Ein Thrill, der noch immer zündet.
Seit 2005 begibt sich das letzte Blues-Original jedes Jahr auf endgültige Abschiedstournee, um 12 Monate später sich dann doch zu revidieren. Schließlich gibt es für einen seit den späten vierziger Jahren auf Achse befindlichen Pionier nichts schlimmeres als Stillstand.
Bevor der 86 Jahre alte B.B. King mit seinem Oktett Klassiker wie ›Rock Me Baby‹ oder ›Key To The Highway‹ auspackt, wird das Publikum in der Frankfurter Festhalle auf eine große Geduldsprobe gestellt: Robert Randolph & The Family Band und Kenny Wayne Shepherd Band bestreiten etwas langatmig das Vorprogramm.
Als B.B. King schließlich von seiner Entourage auf die Bühne geführt wird, im Sessel Platz nimmt und sich seine Gitarrensonderanfertigung der Marke Gibson namens „Lucille“ umschnallt, zündet Magie unmittelbar: ›I Need You So‹ quengelt King unnachahmlich. Seinen Initialen B.B („Blues Boy“) erweist King in den rund 70 Minuten Spielzeit alle Ehre. Wirklich jeder Akkord, jedes Solo sitzt. Jahrzehntelange Routine paart sich charmant mit der Spontaneität des Augenblicks, wenn das Vorbild der British Blues Invasion in ›See That My Grave Is Kept Clean‹ sich um die Zeit nach dem Ableben Sorgen macht. ›The Thrill Is Gone‹ beklagt eine erloschene Liebe – doch in B.B. King brodelt es wie im Innern eines Vulkans kurz vor dem feurigen Ausbruch. Für die letzten 15 Minuten verstummt „Lucille“ – B.B. King kritzelt Autogramme, verteilt Gitarrenplektren und genießt die Verehrung, die er entgegenbracht bekommt. Hoffentlich steht der greise Blues-Veteran noch lange auf der Bühne.