Ja, man mag es kaum glauben: Das Folkfestival in Rudolstadt ist schon seit Jahrzehnten eine Institution und gilt heute als größtes Folk- und Roots Rock-Festival Europas. Und da passt John Hiatt natürlich perfekt ins Bild. Im Heinepark betritt er mit seiner dreiköpfigen Band die riesige Bühne und schmettert erst einmal ›Master Of Desaster‹. Schon von der ersten Minute an rockt der fast 60-jährige Ausnamemusiker mit ganzer Leidenschaft.
Auch seine Mitmusiker in Hochform. Gitarrist Doug Lancio (der sich einen Namen als langjähriger Produzent und Saitenmeister bei Grammy-Preisträgerin Patty Griffin machte) zaubert auf seinen sechs Seiten wunderschöne Kläne. Bei besagten Opener kann er Neil Young getrost die Hand reichen, bei ›Tennessee‹ hat er dem Publikum ein unglaubliches Slide-Solo um die Ohren und zeigt bei ›Real Fine Love‹ Gefühl, indem er es mit einem wunderschonen atmosphärischen Intro versieht.
Hiatt liefert ein großartiges Greatest Hits-Set und spielt lediglich zwei Songs aus seinem aktuellen Album DIRTY JEANS & MUDSLIDE HYMNS. Von seinem Meisterwerk SLOW TURNING aus dem Jahre 1988 spielt er ganze fünf Songs. Während die Zeit immer weiter voranschreitet, geben auch die Musiker immer mehr Gas, werden lauter und ungestümer. Nur ›Feels Like Rain‹ lässt einen mal kurz verschnaufen.
Hiatt ist mehr als gut drauf. Das sieht man nicht nur an seinem Spiel, sondern auch an seiner humorvollen Präsentation. Mit der Nashville-Hymne ›Memphis In The Meantime‹ ist das Set dann plötzlich zu Ende. Doch die Leute haben noch nicht genug von Hiatt und fordern eine Zugabe, die er mit ›Rinding With The King‹ gewährt. Ein schöner Abend!