Wird er denn kommen? Wenn ja, wann und in welcher Verfassung wird W. Axl Rose sein, wenn er die Open Air-Bühne im Mönchengladbacher HokeyPark betritt? Mit diesen Gedanken strömen die Gunners-Fans in einer Kilometerlangen Schlange zum einzigen Guns N‘ Roses-Konzert in Deutschland seit sechs Jahren. Die Sorgen sind nicht unbegründet. Nach beunruhigenden Horrorgeschichten aus Frankreich, wo die Band mehrere Stunden zu spät ihr Set eröffnet hatten und reihenweise schwachen Gesangsleistungen von Axl, kann man eigentlich nur das Schlimmste befürchten – besonders als wahrer Fan.
Nach den Rival Sons, denen die Stadionbühne nicht so recht stehen will, beginnt das, worauf jeder Anwesende hätte gut verzichten können: Warten auf Rose. Mit doch nur einer Stunde Verspätung, für die die größte Diva des Rock übrigens nichts konnte, geht es dann los. Zu den ersten Tönen des „neuen“ GN’R-Songs ›Chinese Democracy‹ kommt Axl Rose nach seinen Auftragsmusikern auf die Bühne. Natürlich bietet er nicht mehr das kraftstrotzende Bild wie vor 20 Jahren. Dennoch hat man ihn schon voluminöser gesehen. Dafür ist seine Stimme kräftiger, als man erwartet hätte. Schade eigentlich, dass der Mischer – vermutlich als Vorsichtsmaßnahme – Roses Mikrofon über das gesamte Konzert hinweg zu leise lässt.
Nach dem Opener ist es dann Zeit für drei APPETITE FOR DISTRUCTION-Bomben. ›Welcome To The Jungle‹, bei dessen Intro sich ein gewisser DJ Ashba etwas zu lange für ein Riff feiern lässt, das einfach Slash gehört, zeigt zum ersten Mal wohin dieser Abend führen könnte. Gefolgt wird das Ganze von ›It’s So Easy‹ und ›Mr. Brownstone‹. Diese „echten“ GN’R-Songs werden leider immer wieder von Soli der Band und Jams unterbrochen, um wohl Axl die nötigen Verschnaufpausen zu verschaffen. Es sei im vergönnt, denn er präsentiert sich gut gelaunt und sogar charmant. Als es nach einer Vielzahl von APPETITE und IlLUSION-Hits und vereinzelten aktuellen Songs ungelogen bei ›November Rain‹ beginnt zu regnen, entschuldigt sich Herr Rose sogar artig für das Wetter. Auch witzelt er zwischen zwei Songs sehr sympathisch über sein spätes Erscheinen. Die Axl & Band Show dauert schlussendlich stolze 150 Minuten und umfasst – abzüglich der Interludien – ganze 22 Stücke.
Würde Axl es nur immer schaffen, in dieser Form zu sein, könnte man sich direkt dazu hinreißen lassen, Slash und dem Rest der guten Seite der Ur-Gunners zu einer Reunion zu raten.