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Ida Mae: Britische Botschaft in Nashville

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Ida Mae: Britische Botschaft in Nashville

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Das Duo Ida Mae schafft es auch auf seinem zweiten Album wieder, amerikanischer als die Amerikaner zu klingen und dabei typisch britisch zu bleiben.

Es gibt ein Lied auf dem zweiten Ida-Mae-Album CLICK CLICK DOMINO, das trägt den Namen ›Mountain Lion Blues‹. Ida Mae im Mikrokosmos, wenn man so will. Denn: „Ich wollte so einen richtigen 12-Bar-Blues auf der Platte, wie er auch von Willie Dixon hätte kommen können“, erklärt Chris Turpin, Gitarrist, Co-Sänger und neuerdings auch – dazu kommen wir später – Producer von Ida Mae.

Damit offenbart Chris schon mal sein Fachwissen und seine tiefe Liebe zu historischem US-Blues und zur Country-Musik. Gleich darauf lässt er grinsend englische Selbstironie aufblitzen. „Ich fand’s auch irgendwie witzig, wenn ich dünnes blasses Hemd mich zum Mountain Lion ernenne.“ „In England gibt’s ja auch keine Tiere, die was hermachen. Sollen wir etwa über den Dachs singen?“, lacht Stephanie Jean, seine Partnerin in Leben und Musik. Wir sehen: Die zwei mögen zwar ihren Lebensmittelpunkt inzwischen nach Nashville verlegt haben, aber den drolligen UK-Humor, den man von US-Bands so nicht kriegt, den haben sie behalten. So ist es kein Wunder, dass so viele US-Künstler die beiden schon ins Herz geschlossen haben. Greta Van Fleet zum Beispiel, die Ida Mae wieder und wieder auf Tour mitnehmen und sich backstage jedes Mal wieder über ihren Akzent freuen. Oder Managerlegende Seymour Stein, der die zwei unter Vertrag genommen hat und ihnen alle Türen öffnet. Nicht zuletzt Bluesmaestro und Nashville-Nachbar Marcus King, der abends gerne mit seiner Frau auf der Veranda der Turpins vorbeischaut und dabei natürlich auch für ein beeindruckendes Solo auf deren zweitem Album bereitstand.

Diese Platte haben Ida Mae nämlich in ebenjenem neuen Heim aufgenommen. „Natürlich lief aber alles anders als geplant“, so Chris. „Eigentlich wollten wir ja unsere gesamte Band hier nach Nashville holen und alles im Haus live aufnehmen. All das Equipment hatten wir dafür schon gekauft. Dann kam Covid.“ Nix da mit Band. Chris und Steph waren auf sich allein gestellt, schrieben, sangen und schnitten als Duo mit. Chris wurde so zwangsweise auch zum Tontechniker und Produzenten. „Wir mussten Wege finden, trotzdem so live wie möglich aufzunehmen“, so Chris. „Es ist eine ganz bewusste künstlerische Entscheidung bei uns, dass wir in der Postproduktion nie nachträglich Fehler ausbügeln. Es macht doch nichts, wenn man mal ein bisschen zu leise, zu laut oder ein bisschen daneben singt. Im Gegenteil, es sind doch genau diese kleinen Macken, die Musik authentisch klingen lassen. All unseren Blues-Vorbildern standen die Studio-Tricks von heute nicht zur Verfügung und deshalb klingt ihre Musik, wie sie klingt.“ Sagen wir’s so: Operation geglückt – Musik lebt!

Die Tracks auf CLICK CLICK DOMINO sind Knallbonbons aus spröder Schönheit, rauer Reibung, fragiler Stille und ruppiger Wucht. Ida Mae wirken hier sogar noch eine Stufe unmittelbarer als auf ihrem Debüt CHASING LIGHTS (2019). Klingt, als hätten sich die Briten ganz in den USA eingelebt. Oder etwa nicht? Ein paar Dinge fehlen den zwei dann doch. „Meine Mutter schickt mir regelmäßig Pakete mit Marmite“, grinst Stephanie. Der berühmte Brotaufstrich, den nur Briten lieben können. „Was wir auch nicht mehr tun, das ist, über Politik zu diskutieren“, fügt Chris an. „Da wechseln wir sofort das Thema. In einem Land, wo jeder außer uns Waffen besitzt, da macht man besser niemanden wütend.“

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