0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Interview: Wird Phil Collins immer noch von allen gehasst?

-

Interview: Wird Phil Collins immer noch von allen gehasst?

- Advertisement -

Musiker respektierten dich, aber die Presse war dir nicht immer so gewogen. Ein Kritiker schrieb: „Phil Collins hat das Fadenkreuz auf seiner eigenen Stirn platziert“ – ein Verweis auf deine Aktion mit der Concorde bei Live Aid – „und ist seit ›Another Day In Paradise‹ der Lieferant gequälter romantischer Balladen für die Welt mittleren Einkommens“. Wie hast du damals auf sowas reagiert?
Ich verstand es nicht. Ich wusste, was ich mit ›Another Day In Paradise‹ sagen wollte, aber die Leute fühlten sich davon beleidigt, weil ich reich war. Was ich damit ausdrückte, war dass wir alle dankbar sein sollten für das, was wir haben, denn es geht uns besser. Aber sie stürzten sich alle darauf. Mit der Concorde sah es aus, als würde ich angeben. Robert Plant hatte mich für seine Soloalben gebucht und fragte mich: „Machst du bei diesem Live-Aid-Ding mit?“ Ich sagte, „Ja“, und er antwortete: „Kannst du mich da auch reinbringen? [Der US-Promoter] Bill Graham mag mich nicht und Zeppelin auch nicht. Vielleicht können du, ich und Jimmy was machen?“ Ich fand das eine tolle Idee, und dann rief Sting an: „Können wir etwas zusammen machen?“ [Der britische Promoter] Harvey Goldsmith sagte schließlich: „Nimm die Concorde, dann kannst du beides tun“. Ich erwiderte: „Na gut, wenn das geht“. Mir war nicht bewusst, dass das als Angeberei ausgelegt werden könnte. Als ich dann dort ankam, war der gemeinsame Auftritt von mir, Ro­­bert und Jimmy zur Wiederkunft von Led Zeppelin geworden – und John Paul Jones war auch da. Jimmy sagte: „Wir müssen proben“. Und ich: „Können wir nicht auf die Bühne gehen und spielen?“ Ich probte also nicht, als ich ankam, aber in der Concorde hatte ich mir ›Stairway To Heaven‹ angehört. Als ich ankam, ging ich zu den Wohnwagen und Robert meinte: „Jimmy Page ist feindselig“. Und Page: „Wir haben geprobt!“ Und ich: „Ich war bei eurem ersten Gig in London, ich kenne das Zeug!“ Seine Antwort: „Na gut, wie geht das also?“ Ich machte also irgendwie … (macht den Schlagzeug-Part aus ›Stairway To Heaven‹ nach) … und Page sagte: „Nein, so geht das nicht!“ Dann sprach ich mit [Co-Schlagzeuger] Tony Thompson, denn ich habe schon oft mit zwei Drummern gespielt, was furchtbar in die Hose gehen kann: „Lass und einander nicht in die Quere kommen und ganz einfach spielen“. Thompson, möge er in Frieden ruhen, hatte eine Woche lang geprobt, dann komme ich und stehle ihm die Schau – der berühmte Drummer ist angekommen! –, also machte er so ziemlich, was er wollte. Robert war nicht fit. Und wenn ich es gekonnt hätte, wäre ich wieder ge­­gangen, denn ich wurde gar nicht ge­­braucht und fühlte mich wie irgendein Ersatzteil.

Du wusstest also, dass es schiefgeht?
Ehrlich gesagt, ja. Aber wenn ich es getan hätte, würden wir nun seit 30 Jahren darüber reden, warum ich damals von der Bühne ging, also blieb ich. Dann war es vorbei und wir wurden von MTV interviewt. Robert ist ein Schatz, aber wenn diese Jungs zusammenkommen, ziehen schwarze Wolken auf. Page sagte also: „Einer der Schlagzeuger war ir­­gend­­wo über dem Atlantik und konnte seinen Part nicht“. Das ärgerte mich. Vielleicht konnte ich nicht so gut spielen, wie er es gerne gehabt hätte, aber … Ich wurde zum Flaggschiff und es sah aus, als würde ich prahlen.

Warum hast du diese Art von Kritik so an dich herangelassen?
Weil man dazu tendiert, sich selbst fertigzumachen. Man fängt an, zu glauben, dass man tatsächlich so ist, wie die Leute von einem behaupten. Wie diese Rezension zu ›Another Day In Paradise‹, die du mir gerade vorgelesen hast. (schüttelt den Kopf) Ich sollte längst darüber hinweg sein, aber manchmal ärgere ich mich immer noch darüber.

Du hast mit so vielen verschiedenen Größen zusammengearbeitet – Thin Lizzy, Adam Ant, Tears For Fears, Anni-Frid von ABBA, um nur ein paar zu nennen. Was hat dich gerade an diesen vier interessiert?
Ich kannte Phil Lynott ein bisschen. Er wohnte bei einem unserer Tour-Manager, so kam es dazu, dass sie bei mir an­­fragten. Adam Ant – lustiger Typ, ein liebenswerter Kerl! Tears For Fears wollten einfach, dass ich dieses Fette-Drums-Ding von ›In The Air Tonight‹ auf ›Woman In Chains‹ mache – „Wir wollen, dass du hier ganz groß einsteigst“. Frida flog ein und kam ins Genesis-Studio, um mich zu treffen, und war un­­glaublich nett. Es ist so interessant für mich, über solche Sachen zu reden! Sie fand, ich sei ihr seelenverwandt, und machte gerade selber eine schmerzhafte Scheidung durch. FACE VALUE gefiel ihr und sie dachte, ich würde sie verstehen. Ich suchte dann mit ihr – eigentlich für sie – die Songs aus. Dieses Album SOMETHING’S GOING ON ist toll.

Nur wenige haben als Solokünstler mehr Platten verkauft als du, es muss also unglaublich schwer gewesen sein, Material auszuwählen. Denkst du da nicht manchmal, „das wird Erfolg haben“ statt, „das ist gut“, weil dein Hauptanliegen ist, diesen Erfolg aufrecht zu erhalten?
Das passiert automatisch. Man kann gar nicht anders, als Sachen danach zu beurteilen, welche Chartposition sie erreichen. BOTH SIDES lief nicht ganz so gut – na ja, es wurde immer noch elf Millionen mal verkauft. Aber mir war bewusst, dass alle sich wünschten, ich würde wieder Sachen wie ›You Can’t Hurry Love‹ und ›Sussudio‹ machen. Stattdessen wurde ich ganz ernst und düster. Die Leute sagten: „Du hast deinen Sinn für Humor verloren, Phil“. Sie wussten nicht, was sie damit anfangen sollten.

Eine Zeitlang warst du absolut un­­cool. Wie fühlte es sich also an, als du plötzlich von den hipsten Künstlern überhaupt – Kelis, Ol’ Dirty Bastard und Wu-Tang Clan – gefeiert wurdest?
Es fühlte sich großartig an – das waren meine Leute! Diese R&B-Künstler waren nicht so konditioniert, sie hatten nicht diesen Hintergrund der Rock-Kritiker, und das ist erfrischend. Was in der „Sun“ steht, verbreitet sich überall. Was im „Philadelphia Inquirer“ steht, bleibt in Philadelphia. Sie hatten also nichts von all dem mitbekommen. Sie waren nicht vorbelastet und hatten keine Vorurteile.

Und Taylor Hawkins von den Foo Fighters schrieb dir eine Nachricht …
Er schickte mir eine sehr nette E-Mail: „Wir bei den Foo Fighters finden dich super. Lass dich nicht unterkriegen“. Ich hatte diese Story für den „Rolling Stone“ gemacht, die um die Welt ging. Dieser Journalist hatte drei Tage mit mir verbracht und wir unterhielten uns über alles Mögliche. Sie sagten: „Wenn drei Ehen zerbrochen sind und deine Kinder nicht bei dir wohnen … es ist ein gefährliches Wort, aber hast du je an Selbstmord gedacht?“ Ja, das habe ich. Und ich bekam Anrufe: „Sag das nicht! Was werden deine Kinder in der Schule sagen?“ Da war dann ein Bild von mir mit Davy Crocketts Gewehr und Axt. Ich fand es sehr lieb, dass er sich die Zeit genommen hatte, mir zu schreiben.

Du hattest verkündet, dass du dich zur Ruhe setzt, und jetzt tust du es doch nicht. Was ist passiert?
An einem Tag sagt man etwas und es geht eben um die Welt. Ich ging in Ren­­te, damit ich zu Hause Zeit mit meinen Kindern verbringen kann. Dann verließ mich meine Frau und nahm die Kids mit – sie zogen nach Miami –, da fand ich mich dann in einem Vakuum ohne Arbeit wieder. Ich wollte eigentlich nicht arbeiten und die Kinder waren nicht da.

Das klingt furchtbar.
Schön war das nicht. Es gab ein großes Loch in meinem Leben und ich fing an, zu trinken. Ich hatte aufhören wollen, damit ich bei meinen Kindern sein konnte. Und damit ich vielleicht etwas anderes tun konnte – keine Ahnung, was –, auch wenn ich fand, ich hätte das Recht, nichts zu tun. All diese Dinge passierten. 2000 das mit dem Ohr – ich verlor auf der linken Seite mein Gehör – und dann (hebt schmerzvoll den Arm) das mit dem Arm [eine Verletzung an der Wirbelsäule 2009 beschädigte seine Nerven und er konnte nicht mehr Schlagzeug spielen]. Ich wurde mehrmals operiert. Spielen kann ich jetzt immer noch nicht, aber es ist besser geworden.

Hast du wieder mit dem Trinken aufgehört?
Oh ja. Seit über drei Jahren habe ich keinen Alkohol getrunken. Fast wäre ich da­­ran gestorben, meine Organe fingen an zu versagen. Es war einfach eine Rei­he von Dingen und ich wollte eben je­­mand anderes sein. Ich stehe zu meinem Wort, aber da ist eben dieses Loch, das es zu füllen galt, also kann ich genauso gut etwas machen.

Bereust du irgendwas?
Nicht wirklich. Die ernsten Sachen wären: „Würdest du dich mehr für die Ehe anstrengen?“ Aber eins führt eben zum anderen. Es gibt ein paar Leute, mit denen ich gerne zusammengearbeitet hätte – Miles Davis oder Aretha Franklin. Meine Tochter sagte, es sei gefährlich, nicht mehr zu arbeiten – „das ist ein Teil von dir, du bist ein Songwriter“ –, und ich begriff, wie wichtig es ist. Das Schöne ist, dass mir jetzt klar wird, dass man mich vermisst.

Jetzt überall am Kiosk: Genesis – das Sonderheft!

- Advertisement -

Weiterlesen

Marcus Trummer: Blues aus Kanadas Prärie

Der junge Aufsteiger aus dem Bundesstaat Alberta hat ein bemerkenswertes Debütalbum vorgelegt. Sein faltenfreies Bübchengesicht täuscht: Der 23 Jahre alte Aufsteiger Marcus Trummer bewegt sich...

Little Steven: Lebensweisheiten

Archiv, 2019 Er ist Little Steven, Gitarrist in Bruce Springsteens E Street Band und gefeierter TV-Darsteller. Für uns denkt der Vielbeschäftigte über seine Musik,...

Aktuelle Ausgabe: CLASSIC ROCK #135 jetzt im Handel!

Die neue Ausgabe von CLASSIC ROCK ab sofort überall im Handel erhältlich! Oder hier direkt versandkostenfrei bestellen... Titelstory: Queen 40 Jahre THE WORKS +...

2 Kommentare

  1. Hat der Autor ein persönliches Problem?
    Ich kann ihm nur ärztliche Hilfe empfehlen.
    Phil Collins war eine der großen musikalischen Gestalten der 80er Jahre.
    Wer hat ihn jemals angegriffen?
    Möchtegernmusiker, Gescheiterte, Versager, die dazu verurteilt waren, darüber zu schreiben, was sie selber gerne gewesen wären. Amüsant!

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Advertisment -

Welcome

Install
×