30 Rex Brown
SMOKE ON THIS
Eone/SPV
Mit seinem ersten Soloalbum überraschte Rex Brown nicht schlecht: Der Pantera-Mann ist der Beweis, dass auch in Metal-Bassistenfingern zentnerschwere Schweine-Rock-Riffs und feine Akustik-Hook-Lines stecken können.
Anspieltipp: ›Get Yourself Alright‹
29 Queens Of The Stone Age
VILLAINS
Matador/Warner
Sir Homme, Genie der postmodernen Popkultur, klingt auf seinem Schurkenstreich VILLAINS ein weiteres Mal völlig nach QOTSA und doch ganz anders. Große Songs mit indifferentem Gesang kommen nur bei Josh so cool.
Anspieltipp: ›Feet Don’t Fail Me‹
28 Dan Auerbach
WAITING ON A SONG
NONESUCH/WARNER
Der Garagen-Blues-Rock seiner Stammkapelle The Black Keys spielt hier keine Rolle, statt dessen gibt es charmanten Retro-Pop mit allerlei stilistischen Anleihen bei Soul, Rock’n’Roll und Easy Listening.
Anspieltipp: ›Waiting On A Song‹
27 U2
SONGS OF EXPERIENCE
Island/Universal
Der Albumtitel stimmt. Die Iren wissen einfach, was sie tun. Auf ihrem 14. Werk schlagen sie die Coldplays und Editors dieser Welt souverän mit den eigenen Waffen, als wollten sie fragen: „Wer hat’s erfunden?“
Anspieltipp: ›The Blackout‹
26 Black Star Riders
HEAVY FIRE
Nuclear Blast/Warner
Die Black Star Riders machen auch mit diesen elf neuen Songs ihrem ehemaligen Namen Thin Lizzy alle Ehre. Ohne sich selbst kopieren zu müssen, beinhaltet HEAVY FIRE einige der schwersten Rock-Geschütze des Jahres.
Anspieltipp: ›Dancing With The Wrong Girl‹
25 Van Morrison
ROLL WITH THE PUNCHES
Caroline/Universal
„Van the Man“ in Blueslaune. Fünf der Songs hat Morrison selbst geschrieben, dazu covert er Helden wie Sam Cooke, Bo Diddley und Little Walter. Als Gastmusiker/-sänger treten Chris Farlowe, Georgie Fame und Jeff Beck auf.
Anspieltipp: ›Bring It On Home To Me‹
24 Cheap Trick
WE’RE ALL RIGHT
Universal
Cheap Trick müssen nicht mehr nur auf vergangene Erfolge zurückblicken. Jetzt zeigen sie sich zum zweiten Mal in zwei Jahren von der lange nicht mehr so gut aufgelegten und rock’n’rollig vielseitigen Power-Pop-Seite!
Anspieltipp: ›You Got It Going On‹
23 Bob Seger
I KNEW YOU WHEN
Capitol/Universal
Rockkracher oder lieber hymnische Balladen? Der US-Songwriter hat wie immer beides im Angebot. Gewidmet ist die Platte dem verstorbenen Freund Glenn Frey, dazu werden Lou Reed und Leonard Cohen gecovert.
Anspieltipp: ›I Knew You When‹
22 Alice Cooper
PARANORMAL
Earmusic/Edel
Der Maestro der Düsternis ist zurück und wir sind immer noch unwürdig! Nach sechsjähriger Pause veröffentlicht Alice Cooper endlich sein 27. (!) Studioalbum und macht daraus gleich mal zusammen mit Kumpel und Produzent Bob Ezrin einen Doppeldecker inklusive Live-Material seiner Hits. Mit 69 Jahren klingt die Legende heute frisch wie eh und je. Und nein, das steht nicht in Widerspruch zu dem 70er-Jahre-Lüftchen, das einem beim Hörerlebnis von PARANORMAL ab und an um die Nase weht. Besagtes „Eau de Oldschool“ äußert sich mal in geradlinigen Rocknummern wie dem groovenden ›Dynamite Road‹ oder dem funky ›Dead Flies‹, dann wieder in verträumt-floydesken Überraschungstüten wie dem abschließenden ›The Sound Of A‹. Lumpen lassen hat sich Cooper weder beim Umfang seines jüngsten Werks noch bei den darauf musizierenden Gästen: Ganz nebenbei rekrutierte er mal eben Roger Glover von Deep Purple, Billy Gibbons – der ›Fallen In Love‹ seinen unverkennbaren Bluesgitarren-Stempel aufdrückt – oder Larry Mullen Jr. von U2, der einige der Songs im Studio eintrommelte. Der Grundtenor der Platte gestaltet sich so, wie man es vom Begründer des Schockrocks erwartet: Schaurig-schön mit viel Grusel und wie immer von einem ausdrucksstarken Augenzwinkern begleitet. Die Erzählmotive erstrecken sich von freundschaftlichen Beziehungen zwischen Mensch und Ghul über tödliche Abmachungen mit dem Leibhaftigen persönlich bis hin zur Story eines exzentrischen Transgender-Mannes in ›Genuine American Girl‹. Dieser Song, der nicht nur wegen des Themas an die New York Dolls (übrigens: auch ›Private Public Breakdown‹ versprüht diesen rotzigen Glamvibe) erinnert, eröffnet die zweite Hälfte von PARANORMAL und glänzt durch seinen großartigen Entstehungskontext: Besagter Mitwipp-Track sowie das folgende ›You And All Of Your Friends‹ wurden von den Originalmitgliedern der Alice-Cooper-Band eingespielt und zählt zu den coolsten Stücke auf PARANORMAL. Ob deswegen vielleicht bald die Reunion-Glocken läuten?
Anspieltipp: ›Genuine American Girl‹
(Jacqueline Floßmann)
21 Kadavar
ROUGH TIMES
Nuclear Blast/Warner
Kadavar sind auf dem besten Weg, ein echt nachhaltiger Rockact zu werden: Auf ROUGH TIMES klotzen sie verstärkt mit Bass, Schlagzeug und hyperwuchtigem Sound, der das Genick auf Dauer ganz schön stark belastet.
Anspieltipp: ›Into The Wormhole‹
20 Sam Outlaw
TENDERHEART
Thirty Tigers/Alive
Country von der West Coast. Der Schlüssel, wenn man einen beliebten altbekannten Sound aufgreift ist, dass man ihn nicht einfach nur nachahmen darf. Auf dem zweiten Album des 35-jährigen Kaliforniers Sam Outlaw hat man nie das Gefühl, dass der Songwriter seinen Seventies-Laurel Canyon-Country nicht mit Haut und Haar fühlt, verkörpert und lebt. Das Erbe von Gram Parsons ist in guten Händen.
Anspieltipp: ›Dry In The Sun‹
19 Walter Trout
WE’RE ALL IN THIS TOGETHER
Mascot/Rough Trade
Und jetzt alle zusammen: Die Freude, seine Lebererkrankung überlebt zu haben, teilt Walter Trout auf diesem Werk mit 1a-Blues-Prominenz der Sorte Charlie Musselwhite, Robben Ford, Edgar Winter, Joe Bonamassa und John Mayall. Noch mehr Namedropping gefällig? Okay: Kenny Wayne Shepherd, Sonny Landreth und Warren Haynes sind auch dabei. Unter anderem. Eine runde Allstar-Sause für Blues-Fans.
Anspieltipp: ›Ain’t Goin’ Back‹
18 The Afghan Whigs
IN SPADES
Sub Pop
Ego, Pathos, ein Geist zwischen Genie und Wahnsinn: Greg Dulli ist noch immer jene strahlende Persönlichkeit, als die er einst die Afghan Whigs in die Herzen all jener Indie-Intellektuellen führte, die den Soul in seinen schwülen Erotica-Dramen spüren konnten. Allein seine Sprache, sein Ausdruck, sein Repertoire haben inzwischen eine Reife erlangt, die ein Album wie IN SPADES zu einem wahren Spektakel geraten lassen. Wahre Grandezza!
Anspieltipp: ›Demon In Profile‹
17 Lukas Nelson & The Promise Of The Real
LUKAS NELSON & THE PROMISE OF THE REAL
Concord/Universal
Kinder-Country? Der Nachwuchs bringt sich jedenfalls erneut in Stellung: Willies Sohn liefert mit familientypisch knarziger Stimme rustikale Rocker wie ›Four Letter Word‹ und ›Die Alone‹, vernachlässigt aber auch nicht den Country-Aspekt. ›Breath Of My Baby‹ ist eine herzergreifende Ballade inklusive weinender Steel-Guitar, die Working-Class-Moritat ›Runnin’ Shine‹ handelt vom Überleben unter widrigen Umständen.
Anspieltipp: ›Set Me Down On A Cloud‹
16 Steven Wilson
TO THE BONE
Caroline/Universal
Steven Wilson habe den Pop für sich entdeckt, hieß es im Vorfeld zu dieser Veröffentlichung. Doch keine Angst – der unangefochtene Herrscher über den neuen Prog macht natürlich nicht auf platten Mainstream-Mist. Stattdessen hat er seine komplexen Klanggebilde einfach ein kleines bisschen abgespeckt, um den Melodien noch mehr Raum zur Entfaltung zu geben. Das Ergebnis ist keine Radiomucke, sondern erneut schlicht und einfach grandiose Musik.
Anspieltipp: ›Pariah‹
15 The War On Drugs
A DEEPER UNDERSTANDING
Atlantic/Warner
Niemand versteht es zurzeit besser, seinen Kummer in überlebensgroße, schillernde Rocksongs zu verwandeln als Adam Granduciel. Als raffiniertem Studiotüftler gelingt es ihm mit seiner glänzend eingespielten Band dazu perfekt, die Soundästhetik der 80er in die heutige Zeit zu transportieren. Das ganze Album ist von einer emotionalen Dringlichkeit, die ihresgleichen sucht. „Is it cold without my love?“ Wir wollen es hoffen.
Anspieltipp: ›Pain‹
14 The Chris Robinson Brotherhood
BAREFOOT IN THE HEAD
Megaforce
Natürlicherweise entfacht Chris Robinsons Stimme eine brennende Sehnsucht nach den guten alten Black Crowes, aber auch mit seinem jüngeren Projekt schafft es der Musiker, hippiesken Blues- und Countryrock ins Jetzt zu retten und luftige Songs mit Hang zu größter kompositorischer Offenheit zu produzieren. „Barfuß im Kopf“, genau nach diesem sommerlich-befreiten Geisteszustand klingt die Bruderschaft hier.
Anspieltipp: ›Behold The Seer‹
13 Little Steven
SOULFIRE
Universal
Nachdem er zuletzt vermehrt als Schauspieler unterwegs war, ist der charismatische Springsteen-Gitarrist als Solokünstler Little Steven zurück – 18 Jahre nach seinem letzten Album. Und er fährt groß auf! SOULFIRE ist eine umwerfende Soulrock-Party, mit Bläserfanfaren, Background-Chören, Streicherschmalz und bombastischem Drumsound. Hemmungslos romantisch und nostalgisch – und ein Riesenspaß.
Anspieltipp: ›Some Things Just Don’t Change‹
12 Life Of Agony
A PLACE WHERE THERE’S NO PAIN
Napalm/Universal
Bei wenigen Bands passiert in einer zwölfjährigen Pause zwischen Platten so viel wie hier. Aus Frontmann wird Frontfrau, vor allem aber wird aus einem vermeintlichen Nostalgie-Act eine wiederauferstandene Macht von einer Kraft, wie sie seit dem legendären Debüt RIVER RUNS RED von 1993 nicht mehr zu spüren war. Mit diesem Meisterwerk brauten die New Yorker einen süchtig machenden Cocktail aus Melodie, Wucht, nackter Emotion und unwiderstehlichem Groove, der noch lange wirken wird.
Anspieltipp: ›Meet My Maker‹
11 Neil Young
THE VISITOR
Reprise/Warner
Zum dritten Mal hat sich der Kanadier mit Promise Of The Real, der Band um Willie Nelsons Sohn Lukas, zusammengetan. Und nie klang das Ergebnis besser. In den wuchtigen Rocknummern des Albums ist die junge Truppe mittlerweile ein würdiger Ersatz für Crazy Horse, und auch die ruhigeren Stücke meistert sie mit souveräner Gelassenheit. Young selbst gelingen einige seiner eingängigsten Songs der letzten Jahre.
Anspieltipp: ›Almost Always‹