Das Leben nach Saigon Kick
Jason Bieler ist in seiner Hauptfunktion der Gitarrist, Hauptsongwriter und Teilzeit-Produzent von Saigon Kick, deren Debüt 1991 zwar nicht sonderlich erfolgreich, aber verdammt gut war. Der Nachfolger, THE LIZARD (ausgezeichnet für über 500.000 verkaufte Einheiten), sowie die Platin-Single ›Love Is On The Way‹ dürften die bekanntesten Releases der Band sein. Etliche Reunion-Versuche verliefen im Sande, der letzte Output, BASTARDS, stammt aus dem Jahr 1999, und für 2021 ist wohl ein neuer Longplayer in der Mache. SONGS FOR THE APOCALYPSE ist quasi der zweite Solostreich Bielers, Unterstützung erfährt er gleich von einer ganzen Reihe von Freunden wie Todd LaTorre (Queensrÿche), Dave Ellefson (Megadeth), Devin Townsend, Pat Badger (Extreme; mit ihm hat Bieler mal in der kurzlebigen Supergroup TransAtlantic musiziert), Butch Walker, Bumblefoot (ehemals bei Guns N’ Roses), Kyle Sanders (Hellyeah), Benji Webbe (Skindred), Jeff Scott Soto und Clint Lowery (Sevendust). Trotz der vielen Mitstreiter wirkt das Album wie aus einem Guss und hat haufenweise starke Songs im Repertoire.
Der Opener ›Apology‹ hätte sich auch bei Saigon Kick gut gemacht, ›Bring Out Your Dead‹ erinnert fast ein wenig an Korn, allerdings mit vernünftigem Gesang. ›Annalise‹ hat einen sehr seltsamen Rhythmus, ist verspielt und doch einnehmend, ›Anthem For Losers‹, verkörpert einen nahezu perfekten Popsong. Bieler selber beschreibt das Album folgendermaßen: „Es sollte in etwa so klingen, als ob Neurosis mit Supertramp in einem Schneesturm steckengeblieben wären, dann tauchte Jellyfish auf, und sie alle beschlossen, Barry-Manilow-Cover im Stil von Meshuggah zu machen, aber im Walzertakt mit leichtem Country-Fundament… doch für die Massen zugänglich“. Klingt abgefahren, ist es auch. Eine der interessantesten Achterbahnfahrten
der letzten Jahre.
8 von 10 Punkten
Jason Bieler And The Baron Von Bielski Orchestra, SONGS FOR THE APOCALYPSE, FRONTIERS/SOULFOOD