Glam Munich up!
Im Grunde beehrt die Münchener der erste offizielle Sommertag, als man an jenem Samstag bei strahlendem Sonnenschein gen Königsplatz pilgert. Viel kann eigentlich gar nicht schief gehen. Majestätisch zwischen der Glyptothek und der Staatlichen Antikensammlung gelegen, hatte man hier im Zentrum von Isar-Athen schon einige grandiose Konzerte (Black Sabbath, 2014) und einige, vor allem Sound-technisch, eher so halb gelungene Shows (Aerosmith, 2017) erlebt. Man ist also sehr gespannt auf die fulminante Mischung, die am 28. Mai auf dem Programm steht. Mötley Crüe und Def Leppard befinden sich schließlich gerade auf großer Co-Headlinertour – leider haben sie die beiden anderen Acts ihrer „The Stadium Tour“, nämlich Poison und Joan Jett & The Blackhearts, nicht mitgebracht. Genau als die blendende Sonne hinter der Bühne verschwindet, legen Mötley Crüe um 19:30 Uhr los.
Nach einem langen Intro, das schließlich in einem News-Flash gipfelt, der Musik als letzte Hoffnung des Planeten Erde preist, kommen Tommy Lee, Nikki Sixx, Vince Neil und der Neue an der Gitarre, John 5, auf die Bühne, um ›Wild Side‹ anzustimmen. Als eigentlicher Crüe-Fan hält man erst einmal die Luft an, schließlich sind die Sunset-Strip-Legenden eine echte Überraschungstüte, was die Qualität ihrer Shows betrifft. Allen voran Vince Neil sorgt mit seinen, nennen wir es einmal freundlich ausgedrückt, stimmlichen Schwankungen immer wieder für Ärger und Lacher in der Rockwelt. An diesem Tag ist der gute Vince okay bei Stimme, er klingt, wie er eben klingt – vergisst jedoch weder seine Texte, noch versucht er sich an Schreien, die er eh nicht meistern kann. Diese Aufgaben und viele weitere Vocal-Parts überlässt er den beiden sexy inszenierten Tänzerinnen bzw. Sängerinnen, die im Grunde die halbe Show auf der Bühne oben alleine schmeißen. (Zitat meines Nebenmannes: “Hoffentlich bekommen die genauso viel Gage wie Mötley Crüe.”)
Die Crüe zockt sich bei Kaiserwetter und ganz guter Laune des Publikums durch Klassiker wie ›Shout At The Devil‹ und ›Too Fast For Love‹, auch ›Live Wire‹ und ›Looks That Kill‹ sind zu hören sowie das jüngste ›The Dirt‹, das passend zum gleichnamigen Netflix-Erfolg erschienen war. Danach folgt ein Solo von John 5, der Mick Mars an der Gitarre ersetzt, nachdem sich selbiger jüngst mit seinen übrigen Bandkollegen aufs heftigste zerstritten hat. Oder sie sich mit ihm, das weiß man nicht so genau. Die Crüe ohne Gründungsmitglied Mars ist natürlich nicht dasselbe, jedoch erledigt John 5 seinen Job ehrlich solide. Dass der Mann spielen kann, ist eh klar, als angenehm erweist sich obendrauf sein zurückhaltender Bühnenhabitus. Nach dieser offenkundigen Verschnaufpause für Vince Neil – vorher hatte ihm bereits Nikki Sixx bei einem eher unherzlichen Fan-Meet-And-Greet auf der Bühne ein wenig Zeit verschafft, ebenso wie das ewige Kind am Drumset, Tommy Lee, der mit viel Überredungskunst wenigstens zwei Damen im Publikum dazu bringen konnte, „a set of titties“ zu zeigen – geht es weiter mit einem Medley aus Gary Glitter, ›Smokin In The Boys Room‹, den Sex Pistols und den Ramones, bevor Tommy Lee am Piano dann den Schmachtfetzen ›Home Sweet Home‹ anstimmt.
[slideshow_deploy id=’137540′]
Fotos: Markus Werner
Es folgen weitere Hits, ein paar überdimensionierte Bühnen-Gimmicks wie riesengroße Cyborg-Frauen-Puppen zu ›Girls Girls Girls‹ – danach verabschiedet sich die Crüe mit ›Kickstart My Heart‹ von der Bühne. Ein im Grunde solider Auftritt, irgendwie aus der Zeit gefallen, aber trotzdem mit Daseinsberechtigung, mit etwas undifferenziertem Klangbild. Während des gesamten Sets wurde der Sound von einem seltsamen Dröhnen unterlagert, Lees Bassdrum war zwar prägnant zu hören, jedoch klang das ganze Set immer mal wieder wie vom Winde verweht. Auffallend war dies vor allem im direkten Vergleich zu Def Leppard, deren Sound glasklar, differenziert und gleichmäßig über den Königsplatz wehte. Spitze Zungen um einen herum behaupteten, Def Leppard hätten vielleicht nur den besseren Backing Track aufgelegt – doch zur Verteidigung beider Bands sei gesagt, dass zwar wohl mit Backing Tracks gearbeitet wurde, jedoch eher subtil unterstützend, sodass wirklich genügend Live-Flair ins Publikum schwappte.
Joe Elliott und Co. in schneidigem Zwirn eröffneten mit ›Take What You Want‹ vom jüngsten Album DIAMOND HALOS und führten durch ein zauberhaftes, Balladen-geschwängertes Set. 17 Songs gab die Sheffielder Kult-Band insgesamt zum Besten und präsentierte sich dabei ganz unprätentiös auf einer absolut cleanen Bühne, lediglich die Leinwände wurden nebst Live-Übertragungen mit zu den Songs passenden Visuals bespielt, einige Laser schnitten durch die Nacht. Unter Sternenhimmel in der Dunkelheit Tracks wie ›Love Bites‹, ›Promises‹, ›Bringin’ On The Heartbreak‹ oder das übergroße ›Hysteria‹ zu hören, brachte vor allem die Paare um einen herum in romantische Stimmung. Leichtes Rock’n’Roll-Schlagergarten-Flair und das ist nicht negativ gemeint. Der Rest des Publikums war zwar positiv angetan, so richtig ausgeflippt ist die Menge am Königsplatz aber nicht, weder bei Mötley Crüe noch bei Def Leppard – Joe Elliott wiederholte seine sympathischen „Are you having fun, munich?“-Fragen teilweise dreimal, bis ihm etwas jubelnde Resonanz entgegenschlug.
Erst bei ›Pour Some Sugar On Me‹ kam richtig Schwung in die Bude, die dann auch bei den beiden letzten Tracks ›Rock Of Ages‹ und ›Photograph‹ halbwegs aufrecht erhalten werden konnte. Hätten Def Leppard ›Pour Some Sugar On Me“ als letzte Nummer gewählt, hätten sie wahrscheinlich noch mehr Abschiedsapplaus erhalten. Mit dem Versprechen, bald wieder nach Deutschland zu kommen, verabschiedeten sich Joe Elliott, Rick Savage, Vivivan Campbell, Phil Collen und der mehr als sympathische Rick Allen, der während des Sets immer wieder hinter seinem Drumset hervor gestrahlt hatte und hinterließen eine vielleicht nicht völlig euphorisierte, jedoch durchaus zufriedene Münchener Meute.
Sorry. Das ist eine recht lahme Kritik. Ein Konzert wird durch das große Ganze erst zu einem wirklichen Erlebnis bzw. einem tollen Konzert.
Da in München bei Mötley und Leppard einfach katastrophale Zustände von Seiten der Organisation herrschten, war dies sicher kein Konzert, was mir trotz großer Mötley-Liebe in Erinnerung bleiben wird.
Bierstand: 30-40 Minuten anstehen. Zeitweise kein Bier mehr – als Münchner weiß man zudem, dass Löwenbräu (das eigentlich perfekte Bier am diesem Abend bei Mötley) direkt hinter der Bühne seine Abfüllanlage hat. Mehr als peinlich.
Toiletten: wie man so wenig Klos bei +25K Menschen aufstellen kann bzw. wer das abgenommen hat, mag ein ewiges Rätsel bleiben. Das war ein Wildpinkel-Event vom Feinsten mal wieder 🙁
Das hätte man hier auch gern mal erwähnen drüfen.
Zu KISS – mit dem selben Veranstalter – auf dem Königsplatz gehe ich sicher nicht.
Hey Phil,
tut mir Leid, wenn du dich da nicht widergespiegelt fühlst. Ich kann ja aber auch nur von dem berichten, was ich subjektiv erlebt habe. Ich bin nicht während der Umbaupause, sondern dazwischen mal an Bierstand und Toiletten gewesen und da hat alles ganz ok funktioniert. Wie die Herrentoiletten-Situation war, konnte ich tatsächlich nicht beurteilen. Nx für ungut und LG, Jacqueline
Ich kann mich da Phil aber nur anschließen. Außer, dass ich 90 Minuten am Bierstand angestanden bin und leider das halbe Mötley Crüe Konzert verpasst habe. Unverständlich war auch, dass man das Gelände trotz Karte und Bändchen nicht mehr verlassen bzw. dann nicht mehr rein durfte. Die Teile der Konzerte, die ich gesehen habe, waren musikalisch okay, aber die Organisation der Veranstalter war mehr als peinlich. Bei einem 30 Euro Konzert wäre es weitaus weniger schlimm als zu den Wucherpreisen von 130 Euro. somit wird mir dieses Konzert leider auch nicht positiv in Erinnerung bleiben :/
Ich finde die Review sehr gut, wenn ich mir die Kritiken von Mönchengladbach anschaue, wäre wohl die andere Reihenfolge die bessere gewesen. Auf jeden muss man sagen, dass der Sound bei Def Leppard auf jeden Fall viel klarer war als bei Mötley Crüe. Was der Phil da schreibt, stimmt aber absolut Organisation eine Katastrophe.
Erst konnten die kein Bier zapfen, weil zum Teil keine Becher da waren, dann gab es nach dem 4. Lied von Def Leppard am selben Stand kein Bier, es käme auch kein Nachschub mehr.
Also das Catering war echt ne Katastrophe.
Rock on
Hallo Jacqueline,
koenntest du mir sagen wer der Photograph der Bilder ist, die du hier im Artikel benutzt hast?
Wuerde gerne mich mit Ihm in Verbindung setzten und ein paar Bilder erwerben.
War mit Familie dort. Top Konzert. Def Leppard definitv besseren Sound aber Motley Crue war auch gut.
Zum Thema Bier und Toiletten, kann Ich den Kommentaren hier oben nur zustimmen, aber man muss sich die Prioritaeten genau ueberlegen – in Schlange fuer Bier stehen oder Def Leppard live erleben!!!!! Manche ganz vorne haben sich tatsaechlich fuer das erste entschieden…….!!!
Martin