Midlife Crisis? Nein, danke!
Als Ausnahmekünstler darf sich der Kanadier schon seit 20 Jahren bezeichnen, doch 2019 gelang ihm
das bemerkenswerte Kunststück, seine höchst produktive und an Höhepunkten gewiss nicht arme Karriere mit seinem Opus Magnum EMPATH zu krönen. Ein solches Monument zu toppen ist schon schwer genug, doch dann kamen auch noch die Pandemie, diverse persönliche Veränderungen, der zunehmend alarmierende Zustand der Menschheit und sein 50. Geburtstag dazu. Was bei den meisten Menschen eine mindestens mittelschwere Sinnkrise auslösen würde, beantwortet Townsend hingegen mit LIGHTWORK, einem Album, auf dem er befreit wie selten zuvor klingt. Die leicht manische Angespanntheit, die sich in seiner Arbeit so oft findet, ist verschwunden, ebenso wie mehrteilige Konzeptsuiten, drollig-schräge Absurditäten oder der zwar genussvoll exaltierte Humor, der allerdings der Musik an sich bisweilen im Weg stand. Klanglich schließt er relativ nahtlos an EMPATH an, doch die zehn Stücke, fast allesamt in konventioneller Länge, sind zugänglicher denn je, mal episch, mal flott, gelegentlich zappaesk und nur selten metallisch-hart. Im Kontext von Devin Townsends Gesamtwerk ist dies ein leichtfüßiges Pop-Album, seine Im-Cabrio-einer-rosigen-Zukunft-entgegen-brausen-Platte, unangestrengt, positiv, unbeschwert und mit ›Call Of The Void‹ oder ›Moonpeople‹ fast schon hitverdächtig. Eine schiere Freude, wie man sie von ihm nicht erwartet hätte – und somit ein weiteres Meisterwerk.
8 von 10 Punkten
Devin Townsend
LIGHTWORK
INSIDE OUT/SONY