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John Garcia plays Kyuss – Kind der Wüste

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John Garcia plays Kyuss – Kind der Wüste

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John Garcia 2John Garcia hat dem Stoner Rock-Genre zu Ruhm und Ehren verholfen, selbst davon aber nur wenig abbekommen, zumindest in monetärer Hinsicht: Nun ist der Sänger zurück – mit alten Kyuss-Songs und neuen Mitmusikern. Wie er 15 Jahre nach dem Split der Band auf diese Idee gekommen ist, verrät er im CLASSIC ROCK-Interview.

Text: Petra Schurer

John Garcia ist erleichtert: „Bislang hat noch niemand mit Tomaten nach mir geworfen!“ Puh, die Rock-Welt braucht also doch noch Kyuss-Songs. Und dabei ist es sogar egal, ob da nun ein Josh Homme, Nick Oliveri und Scott Reeder mit Garcia auf der Bühne stehen oder drei neue Mitstreiter, nämlich der Belgier Bruno Fevery (Gitarre; auch bei Monza) plus die beiden Holländer Jacques de Haard (Bass) und Rob Snijders (Drums; beide Ex-Celestial Season, jetzt Agua De Annique).

Doch im Vorfeld der Europa-Shows, die gerade unter dem Banner „Garcia plays Kyuss“ gelaufen sind, gab es ordentlich böse Kommentare in den Riff-Foren: „Ausverkauf“ und „Geldgeilheit“ zählen da noch zu den nettesten verwendeten Vokabeln.

Logisch, dass John Garcia darüber wenig erfreut ist und alles daran setzt, sein Projekt zu verteidigen. „Ich bin nicht pleite“, betont er, „denn wie schon zu Kyuss-Zeiten arbeite ich als Veterinärtechniker, habe also einen geregelten Job. Und der macht mir ebenso viel Spaß wie mein Musikerdasein. Es ist schön, gebraucht zu werden – da macht es mir auch nichts aus, wenn ich nachts um 3 Uhr angerufen werde, um bei einer komplizierten Operation zu helfen.“

Nun hat sich Garcia jedoch ein Sabbatical gegönnt. Er will sich nämlich nicht nur auf Kyuss-Songs stürzen, sondern plant auch ein Soloalbum. Unter dem Banner Garcia vs. Garcia möchte der 39-Jährige zu alter Stärke zurückfinden. Denn, so ehrlich ist er auch selbst, mit Slo-Burn, Unida und Hermano hat er zwar Erfolge gefeiert, doch die be-ruhen hauptsächlich auf seinem Post-Kyuss-Ruhm.

Den nutzt Garcia auch heute noch aus: Die jetzige Tour „dient dazu, Garcia vs. Garcia bekannt zu machen“, gibt er offen zu. „Doch im Grunde ist das auch nicht anders als das, was Josh Homme damals mit dem Kyuss-/Queens Of The Stone Age-Split gemacht hat: Er wollte das Album als Sprungbrett benutzen, was ja auch geklappt hat. Nur musste er im Gegensatz zu mir keine Prügel dafür einstecken.“

Was jetzt ein bisschen nach gekränkter Künstler­ehre klingt, ist in Wahrheit allerdings weniger dramatisch für Garcia, als man denken würde. Denn er ist, schließlich sind 15 Jahre seit dem Split von Kyuss ins Land gezogen, inzwischen deutlich erwachsener und abgeklärter als früher. Zudem hat sich auch der Drogennebel weitgehend verzogen. Daher blickt er nun auch mit gesunder Distanz auf die Neunziger zurück und freut sich darüber, Teil einer derart einflussreichen Band gewesen zu sein. „Mir macht es heute nichts mehr aus, über Kyuss zu sprechen – das sah vor zehn Jahren noch völlig anders aus“, bekennt der Kalifornier freimütig. „Ich habe erkannt­, welch enormen Status diese Band immer noch hat. Und es er-füllt mich mit Stolz, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte. Ich denke gerne an die alten Zeiten zurück, auch wenn ich mich nicht mehr an alles erinnern kann – vor allem nicht an die Nächte, die ich mit Nick Oliveri verbracht habe…“

Die wilden Partyjahre liegen heute hinter Gracia. Zwar ist er auch 2010 kein Kind von Traurigkeit, doch mit Anfang 20 rockt man eben doch etwas wilder als mit knapp 40. Was nicht heißt, dass der Sänger die Zeit zurückdrehen möchte. „Früher war ich ein ganz anderer Mensch“, sagt er nachdenk-lich. „Daher kann ich auch keinen Vergleich anstellen zwischen früheren Kyuss-Auftritten und den heutigen Shows. Die Atmosphäre ist nicht mehr dieselbe. Das liegt an den neuen Leuten, jedoch eben auch an mir selbst. Aber ich finde es 2010 noch immer genauso aufregend, auf der Bühne zu stehen wie damals Anfang der Neunziger.“

Zudem, und das lassen die Garcia-Kritiker außer Acht, bietet sich nun für jüngere Fans zum ersten Mal die Gelegenheit, Wüstenhymnen wie ›Gardenia‹, ›Green Machine‹ oder ›Demon Cleaner‹ live zu sehen. Sicherlich wäre es schöner, wenn die Stücke vom Original-Line-up runtergerifft würden. Doch seien wir ehrlich: Sie klängen weder großartig anders – noch wäre ein solches Szenario im Moment realistisch. Das sieht auch John Garcia so: „Josh und ich mailen zwar hin und wieder, mit Alfredo Hernandez telefoniere ich öfter, ebenso mit Scott und Brant. Aber wir sind nicht sehr eng befreundet. Es ist, wie es ist. Und ganz ehrlich: Ich habe auch kei-nen der alten Weggefährten gefragt, ob sie am jetzigen Projekt beteiligt sein wollen. Denn das wäre auch unfair gewesen, da ich ja auch Stücke von Slo-Burn, Unida oder Garcia vs. Garcia spielen will. Außerdem glaube ich nicht, dass Josh Ja gesagt hätte. Und er ist einzige Person, die Kyuss wieder zusammenbringen könnte. Wer das möchte, muss also ihn fragen. Ich warte auf seinen Anruf!“, setzt er lachend nach.

Doch so richtig viel Zeit, um neben dem Telefon zu sitzen, bis endlich mal Hommes Nummer im Display zu sehen ist, hat Garcia ohnehin nicht. Er brütet gerade über der Wunschgästeliste für sein Soloalbum, das Ende 2011 erscheinen soll. Da steht natürlich Josh Homme drauf, ebenso die alten Kyuss-Mitstreiter Nick Oliveri und Brant Bjork. Zudem möchte Garcia gerne mit Dave Wyndorf und Ed Mundell von Monster Magnet arbeiten, und auch sein alter Hermano-Weggefährte Dave Angstrom soll nach Möglichkeit mit von der Partie sein. Noch ist nichts im Detail durchgesprochen, er hat auch noch keine Einladungen verschickt, doch in Garcias Kopf sind die Positionen für die einzelnen Songs bereits vergeben. Sein Ziel ist es, für jeden Musiker einen passenden Part zu finden, in dem er seine Talente am besten entfalten kann und zudem durch seine Mitrocker zu neuen kreativen Höhenflügen inspiriert wird. Garcia selbst sieht sich in der Tradition der großen Solokünstler, die es schaffen, Emotionen in ihren Songs zu transportieren, dabei nie ihren eigenen Charakter verleugnet ha-ben und ihre Energie eben auch aus unterschiedlichen Line-ups gezogen haben. „Ich liebe Musik, die mich persönlich berührt und dazu bringt, selbst aktiv zu werden oder Bilder in meinem Kopf erzeugt. Dabei ist es egal, ob ich danach Lust dazu habe, mit dem Auto durch die Gegend zu fahren und die Einsamkeit zu genießen oder den Mut fasse, ein Mädchen ansprechen. Johnny Cash ist einer der Musiker, die bei mir immer etwas ausgelöst haben. Ich liebe seinen Bariton. Mein Vater und ich haben oft gemeinsam seine Platten angehört. Leider leben beide nicht mehr, aber Cashs Musik erinnert mich immer an diese wunderschönen Momente mit meinem Dad.“

Und da ist er wieder, der Nostalgiker in John Garcia. Doch lähmende Schwermut schwingt nicht in seiner Stimme mit. Er spricht sehr ruhig und deutlich, wägt die Worte sorgsam ab. Seine schwarze Sonnenbrille dient nicht, wie so oft bei Musikern, als Versteck, sondern wirklich nur als Schutz vor den grellen Mittagsstrahlen. Es wirkt tatsächlich so, als ruhe er in sich – und das, obwohl er in wenigen Stunden beim Roadburn-Festival vor mehreren Tausend Menschen auftreten wird und daher allen Grund zur Nervosität hätte.

Vielmehr lehnt er sich entspannt zurück und erzählt von seinen musikalischen Helden – neben Cash sind das zum Beispiel Earth, Wind & Fire, The Cult, Johnnie Taylor oder The Ohio Players. Ein spannender Kontrast zu dem, was seine damaligen Kyuss-Kollegen gut fanden – deren Lieblingsmusik war Punk Rock. Streit gab es deswegen jedoch keinen, im Gegenteil: Die Musiker interessierten sich für die Helden des jeweils anderen. Und dieses Interesse bildete die Basis für den Sound von Kyuss. Isoliert von den Musikszenen in Los Angeles, San Diego oder New York, entwickelten die Rocker in Palm Desert, 150 Kilometer südöstlich von LA, ihre Songs: Der Wüstenrock war geboren.
Geplant hatten die Musiker das nicht. Sie spielten einfach ohne Hintergedanken drauflos, wie Teenager das eben tun. Entstanden sind die Stücke in den Schlafzimmern und Garagen der Familien Bjork und Homme. „Ich bin glücklich, dass ich Brant und Josh zur damaligen Zeit kennen gelernt habe. Denn so, wie ich die beiden erlebt habe, wird sie nie wieder jemand sehen. Es war schon etwas Besonderes, das wir gemeinsam geschaffen haben“, sinniert Garcia. „Und heute ist mir klar: Nichts kommt an die Zeit bei Kyuss heran. Die Band ist wie meine erste Liebe – ihr gehört für immer ein Teil meines Herzens. Alle Projekte, die ich danach gemacht habe und in Zukunft angehen werde, müssen sich dem Vergleich mit Kyuss stellen.“

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