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Das letzte Wort: Thurston Moore

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Das letzte Wort: Thurston Moore

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thurston mooreAls Sänger und Gitarrist von Sonic Youth zählte er ab Anfang der 80er Jahre zu den einflussreichsten Künstlern der amerikanischen Noise-Rock/No-Wave-Bewegung. Und auch heute will sich der erklärte Normenverweigerer nicht festlegen lassen: Nachdem die New Yorker Alternative-Kultband seit 2011 auf Eis liegt, hat Thurston Moore sowohl solo als auch mit seiner Formation Chelsea Light Moving sowie zahlreichen Kollaborationen mit Yoko Ono, der Black-Metal-Allstar-Band Twilight und vielen anderen Furore gemacht. Und schließlich betreibt der 58-Jährige nebenbei noch sein eigenes Plattenlabel und einen kleinen Buchverlag.

Du drückst dich durch ganz verschiedene künstlerische Projekte aus. Je älter du wirst, desto mehr nimmst du dir scheinbar vor.
Ich war schon immer sehr gerne beschäftigt. Doch je älter man wird, desto klarer wird einem, wie schnell die Zeit vergeht und wie wenig einem eigentlich noch auf dieser Welt vergönnt ist. Also versuche ich, vor meinem Abgang noch möglichst viele meiner Ideen zu verwirklichen.

Machst du jemals Urlaub?
Urlaube sind eine merkwürdige Angelegenheit. Es fühlt sich an, als wäre man in einer fremden Welt oder auf einem anderen Planeten. Aber 2016 war ich tatsächlich mit meiner Freundin für ganze zehn Tage im Urlaub. In einem winzigen italienischen Ort ohne WiFi-Empfang. Das Handy blieb also aus. Allerdings nehme ich meine Gitarre überall hin mit. Sie schaute mich zwischendurch mit liebevollem Blick an und sagte: „Hey, setz dich ruhig mit einem schönen Glas Rotwein an den Strand. Wenn du mich brauchst, weißt du, wo du mich findest“. Meine Gitarre ist ein sehr verständnisvolles Instrument.

Sonic Youth liegen mittlerweile seit mehr als fünf Jahren auf Eis, seit einiger Zeit wird der Back-Katalog auf Vinyl wiederveröffentlicht. War es im Nachhinein eine richtige Entscheidung, den Stecker zu ziehen?
Natürlich vermisse ich die Band manchmal. Sonic Youth wurden 1980 von mir ins Leben gerufen. Es ist ein großartiges Gefühl, unseren Einfluss auf die Menschen und die Popkultur zu beobachten. Wir hatten einen tollen Lauf und können sehr stolz auf unser Werk sein, aber ich würde nicht sagen, dass das Ende zu schnell für uns kam. Der Zeitpunkt, den Stecker zu ziehen, war genau richtig. Seitdem Sonic Youth nicht mehr ist, haben sich in meinem Leben viele andere, aufregende Dinge getan.

Du bist neuerdings in London beheimatet.
Ich habe hier eine neue Band, mit der ich im April die zweite Soloplatte veröffentliche. London hat mich schon immer fasziniert. Diese Stadt hat eine fantastische Musikgeschichte. Ich bin in den 60er und 70er Jahren mit den Beatles, den Stones, The Who und später mit den Sex Pistols und The Clash aufgewachsen. Indirekt hatte London also schon immer einen sehr großen Einfluss auf meine eigene Musik. Hierher zu ziehen war ein ähnlich einschneidendes Ereignis wie damals, als ich 1976 nach New York gezogen bin. Und nicht zuletzt ist London ein perfekter Ausgangspunkt, um in ganz Europa auf Tournee zu gehen. Heute erfährt die Art von Musik, wie ich sie mache, in Europa viel mehr Wertschätzung als in den Staaten.

Warum ist dies deiner Meinung so?
Es gibt dort massive Probleme. Das, was in den Staaten heute ab­­geht, ist einfach beschämend. Das Land ist in einem desolaten mentalen Zustand und komplett verwirrt. Obwohl es meine Heimat ist, für die ich definitiv noch Gefühle hege, vermisse ich Amerika nicht wirklich. Heute fühle ich mich als Bürger Europas. Ich glaube sowieso nicht an Grenzen und ähnlichen politischen Bullshit.

Wem fühlst du dich mehr verbunden: den Beatles oder den Sex Pistols?
Definitiv den Beatles! Die Pistols haben es lediglich auf ein einziges stabiles Album ge­­bracht, während die Beatles mit ihren generationsübergreifenden Songs wirklich Musikgeschichte geschrieben haben. Und ihre Stilvielfalt war mit Einflüssen aus Dancehall, Jazz und kontemporärer Musik natürlich viel größer als die der Sex Pistols.

Du hast kürzlich mit Yoko Ono zusammengearbeitet – wie wäre es denn mit einem Duett mit Sir Paul McCartney?
Gerne! Vor Jahren habe ich ihn bei einem von Neil Young veranstalteten Benefiz-Konzert in Australien kennen gelernt, bei dem auch Sonic Youth auftraten. Er hat sich unseren Auftritt angesehen, nach der Show kamen wir kurz ins Gespräch. Er war sehr interessiert an unserer Technik und fragte uns, wie wir unsere Gitarren stimmen. Ich fand ihn sehr unterhaltsam.

Du bist bekannt für dein Black-Metal-Faible und hast kürzlich die Autobiografie von Mayhem-Bassist Necrobutcher „The Death Archives“ veröffentlicht. Was fasziniert dich eigentlich an diesem Genre?
Mir gefällt die Idee, dass sich der Black Metal völlig außerhalb üblicher Hörgewohnheiten bewegt. Je krasser und je weiter weg von „normalen“ Parametern, desto interessanter. Ich sammle auch alte Tapes. Die Jugendlichen haben sich damals Elemente aus Heavy Metal und Punk genommen, um sie auf ihre Art völlig umzuformen und ihrer kompletten Entfremdung von der Gesellschaft Ausdruck zu verleihen. Andererseits spielt wohl auch eine gewisse Vorliebe für alles Horrormäßige eine Rolle. Ich denke, vieles wurde nicht alleine aus Satansanbeterei geboren, sondern von Streifen wie „Evil Dead“ inspiriert. Ich bin ebenfalls ein leidenschaftlicher Horror-Freak.

Deine Ex-Frau Kim Gordon hat kürzlich eine Rolle in dem deutschen Horrorstreifen „Der Nachtmahr“ übernommen. Offensichtlich teilt ihr die Vorliebe für alles Gruselige.
Das ist interessant. Ich habe ihn zwar nicht gesehen, stehe aber schon seit jungen Jahren auf blutige Filme. Wobei: Wer schaut sich nicht ab und zu einen guten Horrorfilm an?

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