse Uschi Obermaier, die bereits in den wilden 60er Jahren die Elite der Rockstars mit ihrer wilden Schönheit den Kopf verdreht hatte. Da kam man doch immer gerne nach Schwabing zurück.

Bezüglich der deutschen Musikszene in den 60ern und 70ern stand mal irgendwo geschrieben: „In Hamburg wurde gerockt, in Berlin politisiert, in München gefeiert“. War München also die Hedonistenhochburg, in der sich Charaktere wie Mick Jagger und Freddie Mercury zwangsläufig wohlfühlen mussten? Oder ist das nur ein Klischee?
Hauke: Das ist ein Klischee, genauso wie das gesamte Bayernbild, das in manchen Teilen außerhalb Bayerns noch auf dem Stand des 18. Jahrhunderts ist. München ist geographisch sozusagen der nördlichste Teil Italiens und somit ist hier auch mal pure Lebensfreude keine Schande. Jeder, der schon mal an einem heißen Sommertag in einem Münchner Biergarten war, weiß wovon ich rede.
Eser: Kein Klischee. Ich sag’s doch: Weibergeschichten, Partys im Freien, der weißblaue Himmel, das schöne Wetter, oans, zwoa, gsuffa!

Bisweilen spielen Acts, die vermutlich auch die Münchner Olympiahalle ganz ordentlich füllen könnten, lieber im Krone-Bau. Was mag der Grund dafür sein?
Hauke: So manche Band hat mittlerweile erkannt, dass ein Gig im vollen Circus Krone mehr Spaß macht als in einer wegen mangelnder Kartennachfrage in der Mitte mit Vorhang abgehängten Olympiahalle. Und die Bands, die eine Riesenhalle mit zehntausend Leuten füllen können, werden wohl in Zukunft recht handverlesen sein.
Eser: Es ist Nostalgie. Sie wollen wieder zurück zu den Wurzeln. Obwohl es eine große Aufgabe ist, im Krone immer den richtigen Sound hinzukriegen. Und die, die noch nie da waren, wollen sich in die Reihe der großen Namen stellen.

In der einstigen Rudi-Sedlmayer-Halle, heute nach einem Automobilhersteller benannt, wird nur noch Basketball gespielt; die Olympiahalle fasst zwar über 15.000 Zuschauer, ist aufgrund der gewöhnungsbedürftigen Akustik aber nicht gerade das Gelbe vom Ei. Bleibt der Krone-Bau mit seinen rund 3000 Plätzen also weiterhin Münchens beste Adresse?
Eser: Das empfindet sicher jeder Besucher anders. Aber für mich ist und bleibt der Circus Krone die beste Adresse für Rockkonzerte.
Hauke: Für den, der seine Künstler beim Auftritt nicht nur über große Monitore sehen will, und das Ameisengefühl in einem Riesenstadion satt hat, auf alle Fälle. Und ich denke, dieses Gebäude hat mittlerweile Kultstatus. In einer Welt, in der vieles recht schnell in der Bedeutungslosigkeit und Beliebigkeit einer schnelllebigen Zeit verschwindet, ist das etwas recht Wertvolles. Der weltbekannte Autor Stephen King sagte Mitte November 2013 bei seiner Buchpräsentation im Circus Krone: „I have never been in a wonderful place like this in my life“. Diesen Ausspruch posteten die Veranstalter jedenfalls gleich ganz begeistert auf Facebook.

Was war Ihr erstes Konzert im Krone-Bau? Und welches war das Ihrer Meinung nach Beste?
Hauke: Mein erstes Konzert war die Ike & Tina Turner-Show. Das beste Konzert hat für mich Rory Gallagher abgeliefert, der seinerzeit Anfang der 70er Jahre sage und schreibe neun Zugaben gegeben hat. Und nur von der Bühne ging, weil ihm die nach den ersten fünf Zugaben noch verbliebenen und reichlich erschöpften Fans signalisierten, sie wären wirklich von ihm voll bedient worden. Das ist heute nicht mehr denkbar, jedenfalls nicht mehr bei Stars in seiner Kategorie.
Eser: Auf beide Fragen antworte ich mit: Led Zeppelin 1970. Die Band hatte sich deutlich verspätet, aus welchen Gründen auch immer. Sie fing erst gegen Mitternacht an. Mein letzter Bus nach Hause an den Tegernsee ging um 23.15 Uhr. Mein spießbürgerlicher Vater hatte mir angedroht, dass ich gleich ausziehen könnte von zu Hause, wenn ich zu spät kommen würde. Ich war 17 Jahre alt, damals wurde man aber erst mit 21 volljährig. Und ich habe mich richtig entschieden: für Led Zeppelin, gegen meinen Vater. Und ich hatte nicht nur ein geiles Konzert erlebt, sondern danach, in einer „Kommune“ – so hießen damals die Wohngemeinschaften – auch eine supergeile Jugend zwischen Sex, Drugs and Rock’n’Roll. So wie es sich gehört.

Was war Ihr kuriosestes Konzerterlebnis im Circus-Krone-Bau?
Hauke: Moody Blues, 1974 – ich war gerade mal zarte 19 Jahre alt. Im Konzert saßen drei amerikanische Soldaten, die in einer umgebauten Zigarettenschachtel unglaubliches Zeug rauchten. Ich saß direkt dahinter und erlebte alles etwa ab der Hälfte des Konzertes nur noch gefühlt unter der Zirkuskuppel schwebend. Irgendwie brachten mich diese Heilkräuter in einen Schwebezustand. Ich habe ›Nights In White Satin‹ hautnah erlebt. Drei Tage Kopfschmerzen waren der Preis für diesen kostenlosen Trip bei den Moody Blues.
Eser: Bob Dylan 1991. Alle fanden ihn super – ich fand ihn peinlich. Nun ja.

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