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Das letzte Wort: Art Garfunkel

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Das letzte Wort: Art Garfunkel

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Interview Art GarfunkelEs ging nicht immer harmonisch zu zwischen Paul Simon und Art Garfunkel. Simon wurde nicht müde, zu betonen, dass er all jene unvergessenen Songs geschrieben hat, Garfunkel sah sich als Sänger eigentlich in der Rolle des Anführers. Zwei Egos, zu groß für eine Bühne. Je mehr Jahre ins Land gehen, desto eher scheint sich bei den beiden jedoch eine gewisse Al­­tersmilde durchzusetzen.

Art Garfunkel zumindest, der seinen ehemals engen Freund Simon noch 2015 als „Monster“ bezeichnete, schlägt versöhnliche Töne an, hat in seinen jüngst erschienenen Memoiren „What Is It All But Luminous (Notes From An Underground Man)“ aber sicherlich noch die eine oder andere Anekdote über das Mit- und Gegeneinander parat. Mit CLASSIC ROCK sprach er deswegen lieber über das Unterwegssein und die Vergangenheit.

Sie haben voriges Jahr ihre Überquerung Europas von West nach Ost in Istanbul erfolgreich abgeschlossen. In der Zwischenzeit ist viel passiert auf diesem Kontinent – würden sie es dennoch wieder tun?
Ja, das würde ich. Ich will für Konstanz stehen, will die Menschen beruhigen. Was war, das gibt es immer noch. Auch wenn sich die Welt weitergedreht und verändert hat.

Die aktuelle Weltlage beunruhigt Sie also gar nicht?
Nun, vielleicht ein wenig. Meine Frau jedoch ist sehr beunruhigt von den Geschehnissen auf der Welt. Sie hat schon mehr als einmal daran gedacht, Amerika zu verlassen. Um vielleicht in Zürich zu leben. Die Frage ist ja aber: Könnte ich es mir vorstellen, nicht mehr in New York zu leben? Dann könnte ich mir genauso gut die Frage stellen, ob ich ohne Puls leben kann. New York ist in meinem Blut, hier spielt sich mein Leben ab. Schwer, sich das anders vorzustellen.

Dennoch verlassen Sie die Stadt oft – um auf Tournee oder eben auf private Wanderreisen zu gehen.
Ich bin New Yorker, der wie jeder New Yorker diese Klaustrophobie in der Stadt fühlt. Sie ist laut, sie ist eng, sie ist voll, also müssen wir die Stadt von Zeit zu Zeit verlassen. An die Luft kommen. Mir tut das unglaublich gut. Ich laufe, ich singe, ich schreibe in mein Notiz-
buch …

So ist ja auch Ihr neues Buch entstanden. Auf Ihren Konzerten geben Sie ja immer mal wieder Kostproben daraus, die die Frage aufdrängen, ob dieses Werk überhaupt für die Öffentlichkeit bestimmt war.
Das ist eine ausgezeichnete Frage, denn in erster Linie habe ich dieses Buch für mich geschrieben. Doch meiner Ansicht nach ist ein großer Schreiberling jemand, der aufrichtig zu sich selbst ist und anerkennt, dass es in ihm bisweilen recht merkwürdig zugeht. Dass er komplex ist, kompliziert. Schwierig. Dieses Buch herauszubringen, ist durchaus ein Wagnis. Aber ein Wagnis, das ich letztendlich doch gerne be­­reit bin, einzugehen.

Angesichts Ihrer langen Karriere und der unglaublich erfolgreichen Zeit an der Seite von Paul Simon reicht ein Notizbuch bestimmt nicht aus. Wo haben Sie all diese Anekdoten gespeichert?
In vielen, vielen Notizbüchern. (lacht) Erinnerungen aus Kindertagen, erste sexuelle Erfahrungen, mein Umzug nach New York, die Angst, die Paul und ich vor unseren frühen Auftritten verspürten. An gewisse Dinge erinnert man sich natürlich deutlich lebhafter als an andere. Unseren Durchbruch werde ich nie vergessen. Ich meine, ur­­plötzlich bekamen wir eine Menge Geld für das, was wir taten. Das brennt sich natürlich ein.

Machen Sie diese Erinnerungen glücklich?
Mein ganzes Leben ist ein einziger Glücksfall. Von Musik leben zu können, Auftritte auf der ganzen Welt spielen zu können, Platten in den Charts zu platzieren … wie vielen Künstlern ist das schon vergönnt? Jedem Hundertsten? Jedem Tausendsten? Zehntausendsten? Ich bin einer von denen, bei denen es geklappt hat. Das ist einer Mischung aus Talent und Glück zu verdanken. Gut, sagen wir sehr viel Glück. Es eröffnete mir und meinem guten Freund Paul die Tore zu einem Leben voller wunderbarer Mo­­mente. Von diesem Moment an übte und probte und probte und übte ich, um dieses Glück dauerhaft zu gewährleisten. Da haben Sie‘s, das ist mein Leben – pures Glück.

Spielen Sie deswegen immer noch so viel live? Mit bald 76 Jahren ist das ja gewiss nicht selbstverständlich.
Ich liebe es nun mal, auf der Bühne zu stehen! Lass mich einen Sound atmen, der wunderbar nachhallt und mich wie einen großen Künstler klingen lässt. Das ist alles, was ich will. Wenn ich als Künstler unterwegs bin, fühle ich eine gewisse Verpflichtung gegenüber meinen Zuschauern. Ich habe mich dazu entschlossen, ihnen eine schöne Zeit zu bescheren, also ist es meine Aufgabe, gut bei Stimme und gesund zu bleiben, pünktlich zu sein und ein lohnenswertes Erlebnis zu garantieren. Das ist ein großer Unterschied: Wenn ich alleine wandere, brauche ich nur mir selbst gerecht zu werden.

Und wohin wandern Sie als nächstes?
Ich weiß es noch nicht. Durch Texas vielleicht? Oder durch Frankreich, da gibt es diese ganzen zauberhaften Schlösser und den
Wein …

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