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Lebenslinien: Jeff Beck

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Lebenslinien: Jeff Beck

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Über ein langweiliges Leben konnte sich Jeff Beck wahrlich nicht beschweren: Er hat es geschafft, Sly Stone persönlich zu Gesicht zu bekommen, Eric Clapton in blanke Wut zu versetzen, mit Mick Jagger verwechselt zu werden und vor Frank Zappas Auffahrt die Reifen glühen zu lassen. Und selbst zur Gitarrenlegende zu werden.

Er war mit seiner Jeff Beck Band erfolgreich, ebenso mit den Yardbirds, und als Solokünstler gehörte er zu den letzten Gitarrenlegenden: Jeff Beck. In einem unserer Interviews vor einigen Jahren plauderte er aus dem Rockkästchen: Beck erzählte von seinen Begegnungen mit Weggefährten wie Mick Jagger, Stevie Ray Vaughan, Cozy Powell und vielen mehr. Eines sei dabei schon jetzt verraten: Nicht nur die Gitarre, sondern auch der Schalk war Becks ständiger Begleiter.

JIMI HENDRIX


Als ich ihn das erste Mal sah, das war ganz am Anfang seiner Karriere, bei einer seiner ersten Shows in Großbritannien, wusste ich sofort, dass er es uns in Schwierigkeiten bringen würde. Sein Auftritt? Einfach gigantisch! Er hatte alle Tricks drauf, fackelte seine Gitarre ab, schleuderte sie um seinen Nacken herum und so weiter. Sein Showtalent war quasi der letzte Sargnagel für unsere Band, zumindest für mich und Eric Clapton. In Sachen Temperament stand ich ihm zwar in Nichts nach, aber er bot eindeutig das bessere Paket: Seine Kombination aus Performance und Weltklasse-Songs konnte ich nicht toppen.

Ich kannte ihn zwar nicht wirklich gut, aber es gab eine Zeit, in der ich ihn etliche Male in London besucht habe. Einmal hatte er mich in die Olympic Studios eingeladen. Ich brachte ihm einen Bottleneck mit, den er auf ›Axis: Bold As Love‹ eingesetzt hat. Ein anderes Mal haben wir uns in New York getroffen und gemeinsam in Steve Pauls Club „The Scene“ gejagt.

Am Tag von Jimis Tod bekamen Reporter über Umwege meine Telefonnummer heraus. Sie riefen mich an und fragten, wie ich darüber denke würde. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir verdammt mies. Ich war suizidal, denn meine Freundin hatte mich gerade verlassen. Und dann auch noch das! Zunächst dachte ich, dass sie mich verarschen wollten. Erst als immer mehr Leute anriefen, wurde mir klar, dass es kein Scherz war, sondern eine echte Tra-gödie.

ERIC CLAPTON


Ich weiß, dass er nicht begeistert war, als ich seinen Posten bei den Yardbirds übernahm. Anfangs dachten nämlich alle, dass mit seinem Ausstieg das Ende der Band besiegelt wäre. Doch schon bei meinem ersten Gig mit ihnen im Marquee Club lief alles super, und ich bekam am Ende fetten Applaus. Da war klar, dass die Yardbirds noch lange nicht tot waren.

Zwei Monate nach diesem Auftritt starteten wir plötzlich in den USA durch. Eric war natürlich tierisch wütend darüber. Er hatte sich immer gewünscht, dort zu spielen – wie wir alle. Es war unser größter Traum, der heilige Gral, wenn man so will. Jeder von uns hatte nur ein Ziel: nach Amerika zu fahren und dort all die großartigen Bluesmusiker live zu sehen. Und nun flogen wir hin und hatten schon in der ersten Woche die Gelegenheit, Howling’ Wolf in Chicago zu bewundern. Logisch, dass sich Eric darüber total ärgerte. Aber wenig später gingen auch Cream durch die Decke – und er zeigte allen, dass er es genauso drauf hatte.

Heute ist er ein völlig anderer Mensch als damals. Viel entspannter und auch glücklicher. Ich glaube, er hat erkannt, dass man mit Neid oder ähnlichem nicht weiterkommt. Man muss sich nicht in den Vordergrund drängen, um erfolgreich zu sein. Das hat er bewiesen. Und er konnte den Menschen mit seiner Musik so viel Freude bereiten. Dass er dafür heute gelobt und verehrt wird, ist mehr als verdient.

SLY STONE

Carmine Appice wusste, dass ich ein großer Fan von Sly war. Daher organisierte er eine Recordingsession für mich. Wir fuhren nach San Francisco, um ein paar Songs aufzunehmen. Das Ende vom Lied: Wir saßen erst einmal zehn Tag lang in einem Hotel fest, ohne ihn je zu Gesicht zu bekommen. Als wir es dann endlich schafften, einen Studiotermin zu ergattern und unseren Kram aufgebaut hatten, kam Sly herein, warf einen Blick auf Carmines Drumkit und sagte: „Du kannst die Hälfte davon gleich wieder abbauen, das ganze Zeug brauchen wir nicht!“

Dann verschwand er in irgendeinem Hinterzimmer und kam nicht mehr heraus. Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm er dann schließlich über seine Haussprechanlage Kontakt mit mir auf. Ich saß daraufhin mit verschränkten Beinen in seinem Büro, neben mir hockte Slys Frau und kicherte vor sich hin, und nahm zwei Stunden lang irgendwelche Lieder auf. Das Tape liegt noch bei mir zu Hause in einem Schrank.

COZY POWELL

Ich war auf der Suche nach einem Drummer und hatte eine Probe mit potenziellen Kandidaten angesetzt. Wie üblich war ich spät dran. Alle hatten schon ihre Kits aufgebaut, als ich endlich ankam. Vor mir standen 15 Schlagzeugsets. Und ein weiteres, gigantisches Kit, das mit rotem Glitzer lackiert war. Ich fragte meine Assistentin, wem das Ding gehören würde.

Sie zeigte auf einen Kerl und sagte: „Das ist genau der Typ, den du suchst.“ Also antwortete ich: „Gut, dann lass uns mit ihm anfangen; wenn er nichts kann, können wir immer noch weitersehen.“ Cozy und ich rockten daraufhin los, und nach circa einer Minute sah ich aus dem Augenwinkel, dass alle anderen Schlagzeuger ihr Equipment zusammenpackten.

Powell sah nicht nur so aus, als ob er zu mir passen würde – er hatte es auch musikalisch total drauf. Sein Image war top, seine Technik ebenso. Seit diesem Zeitpunkt verbindet uns eine tiefe Freundschaft. Cozys Idol ist John Bonham. Und für mich ist er selbst eine Art John Bonham geworden.

KEITH MOON


Ich könnte Hunderte von Geschichten über Keith erzählen. Einmal wollte er mir sein Auto verkaufen. Er fing damit an, als wir nebeneinander am Pissoir des „Speakeasy“ standen. „Jeff, ich habe einen tollen Roadster, den ich dir gerne überlassen würde“, sagte er. Ich entgegnete: „Danke, aber ich will ihn nicht.“ Er darauf: „Okay, komm morgen bei mir zu Hause vorbei, dann gebe ich dir die Schlüssel.“

Also stieg ich am nächsten Tag in meine Karre und fuhr zu ihm. Er bog gerade in einem weißen Roll Royce ums Eck, neben ihm auf dem Beifahrersitz saß eine bildhübsche Blondine. Keith nickte und sagte: „Sie gehört dir. Quasi als Einstandsgeschenk.“

Ich folgte ihm ins Haus und bekam ein Zimmer zugeteilt. Darin befand sich nur eine Matratze und eine Jukebox. Abends legte ich mich hin. Mitten in der Nacht ging plötzlich die Musik an. Mein Song ›Beck’s Bolero‹ dudelte aus der Anlage, immer und immer wieder. Es hörte nicht mehr auf, also zog ich irgendwann den Stecker.

Daraufhin kam das Mädchen vom Nachmittag herein und fragte mich: „Jeff, warum hast du die Musik ausgemacht? Keith und ich mochten sie.“ Und dann setzte sie nach: „Übrigens soll ich nicht mehr zu ihm zurück ins Schlafzimmer kommen. Er möchte, dass ich bei dir bleibe.“ Es wurde noch ein tolles Wochenende.

FRANK ZAPPA

Ich fand Frank immer am coolsten, wenn er sich über politische Themen ereifert hat. Wenn ich es mir recht überlege, hätte er wirklich einen großartigen Präsidenten abgegeben. Er kannte sich gut aus in weltpolitischen Themen und hatte außerdem einen wundervoll zynischen Unterton, wenn er mit Leuten darüber diskutierte.

1969, ich spielte noch mit Ronnie Wood in der Jeff Beck Group, hatten wir beide die grandiose Idee, unbedingt Frank kennen lernen zu müssen. Ich wusste, wo er zu diesem Zeitpunkt wohnte. Also mietete ich einen Camarro, und wir fuhren zum Laurel Canyon, wo sein Haus stand.

Um seine Aufmerksamkeit zu erregen, ließ ich direkt davor die Reifen durchdrehen, bis es nur noch nach verbranntem Gummi stank. Und natürlich bekam Frank alles mit. Er kam raus und sagte: „Jungs, die Nummer könnt ihr euch sparen. Kommt einfach so mit rein!“ Und das taten wir auch – mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht.

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