Eines muss man Glenn Hughes lassen: Der einstige Deep Purple-Basser weiß, was er auf der Bühne zu tun hat. Oder glaubt es zu wissen: Keine Minute vergeht, ohne dass der 59-Jährige nicht irgendeine Pose einnimmt. Sei’s das weit aufgerissene Maul, der senkrecht in die Luft gereckte Bass oder die zwei Pommesgabeln, wofür sich der Brite regelmäßig in der Mitte der Bühne aufbaute. Vielleicht ist das auch eine Generationsfrage – dass Altrocker wie Hughes es als ihre Pflicht ansehen, live alles abzurufen, was man einst gelernt hat? Und dass langjährige Purple-Fans genau dieses Gepose erwarten? Wer weiß.
Wie dem auch sei – auch seine drei Kollegen ro-cken die Münchner Theaterfabrik und geben alles. Allen voran: Joe Bonnamassa. Der New Yorker ist neben Hughes klar der Tonangeber dieser Allstar-Formation. Riff um Riff und Solo um Solo haut der Blues-Gitarrero raus, dass es eine wahre Freude ist, den Ausnahmekönner aus nächster Nähe zu beäugen. Jason Bonham wiederum trommelt solide und punktgenau, vom genialen Drumming seines Vaters ist der Glatzkopf allerdings doch ein Stück entfernt. Wäre man darauf aus, einen Fremdkörper innerhalb BCC auszumachen, fiele die Wahl unweigerlich auf Derek Sherinian. Die Sounds, die der einstige Dream Theater-Keyboarder erzeugt, sind unter dem druckvollen Groove-Rock von Hughes, Bonnamassa und Bonham oft kaum wahrzunehmen. Einzig bei einigen Intros oder seinem eindrucksvollen Orgelsolo erklingen die Etüden des 44-Jährigen in voller Lautstärke.
Alles in allem hält das Quartett jedoch, was sein Ruf verspricht – und liefert eine kraftvolle Live-Show ab. Zu hören gibt’s sechs Stücke vom Debüt (darunter das rasante ›Black Country‹, das grandiose ›Beggarman‹ sowie das epische ›Song Of Yesterday‹), acht Titel vom Nachfolger 2 (u.a. den Heavy Rocker ›Crossfire‹, das an Lep Zeppelin erinnernde ›The Battle For Hadrian’s Wall‹ und den Blues-Hammer ›I Can See Your Spirit‹) sowie den Bonnamassa-Song ›The Ballad Of John Henry‹ als auflockernde Einlage. Mit dem besten Lied des Abends entlassen Hughes & Co. ihre Fans dann in die Münchner Sommernacht. Ironischerweise stammt es gar nicht von Black Country Communion selbst: ›Burn‹ ist be-kanntlich von Deep Purple.
Text: Lothar Gerber