Ende September 1967: Edgar Froese gründet Tangerine Dream
Endlich Nägel mit Köpfen machen wollte Edgar Froese. Nach diversen gescheiterten Bandversuchen sollten sich die stark vom Londoner Underground (u. a. Pink Floyd) beeinflussten Künstlervisionen des 23 Jahre alten Gitarren-Autodidakten erfüllen. Mit den Kommilitonen Volker Hombach (Saxophon, Flöte, Geige), Lanse Hapshash (Schlagzeug) und Kurt Herkenberg (Bass) gründete Froese Ende September 1967 Tangerine Dream. Ersten Auftritten in und um Berlin folgte 1968 die Teilnahme bei den Essener Songtagen. Anerkennung für das etwas grobe Hardrock-Free-Jazz-Gemenge ließ indes auf sich warten.
Erst ein Jahr später stellten sich erneut Weichen günstig, als Drummer Klaus Schulze einstieg. Mit Schulze und dem Joseph-Beuys-Schüler Conrad Schnitzler entstand 1970 bei einer exzessiven Session das LP-Debüt ELECTRONIC MEDITATION. Da taumelte das durch Organist Jimmy Jackson und Flötist Thomas Keyserling ergänzte Triumvirat durch Klanggrotesken wie ›Journey Through A Burning Brain‹.
Wenig später trennten sich sowohl Schnitzler als auch der bald immens erfolgreiche Schulze von Froese. Für den abermals auf Rolf-Ulrich Kaisers und Peter Meisels Ohr-Label 1971 erschienenen Nachfolger ALPHA CENTAURI rekrutierte Froese Christoph Franke (samt dessen VCS3 Analog Synthesizer), Steve Schroyder sowie weitere Gäste und stellte den Sound um. Als perfektes Aushängeschild von Kaisers Ohr-Nachfolger Kosmische Kuriere (später: Kosmische Musik) erschuf die neue Crew jene reduzierte Synthesizer- und Mellotron-Ästhetik, die die nächsten Werke wie ein roter Faden durchziehen sollte: Sinistre, kilometerlange Instrumental-Suiten mit versponnenen Sci-Fi-Songtiteln. Wenig später ersetzte Tastenvirtuose Peter Baumann Schroyder.
Noch entspannter tönte der Klang-Avantgardismus auf der Doppel-LP ZEIT, 1972 europaweit mehrheitlich in gothischen Kathedralen aufgeführt. Ein Jahr später konnte das Trio mit dem noch feiner gewebten ATEM das Interesse von BBC-Radio-DJ John Peel und Virgin-Labelboss Richard Branson wecken. Mit den Edelwerken PHAEDRA (1974), RUBYCON, RICOCHET (beide 1975) und STRATOSFEAR (1976) gelang der internationale Durchbruch.