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Lebenslinien: Steve Hackett

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Lebenslinien: Steve Hackett

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Er ist das musikalische Vorbild von Eddie Van Halen und Brian May und trat mit Rick Wakeman im TV auf. Steve Hackett zählt zu den größten Gitarren-Ikonen des gesamten Rock-Genres und schwärmt dennoch von seinen Kollegen wie ein echter Fan.

Steve Hackett 2011 (2)Steve Hackett kann auf eine mehr als 40-jährige Karriere zurückblicken. 1970 stieg er bei Genesis ein und entwickelte sich dank seiner außergewöhnlichen und innovativen Spielweise schnell zum Idol der nachfolgenden Gitarrengeneration. Ende der Siebziger verließ er die Band, machte solo weiter und veröffentlichte bis dato mehr als 20 Studioalben, für die er etliche namhafte Gastmusiker akquirieren konnte. Sein neuestes Werk BEYOND THE SHROUDED HORIZON bietet da keine Ausnahme. Hier tummeln sich Rock-Größen wie Simon Phillips von Toto oder Chris Squire von Yes. Bei so einer langen und erfolgreichen Karriere hat Steve Hackett natürlich so manchen Musiker getroffen bzw. sogar mit ihm zusammengearbeitet. CLASSIC ROCK forscht nach…

Peter Gabriel

Von Peter sind mir viele Dinge im Gedächtnis geblieben. Er ist der Sohn eines Erfinders, und ich denke deshalb, dass er die Kreativität von seinem Vater geerbt hat. Wir verstanden uns von Anfang an bestens, da wir beide sehr konzeptionell denken, wodurch wir schon immer auf der selben Wellenlänge lagen. Allerdings hatten wir ein paar Probleme, die Sprache des anderes zu verstehen (lacht). Peter ist ein außergewöhnlicher Künstler. Während unserer gemeinsamen Zeit bei Genesis baute er mehr und mehr Theater-Elemente auf der Bühne ein. Er wollte die Charaktere, über die er sang, auch darstellen. Peter verbrachte viel Zeit damit, seine Rollen zu proben. Diese Darbietungen machten das Singen recht kompliziert für ihn. Wenn ich heute zurückblicke, frage ich mich oft, ob Genesis ohne Peter genauso erfolgreich geworden wären – ich schätze nicht. Wir wurden auf vielen Magazin-Covern insbesondere wegen Peters Outfits abgebildet. Der Rest von uns war völlig unauffällig. Wir hatten Bärte, Brillen und lange Haare. Peter war eine Fashion-Ikone – und wir das totale Gegenteil (lacht). Hinter der Bühne benahm er sich jedoch nicht so. Er hatte zwar auch seine wilden Momente, war aber meistens kontrolliert und konzentriert. Oft saß er auch nur auf einem Stuhl und aß einen Joghurt oder ein paar Nüsse. Er trank nie Alkohol, war eher ein Anti-Star. Wenn du an ihm vorbeigelaufen wärst, hättest du ihn gar nicht wahrgenommen. In Peters Brust schlagen zwei Seelen. Auf der Bühne ist er ein extrovertierter Typ, hinter den Kulissen aber extrem schüchtern und zurückhaltend.

Steve Howe

Er ist ein unglaublich talentierter Gitarrist. Ich habe ihn zusammen mit Peter Gabriel 1967 oder 1968 in einer Bar in London auf der Bühne gesehen. Die Show hieß „Christmas On Earth“, und er spielte damals in der Band Tomorrow. Steve stand da einfach so auf der Bühne, spielte unglaubliches Zeug und sah noch dazu blendend aus. Sein Stil war unvergleichlich. Während der Bassist und Schlagzeuger so taten, als hätten sie einen Streit, machte er unbeirrt weiter. Peter und ich waren völlig begeistert von diesem jungen Mann. Das war lange Zeit, bevor er schließlich bei Yes einstieg. Aber auch seine Arbeit dort hat mich stets fasziniert. Vor allem Songs wie ›Starship Trooper‹ oder ›Yours Is No Disgrace‹ – dort hört man Steve in Hochform. Er ist ein durch und durch zielstrebiger Mensch. Manchmal ist es nicht so leicht mit ihm, aber das musikalische Ergebnis macht das immer wett. Wir haben zwei Jahre zusammen bei GTR gespielt. Damals wollten wir zeigen, dass es durchaus möglich ist, zwei Lead-Gitarristen in einer Band zu haben, so wie die Stones oder Jeff Beck mit Jimmy Page. Steve und ich haben uns oft gefetzt, da wir nicht dieselben Vorstellungen hatten – doch das Album wurde großartig.

Richie Havens

Genesis sind vor vielen Jahren mal im Londoner „Earl’s Court“ aufgetreten: drei Abende hintereinander mit jeweils 20.000 Leuten. Da vor allem Peter Gabriel und ich große Fans von Richie waren und oft seine Songs hörten, wenn wir gemeinsam zu den Gigs fuhren, fragten wir ihn, ob er nicht Lust hätte, diese Shows für uns zu eröffnen. Er sagte zu. An einem Abend lud ich ihn zum Essen ein, weil ich unbedingt mit ihm zusammenarbeiten wollte. Um ihn nicht zu bedrängen, sprach ich das Thema aber erst einmal nicht an. Am Ende des Abends meinte er auf einmal: „Steve, warum machen wir nicht zusammen Musik?“ Ich war begeistert und erwiderte, dass ich mir nichts Tolleres vorstellen könnte. Kurze Zeit später hörte ich bei Genesis auf, rief Richie einfach an und fragte, ob er nicht auf meinem Album PLEASE DON’T TOUCH mitwirken möchte. Und er sagte wirklich zu! Ich arbeitete gerade in L.A., und er kam ohne Umschweife aus New York zu mir geflogen. Einer der Studiomitarbeiter holte ihn vom Flughafen ab. Und Richie beharrte darauf, all sein Equipment zu sich auf den Rücksitz zu nehmen. (lacht) Nach dem Check-in im Hotel kam er gleich ins Studio. Wir nahmen einen Song mit ihm auf, und als das Lied fertig eingespielt war, kam er zu mir und fragte, ob ich noch mehr Material hätte, das wir aufnehmen könnten. Ich sagte: „Ja, ich habe da noch einen weiteren Song, bin mir aber nicht sicher, ob ich ihn dir vorspielen soll.“ Er wollte ihn hören, war total angetan davon und spielte auch ihn ein. Es war unglaublich: Er lernte beide Songs, nämlich ›Icarus Ascending‹ und ›How Can I?‹, an Ort und Stelle, es ging rasend schnell. Er benahm sich überhaupt nicht wie ein Star, war hochkonzentriert und professionell. Es war phänomenal, ihn in Aktion zu sehen. Immer wenn Richie in London auftritt, versuche ich, zu seiner Show zu gehen und später Hallo zu sagen.

Brian May

Ich war gerade in Rio, als Queen bei „Rock In Rio“ als Headliner auftraten. Da ich wusste, in welchem Hotel sie untergebracht waren, ergriff ich die Chance und ging hin, um sie anzusprechen. Und es klappte tatsächlich! Ich betrat das Hotel, wo gerade eine Party stattfand. Dort entdeckte ich Brian und lief zu ihm rüber. Als er mich sah, sagte er erfreut: „Hallo Steve, schön dich endlich kennen lernen zu dürfen. Du bist eines meiner größten Vorbilder.“ Er erwähnte den Song ›The Musical Box‹ von NURSERY CRYME, dem ersten Genesis-Album, auf dem ich mitgewirkt habe. Er sagte, ich hätte ihn inspiriert. Ich fühlte mich wirklich geschmeichelt und war stolz darauf, ein Vorbild für einen so außergewöhnlichen Musiker zu sein. Brian und ich haben später auch oft miteinander gearbeitet. Wie Richie Havens hat auch er die Songs immer sehr schnell gelernt. Außerdem besitzt er einen unglaublichen Enthusiasmus: Als er gerade seine Scheidung durchmachte, es also privat alles andere als rund lief, arbeitete er mit mir an meinem Album FEEDBACK 86, das erst einige Jahre nach den Aufnahmen erschien. Und trotz der harten Zeit, die er gerade durchmachte, brachte er wirklich tolle Ideen mit ein und spielte absolut wundervoll. Er hat es immer geschafft, mich so zu motivieren, dass ich das letzte Quäntchen Energie aus mir herausholen wollte.

Eddie van Halen

Ich habe ihn noch nie persönlich getroffen, fühle mich aber immer geehrt, wenn er mich als eines seiner Vorbilder bezeichnet. Ich glaube, ich muss ihn mal kennen lernen. Denn er gab einer Technik, die ich vor vielen Jahren entwickelt habe, ihren Namen. Ich nannte sie damals schlicht „Nailing“, er taufte sie „Tapping“ – was sich schließlich eingebürgert hat. Man spielt dabei mit beiden Händen auf dem Gitarrenhals, ganz so, als ob man ein Keyboard bedienen würde.

Rick Wakeman

Ich trat mal zusammen mit Rick in einer Fernsehshow auf – er moderierte Anfang der Achtziger nämlich die TV-Sendung „Gastank“, und ich gehörte zu seinen Gästen. Er interviewte mich, und danach performten wir noch einen Song. Rick ist ein begnadeter Musiker – und neben Steve Howe und Chris Squire ein weiteres Yes-Mitglied, mit dem ich gemeinsame Sache gemacht habe. Es gab wirklich viele Kollaborationen zwischen Musikern von Yes und Genesis (lacht). Aber diese TV-Geschichte ist schon lange her. Ich habe Rick erst kürzlich im Londoner „Hampton Court“ gesehen. Dort führte er erneut THE SIX WIVES OF HENRY VIII auf – mit einem großen Orchester und allem, was sonst noch dazu gehört. Das war großartig. Nach der Show ging ich hinter die Bühne, um ihn zu begrüßen, da sah er völlig erledigt aus. Doch das macht nichts, denn wir treffen uns öfter – allerdings meist rein zufällig.

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