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Fleetwood Mac: Die größte Seifenoper der Rockgeschichte

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Fleetwood Mac: Die größte Seifenoper der Rockgeschichte

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Als legasthenischer Schulabgänger und aufstrebender Schlagzeuger kam er im London der Swinging Sixties an. Dort entdeckte er eine Welt aus Blues, Alkohol, Frauen und den Welterfolg mit Fleetwood Mac. Doch selbst nach einem halben Jahrhundert unglaublicher Musik ist seine bedeutendste Errungenschaft vielleicht, dass er die größte Seifenoper der Rockgeschichte am Laufen hält. Im großen Interview mit CLASSIC ROCK: Mick Fleetwood.

Man würde nie vermuten, dass Mick Fleetwood eine Hauptrolle in besagter Rock’n’Roll-Seifenoper spielt. Vielleicht liegt es am gemächlichen Lebenswandel des hawaiianischen Inselparadieses, wo er lebt, oder der generellen Zwangsentschleunigung aufgrund der Pandemie, doch ein Gespräch mit dem Mitbegründer und Schlagzeuger von Fleetwood Mac ist so entspannend wie eine Hängematte in einer Tropenbrise. Die konfliktreiche Geschichte der Band steht dabei im krassen Gegensatz zu seiner geselligen Art, sie zu erzählen. Das sollte uns natürlich nicht überraschen. Fleetwood ist sicher kein Unschuldslamm, doch seine beständige Präsenz als Schiedsrichter, Friedenshüter und Unterhändler in Geiselnahmen – immer zur Hand, um seine launischeren Bandkolleg*innen vom Rand des Abgrunds zurückzuholen oder die Fuhre auf Kurs zu halten, wenn alles verloren schien – ist der Grund, dass Fleetwood Mac mittlerweile mehr als ein halbes Jahrhundert überdauert und einen Katalog von 17 Studioalben zu verbuchen haben.

Fleetwood mag der Groove sein, und zusammen mit Bassist John McVie ist er gleichsam der Kleber. Geboren im Juni 1947 als Michael John Kells Fleetwood, wuchs er als Sohn eines Jagdfliegers der Royal Air Force auf der ganzen Welt auf. Die Schulzeit war jedoch Folter für einen Teenager, dessen unbestreitbare Intelligenz nicht kompatibel mit traditionellen akademischen Anforderungen war. Heute bezeichnet er seinen Umzug nach London mit 15 als sein Erwachen. Er ist bestimmt ein weitaus talentier terer Trommler, als er je zugeben würde, und bekam seine Chance, als sein Mentor, der unübertroffene Gitarrist Peter Green, ihn für John Mayall’s Bluesbreakers entdeckte und ihm dann 1967 anbot, mit ihm Fleetwood Mac ins Leben zu rufen. Die Band lieferte zügig zwei der besten Alben des britischen BluesBooms ab – das selbstbetitelte Debüt von 1968 sowie den Drittling THEN PLAY ON von 1969 – und schien für einen schnellen Aufstieg bestimmt zu sein. Doch Chart hits wie ›Albatross‹ und ›Oh Well‹ beschleunigten Greens psychische Probleme und der Gitarrist stieg 1970 aus, eine Folge von Ruhm, LSD und unbekannten Schwierigkeiten in seiner Kindheit.

Der frühe Gitarrist Jeremy Spencer brannte bald darauf ebenfalls aus, was die Tradition der instabilen Lineups bei Fleetwood Mac etablierte. Doch die Band machte weiter durch eine unterbewertete Übergangszeit, in der Gitarrist Danny Kirwan auf verlorenen Kleinoden wie BARE TREES von 1972 seine Stimme fand, bevor auch er abhob, sich weigerte, auf die Bühne zu gehen, und von Fleetwood persönlich gefeuert wurde. Dann kam der Megastarruhm. Der melodische Rock auf RUMOURS von 1977 fand mehr als 40 Millionen Käufer, doch das Album ist gleichermaßen für Hits wie ›Go Your Own Way‹ bekannt wie für die zerbrechen den Beziehungen zwischen Stevie Nicks und Lindsey Buckingham sowie dem Ehepaar John und Christine McVie. Das RUMOURS-Lineup fand im letzten Jahrzehnt wieder für Konzerte zusammen, doch die Wunden waren offensichtlich immer noch nicht verheilt: Buckingham wurde 2018 gefeuert, und die Gründe dafür variieren, je nachdem, wen man fragt. Durch all das hat Mick Fleetwood immer weitergespielt, zuletzt bei einem All-Star-Tribute-Event für Peter Green im London Palladium nur wenige Tage, bevor Covid19 zuschlug. Einige Monate nach dem Tod des Gitarrengottes im vergangenen Juli erscheint es jetzt als Livealbum und Film. Außerdem wird aktuell die zweite große Hochphase der Band mit der Neuauflage von Fleetwood Macs LIVE-Album von 1980 zu neuer Aufmerksamkeit geführt. Ein guter Zeitpunkt, um auf Fleetwoods 73 Jahre zurückzublicken. Und man könnte sich keinen angenehmeren, redseligeren Gesprächspartner wünschen.

Was für Kindheitserinnerungen hast du?
Ich war als Kind schwer legasthenisch und war in Sachen akademischer Leistung eine totale Null. Da war ich völlig nutzlos. Ich beherrsche bis heute nicht das Alphabet. Wenn man mich mit einer Pistole bedrohen und mich fragen würde: „Wo steht vom S aus gesehen das R?“, könnte ich das nicht beantworten. Aber ich fühlte mich sicher nie minderwertig, denn mein Vater und meine Mutter gaben
mir nie dieses Gefühl. Daran dachten sie nicht mal. Sie unterstützten all ihre Kinder immer zu 100 Prozent. Wir wurden tatsächlich alle Künstler. Wir waren eine Familie, wo man zur Tür hineinkam und von meinem Vater umarmt wurde. Ich erinnere mich an die erste Begegnung von meinem Vater mit John McVie, da gab er ihm auch eine feste Umarmung. John sagte zu mir: „Das verwirrte mich, von
einem Mann umarmt zu werden“. Ich erwiderte: „Wirklich? Dein Vater umarmt dich nie?“

Wie kam das Schlagzeug in dein Leben?
Ich denke, meine Eltern waren einfach nur froh, dass ich irgendetwas machte, statt nur ein totaler Versager in der Schule zu sein. Ich hatte mir auf dem Dachboden selbst das Trommeln beigebracht, indem ich zu Platten von Cliff Richard, Buddy Holly und solchen Sachen mitspielte. Ich ging mit 15 von der Schule, und es war wundervoll von meinen Eltern, dass sie mir ihren Segen gaben, als ich nach London zog, mit einem seltsamen kleinen Drumkit und dem Traum, Schlagzeuger zu werden.
Nichts ließ mich glauben, dass ich das überhaupt schaffen könnte. Doch als ich dort ankam, war ich glücklich wie ein Schwein in der Scheiße.

In London warst du in allen möglichen Bands. Erinnerst du dich an deine erste Begegnung mit Peter Green und wie sie deinen Kurs beeinflusste?
Wir waren alle zusammen in der Band Peter B’s Looners. Peter Bardens, der Arme, hatte bei meiner Schwester angeklopft, weil er mich in der Garage trommeln gehört hatte. Das war meine erste Chance. Davor hatte ich noch nie auch nur einmal mit irgendjemandem gespielt. Also war ich in der Band, und dann verloren wir unseren Gitarristen. Greeny hatte ein kurzes Engagement bei John Mayall’s Bluesbreakers gehabt, als Eric Clapton nach Nordafrika zog. Doch Eric kehrte zurück und wollte
seinen Job wiederhaben. Das war der Punkt, an dem Peter in diesen kleinen Proberaum im East End kam.

Was hast du von Peter Green als Gitarrist gehalten?
Nun, da muss ich gleich etwas gestehen, nämlich meinen ersten Fehler. Wir hatten schon ein paar andere Gitarristen ausprobiert, aber wir hatten von Greeny gehört. Er kam mit seiner Les Paul in einem kleinen braunen Kasten herein, fast wie ein Cellokoffer. Er stöpselte ein und ich weiß noch, wie ich zu Peter Bardens sagte: „Ich denke nicht, dass er gut genug ist. Er spielt immer wieder dasselbe“. Was ich da hörte, war natürlich die Schlichtheit von Peters Spiel. Aber ich war beunruhigt und dachte: „Wird er all diese Songs in drei Tagen lernen können?“ Zum Glück hatte Peter Bardens mehr Durchblick und sagte gleich: „Mick, du liegst falsch. Dieser Type hat Stil und seinen Klang, und er ist verdammt funky“. Klar bekam Greeny den Job. Und in den nächsten paar Wochen musste ich mich anstrengen, um mitzuhalten, wie nie wieder in meinem Leben. Am Ende stand ich nur noch mit offener Kinnlade da und dachte:
„Oh Scheiße!“ Natürlich ist die Ironie der Geschichte, dass ich Peter Greens größter Verfechter wurde. Gott sei Dank hat mich also damals jemand abgewatscht und mir gesagt, die Klappe zu halten.

Du, Peter und John McVie wart alle bei John Mayall’s Bluesbreakers.
Yeah. Sie hatten Aynsley Dunbar, einen unglaublichen Schlagzeuger, technisch überragend. Als Greeny dann sagte, dass er mich für die Bluesbreakers wollte, sagte ich: „Was meinst du? Das kann ich nicht!“ Doch Greeny sagte sehr schnell: „Genau deshalb wollen wir dich – weil du es nicht kannst“. Peter Green hatte dieses Motto, das wir, vor allem John und ich, bis heute als Blaupause verwenden. Er sagte immer: „Weniger ist mehr“. Und das war es, was er in mir sah.

Lange dauerte es aber nicht, bis Mayall dich feuerte. War das gerechtfertigt?
Oh, definitiv. Es ist kein Geheimnis, dass John McVie und ich zu viel tranken. Er wurde ein paar Mal für seine mangelnde Kontrolle entlassen. Aber weil er ein so großartiger Bassist ist, nahm John Mayall ihn immer wieder zurück. Wir beide waren jedoch zu viel des Guten. Mayall war der erste Typ, der richtig organisiert war. Er sagte einem, an welcher Ecke man warten sollte, wenn er einen abholte. „Sei besser da, verspäte dich nicht.“ Man wurde immer bezahlt – er hatte kleine Lohnpäckchen. Er kümmerte sich um einen. Es war, als wäre man Teil einer Bruderschaft unter einem Schulrektor. Ich erinnere mich, wie ich auf dem Rücksitz des alten Lieferwagens saß. Ich wusste, dass ich zu viel Mist gebaut hatte. An einem Abend war ich wirklich betrunken gewesen und dachte: „Jetzt ist es für mich sicher gelaufen“. Ich hatte den Plan für die Gigs der nächsten zwei Wochen, auf dem ich Notizen gemacht hatte. Unter einen der Gigs schrieb ich: „Ich bin gefeuert“. Und so kam es auch, fast genau an dem Tag. Ich zeigte das Mayall sogar im Van und sagte: „Ich bin wohl geliefert, oder?“ Und natürlich war das auch der Fall. Ich war also nicht sehr lang bei John Mayall.

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